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Fotos: rawpixel.com/Freepik (1), MAPAL Dr. Kress KG (2)
JÄNNER 2022 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 101
Am Laufen gehalten wird so ein Digitales Ökosystem vom
automatisierten Austausch von Daten zwischen allen Akteuren.
Und dieser ständige Austausch ermöglicht neue, datenbasierte
Geschäftsmodelle, in denen Hersteller nicht nur zu Dienstleistern
werden, sondern auch alle Prozesse in einer Werkhalle
als einzelne Services verstanden werden können: Everything
as a Service (XaaS). Im Großforschungsprojekt X-Forge untersuchen
nun Fachleute aus Forschung und Industrie einige
dieser neuen Geschäftsmodelle und klären, welche Daten
dafür erhoben und ausgetauscht werden müssen und wie
dieser Datentransfer technisch umsetzbar ist.
X-Forge ist in vier Konsortialprojekte untergliedert. An allen
ist das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
(IPA) beteiligt:
WENN DIE HOBELMASCHINE EINE RECHNUNG
SCHICKT
Die Holzbearbeitungsbranche besteht in Baden-Württemberg
überwiegend aus kleinen und mittelständischen Familienunternehmen.
Die hohen Anschaffungskosten für neuartige
Hightech-Maschinen können sie oft nur mit großer Mühe
stemmen. Also p egen sie lieber den bestehenden Maschinenpark,
zögern Investitionen über Jahre hinaus und drohen gegenüber
den Wettbewerbern ins Hintertreffen zu geraten. Ein
möglicher Ausweg: Pay per Use. Die Holzbearbeitungsmaschinen
bleiben Eigentum des Herstellers, Schreinereien und Möbelfabriken
bezahlen monatlich für die Nutzung.
Wie ein solches nutzungsbasiertes Geschäftsmodell ausgestaltet
sein muss, damit es für Hersteller und Anwender gleichermaßen
attraktiv ist, untersuchen Forscherinnen und Forscher
um Oliver Schöllhammer, Leiter der Abteilung Unternehmensstrategie
und -entwicklung am Fraunhofer IPA, derzeit im
Konsortialprojekt „Wood Working as a Service“ (WOODaaS).
Die zentrale Frage dabei: Was wird am Monatsende abgerechnet
und wie laufen Rechnungsstellung und Bezahlung ab? Um
das zu klären, müssen Schöllhammer und sein Team in Erfahrung
bringen, ob die Daten, die die Sensoren bestehender
Hobel- und Kehlmaschinen generieren, für das neue Geschäftsmodell
ausreichend sind und welche vielleicht zusätzlich noch
erhoben werden müssen. Am Ende sollen Rechnungen, Bezahl-
und Wartungsvorgänge automatisiert ausgelöst werden.
An dem Konsortialprojekt sind neben dem Fraunhofer IPA
auch der Maschinenbauer Michael Weinig AG aus Tauberbischofsheim
(Konsortialführer), das Ingenieurbüro Roth GmbH
& Co. KG aus Billigheim und die Hogra-Holz GmbH aus Limbach
im Neckar-Odenwald-Kreis beteiligt. Das Ministerium
für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg
fördert WOODaaS mit knapp 2,3 Millionen Euro aus dem
Förderprogramm InvestBW.
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Das Konsortialprojekt „Productivity as a Service“ untersucht ein
nutzungsbasiertes Geschäftsmodell, bei dem Unternehmen aus der
metallverarbeitenden Branche ein Paket aus Werkzeugmaschine,
Zerspanungswerkzeugen und IT-Dienstleistungen bezahlen.