WIEN
Österreich-Schnitt deutlich niedriger.
Löschl: „Man sieht, dass sich Cybercrime
sehr stark in Wien abspielt.“
Laut Löschl werden die Cyberkriminellen
deutlich einfallsreicher und
professioneller. „Phishing-Mails waren
früher vor allem aufgrund sprachlicher
Unzulänglichkeiten noch relativ
einfach zu erkennen. Das ist heute
deutlich schwieriger. Zudem versuchen
Kriminelle ihre Opfer zusätzlich
in Stresssituationen zu bringen“, sagt
Löschl. Gleichzeitig wird die Szene
immer internationaler. In der Kriminalitätsbekämpfung
werde ebenso international
kooperiert. Je weniger die
Länder auf Cyberkriminalität eingestellt
sind, desto schwieriger werde die
Kooperation aber. Löschl: „Wichtig ist,
dass Cybercrime-Opfer das auch unbedingt
bei der Polizei anzeigen.“ Die
Dunkelziffer sei in der Internetkriminalität
besonders hoch.
KMU besonders gefährdet
Werden also die Kriminellen auf der
einen Seite immer trickreicher, vervielfältigen
sich auch die Wege möglicher
Cyberattacken. „Die häu gsten Angriffswege
sind E-Mail, Web-Browser,
das Netzwerk, Social Engineering und
62 NEW BUSINESS • WIEN | MAI 2018
nicht zu vergessen: Datenträger wie
USB-Sticks“, sagt Harald Wenisch,
IT-Sicherheitsexperte und Sprecher
der IT Security ExpertsGroup der
Wirtschafts kammer. „Mit Abstand
am häu gsten wird für Cyberangriffe
auf Unternehmen Ransomware, also
Schadsoftware, die Computer und
Daten verschlüsselt, eingesetzt. Das
bewegt sich zwischen 40 und 60Prozent,
je nach Unternehmensgröße.“ Die
zweithäu gsten „Angriffswerkzeuge“
sind Betrug und Phishing. Cybercrime
ist laut Wenisch üblicherweise wirtschaftlich
motiviert, was natürlich Unternehmen
zu den Hauptzielen mache.
Besonders verwundbar sind KMU und
Unternehmensbereiche wie die Personalabteilung
und der Vertrieb. „Sie
erhalten regelmäßig E-Mails von fremden
Personen, sind gewöhnt, unterschiedlichste
Attachments zu öffnen
und auf unbekannte Links zu klicken“,
erläutert Wenisch.
Tipps zur Prävention
Wie können sich Unternehmen schützen?
Martin Puaschitz, Obmann der
Fachgruppe UBIT Wien – Unternehmensberatung,
Buchhaltung und Informationstechnologie,
emp ehlt: „Unternehmen
sollten ihre Mitarbeiter in
Bezug auf Cyberattacken sensibilisieren.
Natürlich sollte auch die verwendete
Software, besonders Antivirenprogramme
und Firewalls, immer auf
dem letzten Stand sein. Veraltete Software
öffnet virtuellen Einbrechern Tür
und Tor.“ Wichtig ist es aus Sicht des
IT-Obmanns auch, regelmäßige Sicherheitskopien
der Daten anzulegen und
Software nur von vertrauenswürdigen
Quellen herunterzuladen. „Oft ist Prävention
auch sehr einfach. Würde man
einem Mann glauben, der vor dem
Bankomat steht und sagt: ‚Grüß Sie, ich
bin Ihr persönlicher Bankberater und
erleichtere Ihnen die Arbeit – geben
Sie mir Ihre Karte samt PIN-Code?‘ Ich
glaube nicht. Gleiches gilt auch für das
Internet“, sagt Puaschitz.
Sollte ein Unternehmen dennoch Opfer
einer Cyberattacke geworden sein,
empfehlen die Experten eine umgehende
Anzeige bei der Polizei. Schnelle
Notfallhilfe gibt es auch über die
neue Cyber-Security-Hotline der Wirtschaftskammer
Wien.
„Die Hotline gibt nicht nur Anleitung
zur Soforthilfe. Sie vermittelt auch umgehend
Wiener IT-Experten, die dann
betroffenen Unternehmen persönlich
zur Verfügung stehen“, informiert
Puaschitz. VM
Fotos: Florian Wieser, Pixabay
INFO-BOX
Facts zur Cyber-Security-Hotline der
Wirtschaftskammer Wien
0800 888 133
24Stunden und sieben Tage die Woche
besetzt
Geschulte Mitarbeiter helfen sofort
Umgehende Vermittlung von Wiener
IT-Experten, die rasch vor Ort sind
V. l. n. r.: Leopold Löschl, Martin Puaschitz, Martin Heimhilcher und Harald Wenisch
präsentieren die neue Cyber-Security-Hotline der Wirtschaftskammer Wien.
KMU im Fokus
»Die häufigsten Angriffswege sind E-Mail, Web-
Browser, das Netzwerk, Social Engineering und nicht
zu vergessen: Datenträger wie USB-Sticks.«
Harald Wenisch, IT-Sicherheitsexperte