KUNSTSTOFF & VERPACKUNG • INNOVATIVE INDUSTRIE
JUNI 2017 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 09
hat in enger Kooperation mit Industriepartnern bereits Prototypen
der Schicht auf verschiedenen Linsensystemen getestet.
Das Ergebnis: Die Technologie reduziert sogenanntes
Falschlicht deutlich. Falschlichter sind Re exionen, die zum
Beispiel in Linsensystemen von Kameras herumgeistern und
das Bündeln der Lichtstrahlen stören. Außerdem konnten
die Forscher in ihren Versuchen nachweisen: Linsen, die mit
der IOF-Entspiegelung beschichtet sind, lassen deutlich mehr
Licht durch als herkömmliche Linsen.
Neben Kameraoptiken und Autoscheinwerfern pro tieren
von der neuen Technologie auch Wachstumsfelder wie
Virtual Reality oder gestengesteuerte Maschinen für die
Industrie 4.0. „Die Bedeutung von optischen Systemen zur
Erfassung von Informationen nimmt weiter zu. Dafür werden
immer leistungsstärkere Linsensysteme benötigt“, prognostiziert
Schulz.
NEUES MEHRLAGIGES NANOMATERIAL
Das Antire exionssystem der Jenaer Wissenschaftler kombiniert
mehrere neue nanostrukturierte Schichten mit bisher
üblichen homogenen Oxidschichten – in Lagen übereinander
gestapelt. Mit jeder Schicht verdünnen die Forscher
den Kunststoff stärker mit Luft. Solange, bis die Brechzahl
der Ober äche fast der der Luft entspricht. Das gelingt ihnen,
indem sie neue Nanomaterialien verwenden, die sie auf
komplex geformte Linsen aufbringen können. Das Stapeln
mehrerer Lagen ermöglicht es ihnen, die Entspiegelungsschicht
im Vergleich zu bisherigen Lösungen doppelt so
dick zu machen. Herkömmliche Entspiegelungsschichten
lassen sich nur ungleichmäßig auf gekrümmten Linsen verteilen:
Am Rand wird die Schicht dünner als in der gewölbten
Mitte. „Physikalisch dünn heißt auch optisch dünn: Die
dünne Schicht entspiegelt nur kurzwelliges Licht. Mehrere
Lagen von nanostrukturierten Schichten decken einen breiteren
Wellenlängenbereich ab. Gleichzeitig sinkt auch die
Re exion bei schräger Beleuchtung“, erklärt Schulz. Besonders
Kunststoffoptiken sind gut für diesen Prozess geeignet.
Die unterste Schicht der Entspiegelung lässt sich direkt
durch Plasmaätzen in den Kunststoff einarbeiten. „Wir
können so unterschiedlichste Kunststoffarten entspiegeln“,
sagt Schulz. MW