IINNOVATIVE INDUSTRIE
OKTOBER 2017 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 09
Fotos: Fotolia/adiruch na chiangmai, Pixabay
ANSPRUCHSVOLLES TESTSZENARIO
Seit 25 Jahren blicken die Experten der GPS im Abstand von
drei Jahren kritisch auf ERP-Systeme und untersuchen sie im
Hinblick auf aktuelle Erfordernisse von Unternehmen. Für den
diesjährigen Test entwarf GPS ein anspruchsvolles Testszenario,
das von allen teilnehmenden ERP-Systemen abgebildet und
realitätsnah umgesetzt werden musste: Ein Kunde bestellt
einen Gasgrill. Hierzu individualisiert er das Standardprodukt
„Gasgrill“ im Internet mit einem Web-Kon gurator. Die individuellen
Produktmerkmale werden über Schnittstellen an das
ERP-System übertragen. Dabei entstehen eine individuelle
Stückliste sowie ein entsprechender Arbeitsplan. Der ktive
Hersteller des Gasgrills verfügt über eine digital gesteuerte
Ablängmaschine und einen Schweißroboter. Das Untergestell
des Grills ist ebenso ein Zulieferteil wie die Abdeckhaube, die
nach der Lieferung bei einem externen Dienstleister in drei
Standardfarben lackiert wird. Im elektrischen Drehspieß ist
ein seriennummerngeführter Sensor eingebaut, der Nutzungsdaten
zur Produktverbesserung über das WLAN des Nutzers
und das Internet an den Hersteller sendet.
Die IT-Spezialisten der GPS nahmen dieses Jahr nur ERP-Lösungen
unter die Lupe, denen gemeinsam ist, dass alle ein
integriertes Rechnungswesen bieten: APplus (Asseco Solutions
AG, Karlsruhe), AvERP (Synerpy GmbH, Bayreuth), caniasERP
6.04 (Industrial Application Software GmbH, Karlsruhe), Comarch
ERP Enterprise 5.4 (ComputerKomplett SteinhilberSchwehr
GmbH, Rottweil), e.bootis-ERP (e.bootis ag, Essen), IFS
Applications 9 (IFS Deutschland GmbH & Co. KG, Erlangen),
Integra 2.2.8 (ORGA SOFT, Mainz), Microsoft Dynamics 365
for Operations (Imway Systems GmbH, Ulm), Microsoft Dynamics
NAV (AGOLUTION GmbH, Münster) und net7.01 (TopM
Software GmbH, Bobingen).
Neben umfangreichen Funktionstests untersuchte GPS dabei
auch die Flexibilität der ERP-Systeme, denn gerade im anspruchsvollen
Arbeitsalltag zahlt es sich aus, wenn Prozesse
auch ohne zusätzlichen Programmieraufwand schnell anpassbar
sind. Ebenso gemessen wurde die Benutzerfreundlichkeit
hinsichtlich Einfachheit und Verständlichkeit der Bedienung,
sowie die Ef zienz – also das Verhältnis zwischen Aufwand,
etwa durch Bedienung oder Stammdatenanlage/p ege, und
Ergebnis. „Auf der Skala zwischen ‚voll erfüllt/volle Punktzahl‘
und ‚nicht erfüllt/null Punkte‘ haben wir natürlich auch Zwischenwerte
ermittelt. Manche Lösungen waren technisch sogar
so verblüffend elegant, dass wir versucht waren, ein paar Extrapunkte
zu vergeben“, so der GPS-Gründer.
ÜBERRASCHENDE ERGEBNISSE
„In Zeiten der digitalen Vernetzung aller Wirtschaftsbereiche
via Internet of Things und disruptiver Technologien ERP-Systeme
zu untersuchen, wirkt bisweilen recht Oldschool – ganz
so, wie eine alte Tante inmitten hipper Zeitgeist-Anhänger.
Bei aller Aufregung um den Hype von Industrie 4.0 und IoT
sollte aber nicht vergessen werden, dass ERP-Systeme immer
noch – anders als jedes andere genutzte IT-System – das gesamte
Unternehmen, alle Abteilungen und Mitarbeiter, alle
Geschäftspartner, alle Produkte und Projekte umfassen“, so
Werner Schmid. „Umso überraschter waren wir über die Ergebnisse
der Testreihen. Denn sie ergaben, dass die ERP-Systeme
einen Großteil der Testanforderungen locker erfüllen –
auch ohne 4.0- oder sonstige verbale Digitalzusätze. Die Anbieter
der geprüften ERP-Systeme jedenfalls sehen sich nach
unserem Eindruck den Herausforderungen der Industrie 4.0
durchaus gewachsen.“ MW
www.gps-ulm.de