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46 NEW BUSINESS | OKTOBER 2017
Fotos: Margit Hubner, Pixabay
Teilzeit arbeiten. Denn wie unsere Studie
zeigt, sind die Chancen auf Erfolg durchaus
gegeben – wenn Frauen sich trauen,
aktiv mehr Geld zu fordern“, so Rudi
Bauer, Geschäftsführer von StepStone
Österreich.
Frauen wollen sich Gehaltserhöhung
durch Leistung „verdienen“
Nach mehr Gehalt gefragt wird in Österreich
am ehesten bei Beförderungen
(51,2%), Mitarbeitergesprächen (41,6%)
und mit zunehmender Berufserfahrung
bzw. Zugehörigkeit im Unternehmen
(36,7%). Frauen fragen am ehesten nach
mehr Geld, wenn ihre Arbeitsauslastung
zunimmt (30,3%), sie außerordentliche
Leistungen erbracht haben (36,2%) oder
sie Weiterbildungen absolviert haben
(30,3%). Männer fragen hingegen eher
nach mehr Gehalt, wenn sie mehr Verantwortung
übernommen haben (51,8%),
sie das Gefühl haben, zu wenig zu verdienen
(30,5%), es dem Unternehmen
gut geht (17,7%) oder es die private Situation
erfordert (11,1%).
Trauriges Detail am Rande: Immer noch
sehen 14,2% der befragten Frauen keinen
Anlass für eine Gehaltserhöhung – und
fragen dementsprechend auch nicht danach.
Zum Vergleich: Nur 9,8% der befragten
Männer sind der Meinung, dass
ihnen gar keine Gehaltserhöhung zusteht.
Österreicher unsicher bei Gehaltsverhandlungen
Ihrem eigenen Verhandlungsgeschick
vertrauen die Österreicher nicht besonders,
zeigt die Studie: Ganze 57% der
Österreicher nden es schwierig, Gehaltsverhandlungen
zu führen. Entsprechend
bereiten sich 67,3% intensiv auf
solche Gespräche vor. Diesbezügliche
Informationen werden allerdings nur
selten im eigenen Haus eingeholt: Nur
27,6% tauschen sich vor Gehaltsgesprächen
mit Kollegen im eigenen Unternehmen
aus. Lieber warten sie den richtigen
Zeitpunkt ab (75,6%) und gehen mit
einem klaren Gehaltsziel in die Verhandlung
(64,2%).
Im Geschlechtervergleich schneiden
Frauen auch hier schwächer ab: Während
nur 50% der Männer es schwierig nden,
ein Gehaltsgespräch zu führen, sind es
bei den Frauen 64%. Zudem wählen
Männer häu ger den informellen Weg
zur Gehaltsverhandlung (46,7% vs.
39,1% der Frauen) und gehen öfter mit
einem klaren Gehaltsziel in die Verhandlung
(65,7% vs. 62,9% der Frauen).
Rudi Bauer dazu: „Der richtige Zeitpunkt
und ein klares Gehaltsziel sind wichtige
Faktoren in der Verhandlung um mehr
Gehalt. Angestellte würden sich jedoch
einen großen Gefallen tun, wenn sie sich
in der Vorbereitung schon mit Kollegen
im Haus austauschen, die ähnliche Erfahrungen
gemacht haben. Gemeinsam
können Strategien erarbeitet und Herangehensweisen
verglichen werden – vor
allem, wenn der Vorgesetzte als schwieriger
Verhandlungspartner bekannt ist.“
Bescheidene Gehaltswünsche
Mit überzogenen Erwartungen gehen
Herr und Frau Österreicher jedenfalls
nicht in die Gehaltsverhandlungen: Im
Schnitt erwarten sich die Befragten 5
bis 10% Gehaltserhöhung (63,8%). Nur
20,8% der Befragten wollen mehr als
10% des Bruttogehaltes herausverhandeln.
Frauen zeichnen sich dabei erneut
durch besondere Bescheidenheit aus:
Nur 18,6% erwarten eine Gehaltssteigerung
von mehr als 10% – bei den Männern
fordern das immerhin 23,2%.
Wird die Frage nach einer Gehaltserhöhung
positiv beantwortet, bekommt
knapp ein Drittel (28,7%) der Österreicher
weniger als 5% des Bruttogehaltes,
die Hälfte der Befragten steigt mit 5 bis
10% aus, und 21,7% können sich über
mehr als 10% Gehaltserhöhung freuen.
Dabei ist die absolute Gehaltserhöhung
bei Männern höher: 24,2% bekommen
mehr als 10% mehr Gehalt, während
der Wert bei Frauen nur bei 19,3% liegt.
„Das zeigt: Wer mit einem konkreten
Gehaltsziel in die Gehaltsverhandlungen
einsteigt und das Thema aktiv anspricht,
profitiert stärker. Frauen dürfen sich
dabei ruhig höhere Ziele stecken – falsche
Bescheidenheit ist beim Thema Gehalt
fehl am Platz“, erklärt Bauer.
Innere und äußere Kündigung nach
gescheiterter Gehaltsverhandlung
Scheitert die Frage nach einer Gehaltserhöhung,
geben 46,9% der Befragten
an, weiterzuarbeiten, um mit besserer
Leistung zu punkten oder Alternativen
wie etwa Zusatzleistungen oder Prämien
auszuverhandeln (30,2%). Knapp ein
Viertel (23%) der Männer wählt den
Absprung und sucht sich als Konsequenz
einen neuen Job (im Gegensatz zu nur
17,2% der Frauen). Frauen wählen hingegen
öfter die „innere Kündigung“: Sie
arbeiten nach einer Absage mit weniger
Motivation und Enthusiasmus weiter als
ihre männlichen Kollegen (26% vs. Männer
23,9%).
Für Arbeitgeber interessant: 34% der
Befragten haben schon mindestens einmal
den Arbeitgeber gewechselt, um
eine Gehaltserhöhung zu bekommen.
Allerdings können sich 36,9% der befragten
Frauen nicht vorstellen, einen
neuen Job zu suchen, „nur“ weil es nicht
mehr Gehalt gab. VM