FLEXIBILITÄT STÄRKER GEFRAGT
Die Errichtung von Krankenhäusern der höchsten
Isolationsstufen ist den beiden Experten
zufolge allerdings aus volkswirtschaftlicher Sicht
nicht tragbar. „Es gibt bereits Publikationen in
diese Richtung, wie beispielsweise das Zweibettzimmer
mit zwei getrennten Nasszellen, aber
sobald es an die Überprüfung der betriebswirtschaftlichen
Folgekosten geht, wird das sehr
kritisch“, ist Kradischnig überzeugt. Seiner Meinung
nach ist im Vergleich dazu der Trend zum
Einbettzimmer zu bevorzugen. So können
infektiöse Patienten nicht nur rasch und effektiv
isoliert werden, sondern geschlechtergetrennte
Mehrbettzimmer werden obsolet, was der flexiblen
Belegung zugutekommt. Eine zukünftig
verstärkte Investition in den Bereich Modulbau
ist denkbar. Kradischnig ist überzeugt, dass die
Branche hier viel aus der aktuellen Krise gelernt
hat: „In der Vergangenheit bestand kaum eine
Notwendigkeit, ein Gebäude ohne konkreten
Bedarf vorsorglich und binnen weniger Tage zu
errichten. Nun werden die Herausforderungen
bei der unbürokratischen und raschen Abwicklung
solcher Projekte aber bewusst thematisiert.“
Österreichische Krankenhäuser haben den beiden
Experten zufolge erkannt, dass sie rasch auf
veränderte Bedürfnisse reagieren müssen. Nicht
nur die Anforderungen der Nutzer, sondern
auch jene der Pharma- und Gesundheitsbauten
selbst haben sich in den vergangenen Jahren
stark verändert. Der medizinische und vor allem
der technologische Fortschritt sorgen dafür, dass
die Lebenszyklen der Nutzung immer kürzer
68 FACILITY MANAGEMENT-GUIDE 2021
werden, was auch dem Trend zur Gebäuderevitalisierung
Aufschwung verleiht.
„SMART HOSPITAL“ IST DAS ZIEL
Wie in vielen anderen Branchen hat Covid-19
auch im Gesundheitswesen den Stellenwert der
Digitalisierung offengelegt. „Wir haben gesehen,
wie wichtig die enge Zusammenarbeit
zwischen den Krankenhäusern ist und dass eine
gemeinsame IT-Infrastruktur sowie Cloud-Systeme
benötigt werden. Um schnelle und qualitativ
hochwertige medizinische Versorgung zu
gewährleisten, muss der Datenaustausch auch
zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken
einwandfrei funktionieren“, ist Kradischnig
überzeugt. Dass dies noch nicht der Fall ist,
beweist eine schlagzeilenträchtige Panne unserer
deutschen Nachbarn in Bayern. Im August
mussten Reiserückkehrer wochenlang
auf ihre Covid-19-Untersuchungsergebnisse
warten, und
einige Infizierte konnten nicht
mehr ermittelt werden, da in den
Testzentren handschriftliche Papierdokumente
verwendet wurden.
Über die Bedingungen der Pande-
„Ein gesamtheitlicher Dienstleistungsansatz
– Architektur, Baumanagement
und IT aus einem Guss– ist nun mehr
denn je gefragt.“
Peter Podsedensek, Gründer der Delta
Podsedensek Architekten ZT GmbH
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