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Psychologie- und BWL-Wissen, gepaart mit ITErfahrung
und langjähriger Managementpraxis,
haben Gertrud Hierzer nahezu perfekt auf die
modernen HR-Herausforderungen vorbereitet.
2021 BILDUNG & KARRIERE-GUIDE 25
auch HR mitbetreut, war aber noch nicht reif
dafür. Damals war es mir fast ein bisschen zu
eintönig. Heute bin ich so geübt im operativen
Geschäft, dass ich das besser übersetzen kann als
damals. Ich glaube auch, dass ich im Konzern
ein bisschen als Blaupause gelte. Man hat sich
ganz bewusst dazu entschlossen, die gewohnten
Muster zu brechen, und sich bei der Besetzung
für jemanden aus dem Business entschieden. Ich
merke bei jeder Planung, dass ich viel besser
unterstützen kann, eben weil ich lange operative
Bereiche geleitet habe.
IHR WECHSEL KAM ZU EINEM ZEITPUNKT,
DER GERADE FÜR DIE HR-ABTEILUNGEN
SEHR HERAUSFORDERND WAR BZW. IST.
CORONA HAT ALLES AUF DEN KOPF
GESTELLT UND ENTWICKLUNGEN
BESCHLEUNIGT. SIE KOMMEN MIR WIE
JEMAND VOR, DER SICH HERAUSFORDERUNGEN
GERNE STELLT. WAR ES SO GESEHEN
GERADE DIE RICHTIGE ZEIT FÜR SIE?
Absolut! Auch in den HR-Netzwerken geht es
heute überall nur um Corona, Corona, Corona.
Dabei ist das nur eine Facette der Komplexität.
Wir haben auch die Globalisierung, eine riesige
Wissensexplosion, und es gibt die Umweltthemen.
Was ist, wenn es jeden Tag 40 Grad hat?
Auch das hat einen Impact auf unsere Arbeitswelt.
Für mich ist Corona gar nicht so prägnant.
Viel prägnanter ist das ganze „System Welt“, das
wir uns geschaffen haben und das uns begleiten
wird. Corona wird nicht vorbei sein, und das
Klima wird sich nicht von jetzt auf gleich drehen.
Es gibt viele Herausforderungen.
WENN MAN BEI T-SYSTEMS AM WIENER
RENNWEG DURCH DIE GÄNGE GEHT, IST ES
NOCH RELATIV RUHIG. WIE EMPFINDEN SIE
DAS? WOLLEN DIE MITARBEITER WIEDER
ZURÜCKKOMMEN?
Das ist ein interessantes Phänomen, das ich
nicht ganz greifen kann. Viele andere Unternehmen
kämpfen auch damit. Als wir am Anfang
ausgerufen haben, dass alle ins Homeoffice
gehen sollen, waren viele unzufrieden, weil sie
den direkten Kontakt zu ihren Kollegen und
Kolleginnen vermissten. Und jetzt – anderthalb
Jahre später – habe ich eine Anfrage bekommen
in der es heißt, ich müsste Anreize schaffen,
damit die Leute wieder in die Firma kommen.
So etwas mache ich nicht. Das menschliche
Erleben und der direkte persönliche Austausch
müssen genug ziehen. Ich will nicht Äpfel in die
Küche stellen, damit die Leute wieder ins Büro
kommen. Es ist unsere Aufgabe, den Leuten
wieder bewusst zu machen, dass wir hier immer
noch bei der Arbeit und nicht im privaten
Umfeld sind. Aber wir müssen uns trotzdem
etwas Gutes einfallen lassen, damit die Leute
motiviert wieder zurückkommen. Es gibt viele