COVERTHEMA
1 2
16 NEW BUSINESS | JÄNNER 2022
Fotos: Österreichisches Patentamt APA-Fotoservice Reither (1), chenspec/Pixabay (2)
D ass Not er nderisch macht, ist zwar eine
alte Binsenweisheit, nichtsdestotrotz wurde
ihr Wahrheitsgehalt erst kürzlich wieder
eindrucksvoll demonstriert. Der befürchtete
Einbruch durch die Coronakrise blieb beim österreichischen
Patentamt aus. Im Gegenteil: „Auch im
vergangenen Jahr waren wir trotz Pandemie wieder
unter den Top-Nationen bei den Patentanmeldungen.
Platz 6 in der EU und Platz 11 weltweit zeigen: Österreich
ist ein Land der Er nderinnen und Er nder“, freute sich
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler anlässlich
der Bilanz. Auch die Patentamtspräsidentin Mariana
Karepova zeigt sich von den Ergebnissen des Krisenjahres
tief beeindruckt: „Eigentlich mussten wir mit
einem starken Rückgang rechnen. Stattdessen hatten
wir mehr Patentanmeldungen als im Vorjahr, trotz Corona.
Insgesamt waren es 2.737 Er ndungen, die 2020
bei uns angemeldet wurden. Aus jeder zweiten Anmeldung,
sagt die Statistik, wird auch tatsächlich ein Patent.
Und genau das steckt hinter diesen Zahlen: Mehr als
1.000-mal wurden in Österreich wirkliche Weltneuheiten
erfunden. Das ist extrem beeindruckend.“
Die erfreulichen Ergebnisse waren jedoch vorrangig
dem männlichen Geschlecht zuzuordnen: „Wenn heute
eine Er ndung auf unserem Tisch landet, dann ist
sie wahrscheinlich von einem Mann. 2020 hatten wir
2.737 Patentanmeldungen und nur sechs Prozent davon
waren von Frauen. Das ist beschämend wenig“, mahnt
Mariana Karepova. „Es wird zwar langsam besser – vor
einem Jahrzehnt hätte man sagen können, jeder er ndet
in Österreich, nur nicht Frauen – aber auch heute sind
noch immer viel zu wenig Frauen am Er nden.“
Studie belegt: Gründe für das Ungleichgewicht der
Geschlechter sind vielfältig
Das Österreichische Patentamt ist der Sache nachgegangen
und hat gemeinsam mit der WU Wien eine
Studie durchgeführt, die zu folgenden Ergebnissen kam:
Frauen studieren zwar viel öfter als Männer, aber viel
seltener Technik. An den Universitäten forschen sie
zwar viel, aber viel weniger in den Unternehmen, wo
die meisten Patente entstehen. Und, so Karepova: „Frauen
arbeiten häu g in Forschungsteams, aber selten in
einer zentralen Position. Daher werden sie auch in den
Patenten nicht erwähnt, auch wenn sie mitgemacht und
etwas beigetragen haben.“
Die Studie zeigt außerdem auf, dass auch die Art, wie
Frauen netzwerken, ein möglicher weiterer Grund ist:
Mädchen sind meistens mit ihrer besten Freundin sozialisiert,
während Buben das Netzwerken
von Kindesbeinen an lernen. Sie bewegen
sich in größeren Teams, auch in der Freizeit,
z. B. beim Fußball. Dieser Nachteil zieht
sich dann durchs ganze Leben. Und: „Wenn
Männer in Karenz gehen, Elternteilzeit
arbeiten und trotzdem Karriere machen
wollen, dann werden sie noch immer schief
angeschaut. Letztlich ist es für beide Ge-
V. l.: Patentamtspräsidentin
Mariana
Karepova und
Erfi nderin
Charlotte
Ohonin
Offen und unabhängig
»Gerade im Bereich der Sicherheit und des Datenschutzes ist
offene und unabhängige Forschung wichtig, die nicht von den
großen Technologiekonzernen bestimmt wird.«
Martina Lindorfer, Institut für Logic and Computation der TU Wien
4