WIEN
58 NEW BUSINESS • WIEN | MAI 2018
Fotos: Blün, Fogo Island Inn
auch mit einbezogen und hatte zum
Thema Aquaponik einiges an Know-how
und Erfahrung beizusteuern – und den
Hinweis, dass er aus seiner Beratungstätigkeit
den engagierten Gemüsebauer
Stefan Bauer kenne, der sich ebenfalls
für die Aquaponik interessiere und in
einem Glashaus über Nutz äche verfüge,
die er gerne dafür anbieten würde.
Man lernte sich also kennen, war sich
sympathisch und beschloss das Thema
von da an gemeinsam zu verfolgen. In
der Sondierungsphase besichtigten die
Gründer in spe Aquaponik-Anlagen in
Berlin, Zürich und Holland und absolvierten
gemeinsam den Kurs „Warmwasserkreislaufsysteme“,
um im Thema
technisch rm zu sein. „Unser Anspruch
als Unternehmer war es, die technische
Lösung Aquaponik in ein betriebswirtschaftlich
fundiertes Konzept zu überführen,
das auch am Markt mit Qualität
und der Akzeptanz der Kunden bestehen
kann“, beschreibt Gregor Hoffmann die
Challenge der Planungsphase.
Was ist Aquaponik?
Aquaponik bezeichnet ein Verfahren,
das Techniken der Aufzucht von Fischen
in Aquakultur und der Kultivierung von
Nutzp anzen in Hydrokultur verbindet.
Bei einer Aquaponik Anlage handelt es
sich immer um die Kombination einer
geschlossenen Kreislaufanlage zur Fischproduktion
und einer Hydroponik-Anlage
zur Pflanzenzucht, zum Beispiel
für Gemüse und Kräuter. D.h., bei dieser
Form der Aquakultur wird das Abwasser
gleich zur Düngung des Gemüses
verwendet. Die Fisch- und die Gemüseproduktion
werden quasi zusammengeschlossen.
Die Blün-Produkte aus der Aquaponik-
Anlage
Die Wiener Barsche und die Wiener Welse
werden in getrennten Becken gehalten.
„Die Welse brauchen mehr Ruhe als die
Barsche und auch Dunkelheit“, erklärt
Stefan Bauer. Derzeit werden zwei Fischarten
gehalten, „aber wir können uns
auch vorstellen, noch andere Arten, die
für eine derartige Form der Haltung
geeignet sind, aufzunehmen“, ergänzt
er. Die Fische leben sechs bzw. neun
Monate in einem separaten Raum in der
Gärtnerei, bis sie geschlachtet werden
können. „Das Wasser läuft ständig im
Kreislauf über einen Bio lter, der das
Herzstück unserer Anlage ist. Jeden Tag
geben wir rund zehn Prozent Frischwasser
dazu und genauso viel Wasser pumpen
wir ab. Dieses wird dann zum Bewässern
und Düngen unseres Gemüses
verwendet“, erklärt Stefan Bauer.
Gemüseproduktion
Im 400 m2 großen vegetarischen Teil der
Anlage kultiviert Stefan Bauer Melanzani,
Gurken, San-Marzano-Tomaten, Paprika
und Chili. Diese Kulturen brauchen
ähnliche Temperaturen und können in
einem geschlossenen System sehr gut
parallel angebaut werden. An 35 Wochen
im Jahr kann geerntet werden. Die Erntemenge
pro Jahr beträgt etwa zehn Tonnen
Gemüse. „Wir nutzen das ge lterte
Wasser aus den Fischbecken zum Gießen
und die aufbereiteten Exkremente der
Fische als natürlichen Dünger. Deshalb
können wir auf Herbizide und Fungizide
komplett verzichten“, beschreibt Stefan
Bauer die Anlage.
Vertriebswege
Der Vertrieb erfolgt über vier Kanäle:
Ab-Hof-Verkauf, donnerstags von 9 bis
17 Uhr, freitags von 9 bis 19 Uhr und
jeden Samstag von 9 bis 13 Uhr
ausgesuchte Handelspartner (z.B.
Meinl am Graben)
ausgesuchte Gastronomiepartner wie
Heuer am Karlsplatz oder Palais Coburg
über den Blün-Webshop entweder
direkt nach Hause bestellen oder am
Wiener Rochusmarkt im dritten Bezirk
abholen. VM
INFO-BOX
Der Wiener Barsch
Biologische Gattung: Oreochromis
niloticus (Buntbarsch)
Schlachtreif sind die Fische ab circa
500Gramm Lebendgewicht, das entspricht
in etwa 450 Gramm ausgenommenem,
vertriebsfertigem Fisch. Der Barsch
wird im Ganzen angeboten. Pro Jahr werden
bei Blün rund 6,5 Tonnen produziert.
Der Wiener Wels
Biologische Gattung: Clarias gariepinus
(Raubwels)
Die Fische werden mit einem Lebendgewicht
von 1,3 Kilo geschlachtet. Der Wiener
Wels wird in Filet-Form (etwa 200 bis
300 Gramm) angeboten. Die Produktionsmenge
pro Jahr liegt bei etwa 5,5 Tonnen.