COVERTHEMA
JUNI 2017 | NEW BUSINESS 17
viel Know-how könne man mit einfachen mcu-Boards
ein ganzes Haus automatisieren. Auch in der Supply
Chain bietet IoT enormes Kosteneinsparungspotenzial.
„In Krankenhäusern geht jährlich 30 Prozent an Equipment
verloren – das beginnt beim Skalpell und endet
beim Patienten selbst. Mit RFIDs wird das Tracken ganz
leicht und man spart unheimlich viel Geld.“ Dem Konzern
ABB geht es laut Martin Kohlmaier, Manager Local
Business Unit Drives, Motors & Generators bei ABB,
ebenfalls darum, einzelne Prozessketten zu erleichtern:
„Das geht im Engineering etwa mit Simulation, wo man
im Vorfeld schon Risiken minimieren kann, bis zu Remote
Services, wo Betriebszustände in Echtzeit abgefragt
werden können.“ Mit dem Ability-Programm, das Ulrich
Spiesshofer, CEO der ABB, im Oktober vorgestellt hat,
geht es für ABB stark in Richtung Smarte Technologie
und Industrie 4.0. Ziel bleibt für Kohlmaier die Einfachheit
der Anwendung: „Smart Homes bedienen unsere
Kinder via Tablet im Schlaf. Genau das soll auch in die
Industrie Einzug halten.“ Lösungen müssten daher
einfacher zu implementieren und einfacher zu nutzen
sein. Stefan Ebener erzählt in diesem Zusammenhang
von einem Kunden, der Standbohrmaschinen verkauft,
die aufgrund falscher Handhabung immer wieder während
der Garantie-Laufzeit defekt zurück kamen. Aus
dem Wunsch, die Anzahl an Rückläufern zu senken,
entstand die Idee, das Gerät mit einem Sensor zu versehen,
der Drehzahl und Druck überwacht. Die Daten
wurden ausgewertet und an den Kunden rückgemeldet.
Seither hat er 13 Prozent weniger Rückläufer und das
Gerät wurde in weiterer Entwicklung mit einem Display
ausgestattet, um dem Kunden direkte Rückmeldung zu
geben. Die Frage ist, ob Kunden bereit sind, ihre Daten
dafür herzugeben. „Der Datenschutz ist eines der wichtigsten
Güter, die wir in Europa besitzen“, betont Ebener.
„Jeder sollte entscheiden dürfen, was mit seinen Daten
passiert.“ Für Unternehmen geht es zusätzlich auch um
das Spannungsfeld, Daten zu bekommen und sie tatsächlich
brauchbar zu analysieren.
IT-Security als Herausforderung
Eng verknüpft mit der Thematik des Datenschutzes ist
die IT-Security. Eine Hürde im Bereich der IT-Sicherheit
sieht Matthias Schorer darin, dass im eigenen Unternehmen
oftmals Misstrauen gegenüber der eigenen
IT-Abteilung besteht. Aus diesem Grund gibt es in manchen
Betrieben zwei IT-Bereiche: Die sogenannte Of ce-
IT und die Fabriks-IT – eine Form der Schatten-IT. „Wir
brauchen eine organisatorische Änderung. Die beiden
Bereiche müssen zusammenwachsen und das Misstrauen
überbrückt werden“, ist Schorer überzeugt. Auch
Lutzky sieht Nachholbedarf im Security-Bewusstsein
des Produktionsbereichs. „Die Frage zwischen Maschinenanbietern
und Produzenten ist immer: Wer lässt
wen wie weit in die Karten schauen?“ Er betont auch,
dass Security etwas Lebendes sei: „Wenn mein Produkt
heute sicher ist, kann es in ein paar Monaten schon ganz
anders aussehen!“ Kohlmaier weist auf die hohe Priorität
der Sicherstellung von Daten im ABB-Konzern hin.
Übertriebene Angst
»Wir werden keine Arbeitsplätze verlieren, wir brauchen
nur bessere Qualifikationen.«
Thomas Lutzky, Country Manager bei Phoenix Contact