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Im Konsortialprojekt „Smart Factory as a Service“ (FABaaS) wird der gesamte Ende-zu-Ende-Prozess in einem produzierenden Unternehmen zu
einem nutzungsbasierten Geschäftsmodell weiterentwickelt – von der Bestellung über die Fertigung bis zur Auslieferung und Bezahlung.
DAS ANTRIEBSSYSTEM, DAS TIPPS ZUR BESSEREN
PRODUKTQUALITÄT GIBT
Für die meisten Unternehmen wird es immer schwerer, Optimierungspotenziale
für die eigenen Produkte oder Herstellungsprozesse
zu erkennen und umzusetzen. Doch dank der Digitalisierung
entstehen immer neue Ansätze, mit denen weitere
Optimierungen realisiert werden können. So wollen Paul Thieme
und seine Kolleginnen und Kollegen vom Kompetenzzen trum
DigITools am Fraunhofer IPA im Konsortialprojekt „Product
Life Cycle Enrichment as a Service“ (PLCEaaS) alle Daten, die
während des gesamten Produktlebenszyklus eines Antriebssystems
von der WITTENSTEIN SE anfallen, an zentraler Stelle
sammeln und zugänglich machen. Diese zentrale Stelle ist eine
sogenannte Verwaltungsschale, die wie eine digitale Akte alle
relevanten Daten sortiert aufbewahrt – angefangen bei der Produktion
der Einzelteile über die Montage und Auslieferung des
fertigen Antriebssystems bis zur Nutzungsphase mit all ihren
Störungen, Stillständen, Schadensfällen, Reparatur- und Wartungsvorgängen.
Mittels eines einfach zu bedienenden Analytik-
Werkzeugkastens können diese Daten aufbereitet und ausgewertet
werden. „Mit diesem Ansatz lässt sich weit mehr als nur
Predictive Maintenance verwirklichen“, sagt Thieme. „Er liefert
auch Hinweise, wie sich das Antriebssystem ressourcenschonender
einsetzen lässt, und offenbart dem Hersteller, wie er die
Produktqualität weiter steigern könnte.“
Am Konsortialprojekt PLCEaaS sind neben dem Fraunhofer
IPA und der WITTENSTEIN SE aus Igersheim (Konsortialführer)
auch die ASCon Systems Holding GmbH sowie die Tru-
Physics GmbH (beide aus Stuttgart) beteiligt. Das Ministerium
für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg
fördert PLCEaaS mit rund zwei Millionen Euro aus dem Förderprogramm
InvestBW.
EINE FABRIKHALLE VOLLER SERVICES
Noch einen Schritt weiter gehen die Projektpartner im Konsortialprojekt
„Smart Factory as a Service“ (FABaaS). Es wird nicht
104 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | JÄNNER 2022
der Betrieb einer einzelnen Maschine oder der Lebenszyklus
eines bestimmten Produkts zu einem nutzungsbasierten Geschäftsmodell
weiterentwickelt, sondern der gesamte Ende-zu-
Ende-Prozess in einem produzierenden Unternehmen – von der
Bestellung über die Fertigung bis zur Auslieferung und Bezahlung.
„Dass man Vertrieb, Logistik oder Zahlungsabwicklung
in die Hände von externen Dienstleistern legt, ist seit Langem
gelebte Praxis“, erläutert Anja Reuter vom Kompetenzzentrum
DigITools am Fraunhofer IPA. „Aber dass alles, was in einer
Werkhalle geschieht, in einzelne buchbare Services externer
Anbieter aufgeteilt wird, ist ein neuer Ansatz für die Produk tion,
der durch die Digitalisierung überhaupt erst möglich wird.“
Aber bis zu welchem Punkt ist eine solche Produktion aus
wohlorchestrierten Dienstleistungen für alle Beteiligten pro-
tabel? Welche Daten müssen dafür erhoben und untereinander
ausgetauscht werden? Welche Daten dürfen überhaupt
ausgetauscht werden, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen?
Welche technischen Voraussetzungen müssen die einzelnen
Maschinen dafür erfüllen und wie ist die IT-Architektur aufgebaut?
All diese Fragen klären Reuter und ihre Projektpartner
im Konsortialprojekt FABaaS und schließlich setzen sie einzelne
Dienstleistungen exemplarisch um.
Beteiligt sind an FABaaS neben dem Fraunhofer IPA auch das
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO,
die TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG aus Ditzingen
(Konsortialführer), die beiden Softwareanbieter Heidelberg
Mobil International GmbH und XETICS GmbH aus Stuttgart,
die beiden Sensorhersteller SICK AG aus Waldkirch und Kinemic
GmbH aus Karlsruhe, der Vakuumtechnik-Hersteller J.
Schmalz GmbH aus Glatten, die STOPA Anlagenbau GmbH aus
Achern, die ACD Elektronik GmbH aus Achstetten im Kreis
Biberach und die international aufgestellte Unternehmensberatung
umlaut SE. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und
Tourismus Baden-Württemberg fördert FABaaS mit knapp fünf
Millionen Euro aus dem Förderprogramm InvestBW. BO
www.ipa.fraunhofer.de/X-Forge
Fotos: WITTENSTEIN SE (1), TRUMPF Markus Breig/KITCroM (2)