INNOVATIVE INDUSTRIE
Die ausgezeichnete Recyclingfähigkeit von Kupfer ist eine wichtige Triebfeder für eine effi ziente Kreislaufwirtschaft.
18 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | MÄRZ 2018
Fotos: Fraunhofer ISI, Pixabay
weist es zum Beispiel circa 850.000 Tonnen Kupfer aus
europäischem Bergbau aus, das zusammen mit etwa 1,1Millionen
Tonnen Kupfer in importierten Konzentraten zu
Metall verarbeitet wurde. Insgesamt wurden circa 4,3 Millionen
Tonnen Halbfertigprodukte aus Kupfer in der EU
hergestellt. Die Differenz stammt aus dem Metallimport
(circa 0,5 Millionen Tonnen) sowie dem Kupferrecycling aus
Produktionsabfällen und Altprodukten (insgesamt etwa
1,9Millionen Tonnen). Im Vergleich zu 1999 zeigt das Modell
bei der Rückgewinnung von Kupfer aus Altprodukten nahezu
eine Verdopplung auf, was die zunehmende Verfügbarkeit
von kupferhaltigen Altprodukten beziehungsweise
auch deutlich mehr Kupferschrott sowie umfangreiche
Recyclinganstrengungen in der EU unterstreicht.
KUPFERSCHROTT KÄMPFT UMS ÜBERLEBEN
Das Simulationsmodell beziffert über Recyclingraten zudem
weitere Recyclingpotenziale. So lag zum Beispiel die Endof
Life-Recyclingrate, die sich aus dem Verhältnis zwischen
recyceltem Kupfer und der Kupfermenge in entsorgten
Altprodukten ergibt, 2014 bei etwa 65 Prozent. Dies bedeutet,
dass circa 1,6 Millionen Tonnen Kupfer aus Altschrott
gesammelt und für die Metallrückgewinnung vorbehandelt
werden konnten. Dieser Kupferschrott wurde sowohl in
Europa wiederverwendet als auch in nichteuropäische
Länder exportiert. Marcel Soulier, der das Kupferstoffstrom-
Modell am Fraunhofer ISI mitentwickelt hat, sieht Europa
damit auf einem guten Weg: „Insgesamt schneidet Europa
bei der Kupferrückgewinnung im globalen Vergleich sehr
gut ab. Dies bedeutet aber auch, dass 35 Prozent beziehungsweise
0,9 Millionen Tonnen entweder verloren gingen oder
deren Verbleib ungeklärt ist.“
WICHTIGE GRUNDLAGE FÜR NACHHALTIGE
INDUS TRIE- UND ROHSTOFFPOLITIK
Luis A. Tercero Espinoza, der am Fraunhofer ISI das Themenfeld
„Material und Rohstoffe“ leitet und ebenfalls am
EU-Kupferstoffstrom-Modell mitgewirkt hat, fasst noch
einmal dessen Vorteile zusammen: „Durch das Simulationsmodell
können wir die Kupferströme in der EU viel
präziser als bisher abbilden und den Verlauf verfolgen. Es
liefert wichtige Hinweise zum Lebenszyklus des Rohstoffes,
von dessen Abbau über die Weiterverarbeitung bis hin zur
Entsorgung. Das Modell ermittelte beispielsweise, dass für
den Zeitraum zwischen 2005 bis 2014 etwas über 50 Prozent
der Kupfernachfrage in Europa durch Recycling von Neu-
und Altschrott gedeckt wird, während der globale Wert nur
etwa bei einem Drittel liegt.“ Dieser Wert ließe sich laut
Tercero Espinoza noch weiter erhöhen, wenn die weltweiten
Recyclinganstrengungen in Zukunft intensiviert und Unternehmen
die zunehmende Bedeutung von Recycling noch
stärker erkennen. „Kupferrecycling trägt heute weltweit
circa mit einem Drittel zur Kupferversorgung bei. In der
EU kommt die Hälfte der Kupferproduktion aus Sekundärrohstoffen
(Recycling). Und dennoch ist das Potenzial noch
nicht ausgeschöpft. Um höhere Raten zu erreichen, sind vor
allem Verbesserungen in der Sammlung und Vorbehandlung
notwendig.“ BO