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18 NEW BUSINESS | MAI 2018
Foto: Fotolia/denisismagilov
Auch die Onkologie steht vor einem Umbruch: Digitalisierung,
umfassende Tumordiagnostik und der
Einsatz von Big Data gehören aktuell zu den meistdiskutierten
Themen. Jedes Jahr erkranken in Österreich
etwa 39.000Menschen neu an Krebs, die Möglichkeit
einer Tumorerkrankung steht ganz oben auf der Liste
der gesundheitlichen Zukunftsängste. Aber Krebs
ist nicht gleich Krebs. Deswegen muss der jeweilige
Tumor erst einmal unter die Lupe genommen werden,
um herauszu nden, welche Therapiemöglichkeit
die geeignete ist. Und hier hilft Big Data. Dr.Marlene
Thomas, International Scienti c Director für Personalisierte
Medizin bei Roche in Basel, ist von den Vorteilen
begeistert: „Die Digitalisierung wird nicht nur die
Behandlung von Krebspatienten, sondern vor allem
auch die Forschung revolutionieren. Wir bei Roche
sind fest davon überzeugt, dass die sinnvolle Nutzung
von Big Data die nächste Generation der personalisierten
Medizin einläuten wird.“
Klinische Daten für zielgerichtete Therapien
In der Onkologie kommt Big Data bereits heute zum
Einsatz, etwa bei Daten, die sich unter anderem aus
neuen diagnostischen Verfahren, wie zum Beispiel der
Gensequenzierung, ableiten. „Ein aktuelles Beispiel ist
unser Service FoundationOne®. Dieser testet zunächst
eine Tumorprobe auf über 300 Genmutationen, die
für die Entstehung des Tumors relevant sein können.
Im nächsten Schritt interpretieren hoch quali zierte
Bioinformatiker die gefundenen Genmutationen basierend
auf der Erfahrung von mehr als 100.000untersuchten
Proben“, so Marlene Thomas. Sämtliche ermittelten
genetischen Veränderungen werden auf der
Basis des aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen
Kenntnisstands und veröffentlichter klinischer Daten
mit zielgerichteten Therapien und klinischen Studienprogrammen
abgeglichen und in einem Report für
den Arzt zusammengefasst. „Diese Informationen unterstützen
den Arzt dabei, für seinen Patienten eine
individuelle, sprich personalisierte Therapieentscheidung
zu treffen“, erläutert die Expertin.
Diese zielgerichteten Therapien richten sich gegen
jene spezi schen Eigenschaften des Tumors, die das
Wachstum der Krebszellen fördern. Das verordnete
Medikament wirkt also nur dann, wenn der Tumor
genau die Eigenschaften hat, gegen die es
wirkt, und ist daher nur für bestimmte Arten
von Krebs geeignet. Im Gegensatz zur Chemotherapie,
die zwischen den Zellen keinen Unterschied
macht, richtet sich das zielgerichtete
Medikament nur gegen die Krebszelle und
verschont die gesunden Zellen.
Die Herausforderungen von Big Data
Die Menge digitaler Informationen wächst exponentiell
– das ist einerseits gut, andererseits
bringt diese Daten ut neue Herausforderungen
mit sich. „Ziel muss es sein, die großen
Mengen an unterschiedlichsten Daten zu verstehen
und für die klinische Routine anwendbar
zu machen, damit Patienten am Ende auch
wirklich einen Mehrwert haben“, so Thomas.
Der Bedarf an IT- und Bioinformatiklösungen
ist hierbei nicht zu unterschätzen. Hinzu komme,
dass die Rahmenbedingungen rund um
den Datenschutz einen sicheren Umgang mit
den Patientendaten gewährleisten müssen.
In Österreich ist übrigens das Tiroler Unternehmen
Oncotyrol ein wichtiger Ansprechpartner
für translationale Forschung in der
personalisierten Krebsmedizin. Tirol verfügt
hier über exzellente Grundlagenforschung
und langjährige klinische Erfahrung in der
Onkologie.
2PERSONALISIERTE KREBSMEDIZIN:
Mittels Big Data zur individuellen Therapie