COVERTHEMA
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JÄNNER 2022 | NEW BUSINESS 19
Fotos: Künstlerin Nina Maron/Fotograf Johannes Zinner (1), PID (2), ÖAW/Hinterramskogler (3)
besorgniserregende Fragen“,
erklärt Laura Kovacs ihrerseits
die Schwerpunktsetzung der
Jury auf den Bereich der Grundlagenforschung
im Jahr 2020.
„Die Arbeit von Dr. Laura Nenzi
schafft die Ausgangsbasis
dafür, gültige Antworten auf
diese dringlichen Fragen zu
nden“, heißt es in der Jurybegründung.
„Um Modelle des
Meine Mutter wäre tief bewegt
»Meine Mutter wäre tief bewegt, zu sehen, dass ihr in
ihrer Heimat in erster Linie als Erfinderin gedacht
wird. Sie wäre glücklich, zu wissen, dass unter ihrer
Patronanz eine neue Generation von erfolgreichen
österreichischen Wissenschaftlerinnen heranwächst.«
Anthony Loder, Sohn von Hedy Lamarr
,Machine Learning‘ zu erklären und das Verhalten von
cyberphysischen Systemen vorherzusagen, kombiniert
Dr.Nenzi den streng logischen Zugang der Informatik
mit ,deep mathematics‘. Die Resultate dieser Methodik
lassen uns in Folge das ultimative Ziel erreichen, nämlich
die vermeintlich ,schwarze Magie‘ der KI in einen
erklärbaren und zugänglichen Ansatz für Expert:innen
und Endbenutzer:innen zu übersetzen.“
Wissenschaft und Theater – Lamarrs und Nenzis
Leidenschaften
In ihrer Dankesrede betonte Laura Nenzi: „Es ist mir
eine große Ehre, diesen Preis zu erhalten. Erstens, weil
ich in einem Informatikbereich arbeite, der weniger
bekannt ist – ,Formal Methods‘. Ich bin stolz, dieser
speziellen ,Community‘ Sichtbarkeit zu verleihen. Zweitens,
weil Hedy Lamarr auch Schauspielerin war.“ Nenzi
spielt nämlich seit ihrer Schulzeit selbst Theater und
hat bereits vor ihrer Auszeichnung begonnen, unter
dem Begriff „wissenschaftliches Theater“ fachübergreifende
Projekte zu erarbeiten. „Ich hätte nie gedacht,
eine Auszeichnung zu erhalten, die meine beiden Leidenschaften
zusammenfasst“, so Nenzi als Schauspielerin,
die in ihrer Rolle als Wissenschaftlerin noch anführt:
„Dieser Preis erfolgt zu einem Zeitpunkt meines
Lebens, an dem ich verstanden habe, dass der Weg zur
Gleichstellung der Geschlechter noch weit ist. Österreich
ist ein hervorragendes Beispiel für ein Land, das Initiative
ergreift, dieses Ziel zu erreichen. Ich bin froh, Teil
des Wandels zu sein und vielleicht eine junge weibliche
Generation zu einer wissenschaftlichen Karriere inspirieren
zu können.“
Martina Lindorfer – Sicherheit und Datenschutz im
Auftrag der Gesellschaft
Bereits im Jahr 2019 konnte eine Forscherin der TU Wien
den Hedy Lamarr Preis erringen. Martina Lindorfer ist
Assistenzprofessorin an der TU Wien, wo sie auch ihren
Master machte und 2017 „Sub Auspiciis Praesidentis“
promovierte. Zwischen 2016 und 2018 war sie an der
University of California, Santa Barbara, als Postdoc
tätig. Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Methoden
zur automatisierten Erkennung und Abwehr
von Schadprogrammen auf mobilen Geräten und hat
dazu eine Sandbox für Android-Apps entwickelt, die
sie auch öffentlich zur Verfügung stellte. „Gerade im
Bereich der Sicherheit und des Datenschutzes ist offene
und unabhängige Forschung wichtig, die nicht von den
großen Technologiekonzernen bestimmt wird. Die Ergebnisse
meiner Forschung ermöglichen, Apps und
Geräte automatisiert auf die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien
hin zu überprüfen, neuartige Sicherheitslücken
und Datenmissbrauch aufzuzeigen und zu
deren Beseitigung beizutragen“, so Lindorfer über ihre
Forschungsarbeit, die wichtige Erkenntnisse zu wissenschaftlichen,
angewandten als auch regulatorischen
Fragen ermöglicht. „Die Aktualität und Relevanz ihrer
Forschung, aber auch ihr Beitrag für die Gesellschaft
sind bemerkenswert“, so die Fachjury in ihrer Begründung.
„Ich fühle mich durch diese Anerkennung in meiner
Entscheidung, eine Forschungskarriere einzuschlagen,
bestätigt“, so die Preisträgerin anlässlich ihrer Auszeichnung.
„Ich hoffe, durch meine Rolle als Professorin
an der TU Wien mehr Mädchen für das Thema IT-Sicherheit
begeistern zu können und insbesondere durch
diesen Preis die Sichtbarkeit unserer Forschung an der
TU Wien zu erhöhen und mehr Studienanfängerinnen
im Informatikbereich anzulocken.“ BO
INFO-BOX
Hedy Lamarr Archiv kommt nach Österreich
Die US Friends of the Jewish Museum Vienna, ein Museum der Wien Holding,
haben den Ankauf des Nachlasses der aus Wien stammenden Hollywood-Schauspielerin
und Erfi nderin Hedy Lamarr ermöglicht. Neben Fotos, persönlichen
Briefen, Dokumenten und Kleidungsstücken überlässt Anthony Loder, der Sohn
von Hedy Lamarr, auch die besonders wertvollen Handzeichnungen zur Torpedoabwehr,
die als Vorläufer von Bluetooth gilt. Danielle Spera, Direktorin des
Jüdischen Museums Wien: „Ich bin überglücklich, dass es mir gelungen ist, den
Sohn von Hedy Lamarr davon zu überzeugen, dass dieses Archiv in ihre geliebte
Heimatstadt zurückkehrt. Dieser Nachlass wäre sonst für Österreich verloren
gegangen.“ Dem Auftrag von Anthony Loder entsprechend, wird nun in Wien
nach einem permanenten Ausstellungsort für den Nachlass gesucht.