INNOVATIVE INDUSTRIE
56 Die aktuellen Entwicklungen im Industrie-4.0-Bereich sieht man bei
ANDRITZ längst nicht mehr nur als Internet of Things (IoT).
NEW BUSINESS • INNOVATIONS | APRIL 2018
logieentwicklung bei Weidmüller. „Dazu gehören zum
Beispiel die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Kommunikation,
die Möglichkeit des Betriebs ‚privater‘ 5G-Netzwerke
ohne zwingende Einbindung von Mobilfunkprovidern
und die Diagnose und Fehlerbehebung bei Nutzung von
providerbetriebenen Netzen.“
Damit diese Anforderungen bei der Entwicklung und Einführung
des Standards berücksichtigt werden, habe sich
im letzten Jahr der Zentralverband der Elektroindustrie
(ZVEI) dieses Themas angenommen. Michels sei als Experte
von Weidmüller in dem Arbeitskreis vertreten, dem auch
viele andere Unternehmen angehören würden. „Wichtig ist
es, einheitliche Standards zu schaffen“, verdeutlicht der
Technologieexperte. „Mit 5G werden Technologien und
Mechanismen entwickelt und getestet, die eine zukunftsfähige
Kommunikation sicherstellen sollen – und viele
Anwendungsfelder liegen in der Vernetzung der Industrie.“
GLOBALE ODER LOKALE INFRASTRUKTUR
Zukünftig seien in diesem Bereich zwei Szenarien möglich.
Sofern ein 5G-Mobilfunknetz von einem Mobilfunkanbieter
vorhanden sei, könnten Geräte und Maschinen mit einer
SIM-Karte ausgestattet werden und sich in das Netz einwählen.
„Die Technologien und Mechanismen, die mit 5G
entwickelt werden, lassen sich aber auch auf die eigene,
lokale Infrastruktur, wie das globale Maschinennetzwerk,
übertragen“, erklärt Michels. In diesem Fall würden Maschinen
nicht mit einer SIM-Karte ausgestattet, da keine
Einwahl bei einem Mobilfunk-Serviceprovider erforderlich
sei. Eine Lösung, die aktuell vom ZVEI bevorzugt werde,
da Unternehmen hier nicht auf die Einführung von 5G bei
den Mobilfunkanbietern warten müssten.
Neben dem Engagement im ZVEI treibe Weidmüller das
Thema auch auf internationaler Ebene voran. Gemeinsam
mit 16 weiteren Projektpartnern, wie dem Mobilfunkanbieter
Telefónica und den Endgeräteherstellern Huawei und
Nokia, engagiere sich das Unternehmen in einem internationalen
Projekt. „Im Rahmen des Forschungsprojektes
‚5GTANGO‘, das von der EU über das Programm ‚Horizon
2020‘ gefördert wird, sollen Maßnahmen zur Quali zierung
von Services umgesetzt werden, die 5G-Netzwerke exibel
programmierbar und damit besser skalierbar machen“,
erklärt Bök, der das Projekt bei Weidmüller betreut.
Für das Unternehmen, das sich immer mehr auf Digitalisierungs
und Automatisierungslösungen spezialisiert, würden
sich bei 5GTANGO Synergien als Anwender in der eigenen
Fertigung und als Anbieter von Lösungen für die Digitalisierung
ergeben. Mit dem Piloten „Smart Manufacturing“
ermögliche Weidmüller dabei ein industrielles Anwendungsszenario.
In einer Produktionshalle in Detmold wird dazu
ein sogenanntes IIoT-Testbed genutzt. „Wir stellen aber nicht
nur die Infrastruktur bereit, sondern de nieren auch Anforderungen
aus industrieller Sicht und unterstützen die forschenden
Partner, wie die Universität Paderborn, beim
Fotos: ANDRITZ, 2018 Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI, 2018 Weidmüller, Pixabay, Freepik
Das Fraunhofer HHI entwickelt momentan eine verteilte Aggregation
und Empfang eines Superkanals bei einer Rekordnetzkapazität
von 400 Gb/s unter Verwendung eines Single-Photodioden-110-GHz
Kramers-Kronig-Empfängers.
Mit dem Piloten „Smart Manufacturing“ ermöglicht Weidmüller ein
industrielles Anwendungsszenario.