Fotos: Andreas Klassen/Unsplash
2021 BILDUNG & KARRIERE-GUIDE 67
nachgehen können, bei denen das wahre Potenzial
jedes Einzelnen entfaltet wird, ohne Überstunden
und ohne Burnout.
ORTSUNABHÄNGIGE UND
FLEXIBLE ARBEITSMODELLE
Wir erleben heute, durch die Pandemie, bereits
die ersten großen Veränderungen der Arbeitswelt.
Ortsunabhängiges Arbeiten ist erzwungenermaßen
voll im Trend – und wir erfahren,
dass dies auch ganz gut funktioniert. Viele
Menschen wollen das auch nach der Pandemie
beibehalten, und 2030 wird es vollkommen
normal sein: Arbeiten wann man will und von
wo man will. 2030 werden auch das Arbeitszeitgesetz
und die staatlichen Vorgaben entsprechend
angepasst sein, und Home-Office wird
zur Selbstverständlichkeit. Unternehmen werden
verstanden haben, dass es um Vertrauensarbeitszeit
geht. Auch der Faktor Büro wird
anders bewertet sein – Büros dienen 2030 vermehrt
als Orte, an denen man sich kreativ austauschen
kann. Büroflächen werden kleiner
sein. Das Konzept der Open Spaces wird sich in
den meisten Unternehmen „ehrlich“ durchgesetzt
haben und nicht wie heute mehr oder
weniger als Werbeplakette nach außen dienen,
um neue Mitarbeiter zu fangen – die dann
wiederum im Büro ihre Arbeitszeit absitzen
müssen. 2030 werden wir das Konzept der
Open Spaces im vollen gegenseitigen Vertrauen
und ohne Zwang erleben.
DER FAKTOR FREIZEIT, FAMILIE UND ARBEIT
Wir Menschen benötigen mehr Freizeit und vor
allem mehr Zeit für unsere Familien. Gerade
Kinder und Jugendliche brauchen ihre Eltern.
2030 werden wir auch dafür bessere Lösungen
gefunden haben. Mama und Papa werden mehr
Zeit für ihre Kinder haben, und wir alle werden
mehr Freizeit genießen können. Jugendliche
wollen schon heute nicht mehr im Hamsterrad
laufen und so viel arbeiten, wie ihre Eltern dies
heute tun müssen. Zu Recht, denn das Leben
besteht nicht nur aus Arbeit. Außerdem ist
nachgewiesen, dass Menschen mit einer guten
Work-Life-Balance und mehr Freizeit wesentlich
produktiver sind. Schon heute vermögen
neue Technologien wie maschinelles Lernen,
unser Arbeitsverhalten zu beurteilen, und geben
Empfehlungen ab, wie wir uns selbst optimieren
können. 2030 werden uns verschiedenste Assistenzsysteme
dabei helfen, ein besseres Leben zu
führen, und Unternehmen werden mit entsprechenden
Work-Life-Balance-Zielvorgaben dafür
sorgen, dass Mitarbeiter nicht mehr durch
Arbeit wortwörtlich verbrannt werden. Menschen
soll es bei der Arbeit einfach gutgehen.
DIE INDIVIDUALISIERUNG DER AUSBILDUNG
Unser Bildungssystem ist bereits heute veraltet
und darauf ausgelegt, Arbeitende mit hoher
Spezialisierung auszubilden. Jedoch in vielen
Bereichen für Berufe, die es in Zukunft in dieser
Form gar nicht mehr geben wird, weil diese
eben von intelligenten Maschinen übernommen
werden. In der Zukunft geht es vermehrt
darum, Menschen mit einem breiten Basiswissen
auszubilden, und das eigentliche Potenzial
jedes Einzelnen zu fördern. Wir werden uns
laufend und stark individualisiert ausbilden lassen
müssen. Das Zeitalter des „einmal ausgebildet
Sein und ein Leben lang davon Profitieren“
ist vorbei, das wissen wir heute schon. Vielmehr
braucht es in Zukunft Menschen mit der besonderen
Fähigkeit, sich ständig weiterbilden und
anpassen zu können. Unser Bildungssystem
wird sich auf ein solches lebenslanges Lernen
und laufendes Umlernen spezialisieren müssen
– schließlich ändern sich durch die Digitalisierung
permanent die Anforderungen an den
Arbeitsmarkt und dadurch an die Arbeitenden.
Das Bildungssystem hätte schon längst reformiert
werden müssen und schreit geradezu nach
einer Bildungsrevolution. Es bleibt abzuwarten,
ob wir diese große Herausforderung schon 2030