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APRIL 2018 | NEW BUSINESS 15
Grüne DNA
»CSR muss von oben kommen. Und durchgesetzt werden.
Es muss durch die gesamte DNA, durch alle Abteilungen
eines Unternehmens gehen.«
Nunu Kaller, Konsumentensprecherin Greenpeace Österreich
Tu’ Gutes und berichte darüber
Seit dem Geschäftsjahr 2017 sind in Österreich Unternehmen
von öffentlichem Interesse, sprich: große kapitalmarktorientierte
Unternehmen, Banken und Versicherungsunternehmen
mit mehr als 500 Beschäftigten,
verp ichtet, über ihre Nachhaltigkeitsperformance zu
berichten. Doch auch Unternehmen, die keinen Report
veröffentlichen müssen, haben erkannt: „Tu’ Gutes und
berichte darüber“ kommt beim Konsumenten gut an.
Auch bei Bewerbungen haben „grüne“ Unternehmen
die Nase vorn: Mehr als die Hälfte der unter 40-jährigen
Jobsuchenden legt bei der Wahl eines Arbeitgebers Wert
auf eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie. Am
wichtigsten sind ihnen der Verzicht auf Kinderarbeit,
Senkung der Emissionen sowie umweltgerechtes Verhalten
im Alltag. In der Wahrnehmung der Bevölkerung
wird Nachhaltigkeit in erster Linie mit Umweltschutz
assoziiert. Dabei ist es doch ein sehr breites Thema.
Echte CSR besteht aus drei Säulen. Damit ein Unternehmen
wirklich nachhaltig wirtschaftet, muss es auf der
ökologischen Ebene, auf der sozialen und auch logischerweise
auf der ökonomischen Ebene nachhaltig
agieren. „Ein Unternehmen kann noch so umweltschützend,
sozial und fair sein, wenn es nicht überlebt, hat
es auch nichts davon. Diese drei Säulen müssen daher
austariert sein“, erklärt Nunu Kaller.
Geht es in erster Linie darum, in der Wahrnehmung
der Öffentlichkeit „grün“ dazustehen, und entpuppt
sich die groß angekündigte Nachhaltigkeitsstrategie als
reine PR-Maßnahme, wird von Greenwashing gesprochen.
„Ein Textilkonzern, der damit wirbt, eine nachhaltige
Kollektion zu haben, und gleichzeitig 32 nicht
nachhaltige auf den Markt bringt, wird dadurch kein
Fair-Fashion-Unternehmen“, erklärt Nunu Kaller. Ist in
CSR-Berichten zu lesen, dass ein Unternehmen zehn
Bienenstöcke gespendet hat, gleichzeitig aber Milliardenumsätze
in der Lederproduktion macht, dann stimmen
die Relationen nicht. „Und um die muss es gehen“,
so die Autorin.
Greenwashing: Die wohlwollende PR-Masche
Woran liegt es, dass manche Unternehmen Vorzeigebeispiele
für Nachhaltigkeit, soziale Fairness und Umweltschutz
sind, andere wiederum aus der Negativ-PR
und miesen Schlagzeilen nicht herauskommen? Die
Krux liegt nicht, wie man glauben möchte, in der Branche,
sondern im Kerngeschäft eines jeden einzelnen
Unternehmens begraben. „Wenn das Kerngeschäft des