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COVERTHEMA
Politik zurückschraubt, wird die Wirtschaft
sich schwer tun, in die Zukunft
zu investieren. Wenn wir fossile Brennstoffe
mit Förderungen künstlich am
Leben halten auf Kosten der sauberen
Energie, dann wird das Umdenken viel
länger brauchen“, zeigt der österreichische
Diplomat auf.
Politik muss Rahmenbedingungen
schaffen
In der Umsetzung der SDGs sieht auch
Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO
– Allianz der Umweltbewegung
und Mitbegründer der SDG Watch Austria,
die Zukunftschance für Österreich:
„Unsere Unternehmen exportieren seit
Langem Hochtechnologieprodukte und
Know-how zur Sicherung der Trinkwasser
und Luftqualität, aus dem Bereich
Abfallwirtschaft und vielem mehr, weil
Österreichs Umweltstandards schon vor
den meisten anderen Ländern sehr gutes
Niveau erreicht haben“, erklärt Alge
bei einer ÖKOBÜRO-Diskussionsveranstaltung
im Februar. Die SDGs eröffnen
nun zahlreiche ähnliche Chancen, widmen
sie sich doch den großen globalen
Herausforderungen, wie der Klimaerhitzung
oder der zunehmenden Ressourcenknappheit.
Um diese Chancen
zu nutzen, müsse die Politik jedoch den
richtigen Rahmen setzen. Österreich
könnte sich dabei die Strukturen europäischer
22 NEW BUSINESS | APRIL 2018
Keine Pfl icht, sondern eine Chance
»Wir müssen zeigen, dass diese Herausforderungen auf
einem verträglichen und nachhaltigen Weg nach vorne
nicht als Bedrohung oder Pflichterfüllung gesehen
werden, sondern als Chance für alle!«
Josef Plank, Generalsekretär des Ministeriums für Nachhaltigkeit
Nachbarstaaten zum Vorbild
nehmen. In Deutschland führt Kanzlerin
Merkel selbst den SDG-Umsetzungsprozess,
Staatssekretäre aus allen Ministerien
unterstützen sie dabei und ein
Sachverständigenrat aus Wissenschaft,
Wirtschaft und Zivilgesellschaft berät
und beobachtet die Fortschritte. „Es ist
auch für Österreich wesentlich, dass die
Umsetzung der SDGs auch hier zur Chefsache
wird, und dass Strategien und
Strukturen zu deren Umsetzung entwickelt
werden“, so Alge.
SDGs sind keine Bedrohung für
Wirtschaft und Politik
Der Generalsekretär des Ministeriums
für Nachhaltigkeit Josef Plank betrachtet
die SDGs ebenfalls als große Chance:
„Wir kommen nicht weiter, wenn wir
sagen, wir müssen irgendwas tun, weil
wir irgendwelche Ziele unterschrieben
haben. Wir müssen zeigen, dass diese
Herausforderungen auf einem verträglichen
und nachhaltigen Weg nach vorne
nicht als Bedrohung oder P ichterfüllung
gesehen werden, sondern als
Chance für alle!“ Ermutigt wurde er
dabei von Fred Luks, dem Leiter des
Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit
an der Wirtschaftsuniversität Wien. Österreich
habe eine sehr engagierte Zivilgesellschaft
und es gebe ausgezeichnete
Hochschulen, die zu den Nachhaltigkeitszielen
forschen. „Die Regierung
braucht nur die Hand auszustrecken
und hat gleich die richtigen Partner.“
Monika Langthaler, Geschäftsführerin
der Unternehmensberatung brainbows,
bestätigte, dass moderne Unternehmen
die Chancen der SDGs erkennen würden,
weil solche Prozesse immer einen enormen
Innovationsschub brächten. Werner
Kerschbaum, Generalsekretär des Roten
Kreuzes, bezeichnete es als komplett
unverständlich, weshalb in den Jahren
seit Beschluss der SDGs die österreichische
Zivilgesellschaft noch nicht zu
einem Dialog eingeladen worden ist.
Das Rote Kreuz „sehne sich“ nach so
einer Einladung durch Bundeskanzler
Kurz, der seinerseits bereits im September
bestätigt hat, dass es für die SDGUmsetzung
die aktive Zusammenarbeit
mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und
Wirtschaft benötige. VM
Fotos: BMNT/Paul Gruber, Clemens Fabry
INFO-BOX
Über die Sustainable Development Goals
Am 25. September 2015 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen von
allen 193 Mitgliedstaaten die 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung verabschiedet, die
unter anderem die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung enthalten, welche soziale, ökologische
und ökonomische Aspekte beinhalten und nichts Geringeres als die „Transformation
unserer Welt“ zum Ziel haben.
Die SDGs beinhalten ein (für die UN) neuartiges vernetztes Verständnis von Armut, Umweltzerstörung,
Ungleichheit, Produktions- und Konsumweisen, Korruption, um nur einige
Beispiele zu benennen. Es wurde erkannt, dass verschiedene Probleme überall gleichzeitig
angegangen werden müssen, nicht regional oder thematisch beschränkt. Die Universalität
der Agenda besagt, dass alle Ziele für alle Länder gelten. Die Verantwortung für die
Umsetzung der Ziele liegt also sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene.
Thomas Stelzer war fünf Jahre lang beigeordneter
Generalsekretär der UNO für
Politikkoordination und sozialökonomische
Fragen und ist heute österreichischer
Botschafter in Portugal.