COVERTHEMA
MÄRZ 2018 | NEW BUSINESS 15
Künstliche Intelligenz zur Betrugsbekämpfung
Neben der gesunkenen Toleranz der
Öffentlichkeit gegenüber Fehlverhalten
von Unternehmen und Personen sowie
der Stärkung interner Kontrollmechanismen
geben viele Befragte an, dass
Fake News als Wirtschaftsrisiko
»Informationen entscheiden heute über Erfolg und Misserfolg
von Unternehmen und Projekten. Gefälschte Nachrichten können
Börsenkurse beeinflussen, den Ruf eines Unternehmens schädigen
sowie geplante Projekte oder Firmenübernahmen torpedieren.«
Christian Schaaf,
Betrugsbekämpfung durch Initiativen
im Zusammenhang mit Stärkung der
Unternehmenskultur – über interne
oder externe Hinweise und Hotlines
– thematisiert wird. Dies führte zur Aufdeckung von
27 Prozent der Betrugsfälle. Sie geben auch an, dass der
Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz
und hoch entwickelten Analysen zur Betrugsbekämpfung
und -überwachung dazu gehört: Denn 27 Prozent
der Organisationen in den Wachstumsmärkten verwenden
derzeit oder planen die Verwendung von Künstlicher
Intelligenz im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität.
Trotz weit verbreiteter Kenntnisse und Meldungen im
Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität geben
46Prozent an, dass ihr Unternehmen noch immer keine
Risikoeinschätzung im Bereich Wirtschaftskriminalität
durchgeführt hat. Darüber hinaus ist der Prozentsatz
derer, die angeben, ein Unternehmensethik- und
Compliance-Programm zu haben, von 82 auf 77 Prozent
gesunken. „Wirtschaftskriminalität ist komplex und
das Resultat von menschlichen Beweggründen, die nur
bedingt von Maschinen in Angriff genommen werden
können”, erläutert Kristof Wabl. „Während die Technologie
in der Überwachung und Aufdeckung eine wichtige
Rolle spielt, sind menschliche Initiativen oft wirkungsvoller
als die Investition in zusätzliche Technologie.
Das ist vor allem wichtig, wenn man bedenkt,
dass ein beträchtlicher Teil der externen Täter Drittparteien
sind, mit denen Unternehmen regelmäßig Kontakt
haben, also Vertreter, Lieferanten, externe Dienstleister
oder auch Kunden. Jeder im Unternehmen muss aufmerksam
sein, wem Zutritt zu unternehmensinternen
Systemen und Prozessen
gestattet wird.“
Geschäftsführer von Corporate Trust in München
Spionage und Fake News als ernstzunehmende
Gefahr
Unserem Nachbarn Deutschland machen in Sachen
Wirtschaftskriminalität derzeit Spionage und gezielte
Falschmeldungen, sogenannte Fake News, stark zu
schaffen, wie die jüngste Umfrage „Future Report“ der
renommierten Münchner Sicherheitsberatung Corporate
Trust ergab. Rund ein Drittel der befragten Firmen waren
demnach bereits Opfer von Spionage und gefälschten
Nachrichten. „Gestohlenes Know-how und manipulierte
Nachrichten sind eine ernstzunehmende existenzielle
Gefahr für unsere Wirtschaft“, sagt Christian
Schaaf, Geschäftsführer von Corporate Trust in München.
„Informationen entscheiden heute über Erfolg und Misserfolg
von Unternehmen und Projekten. Der Kampf
darum ist bereits in vollem Gange“, warnt Schaaf. „Gefälschte
Nachrichten können zum Beispiel Börsenkurse
beein ussen, den Ruf eines Unternehmens schädigen
sowie geplante Projekte oder Firmenübernahmen torpedieren“.
Dass Know-how „Made in Germany“ ein
gefragtes Gut in der Welt ist, wird immer wieder deutlich:
Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen
wurden in den letzten drei Jahren Opfer von Spionage
oder Informationsabflüssen. „Dies sind Zahlen, die
schonungslos offenlegen, dass Unternehmen viel mehr
für die digitale Sicherheit tun müssen“, sagt Martin
Ehling, Leiter Vertrieb Deutschland Industrie und Handel
der Brainloop AG. „Um sich gegen das moderne
Raubrittertum zu wehren, müssen Firmen ihre Sicherheit
stärken, sowohl in technischer Hinsicht als auch
im Bewusstsein ihrer Mitarbeiter“,
appelliert Ehling.
Cybersecurity in Österreich
mangelhaft, Führungskräfte
müssen mehr Verantwortung
übernehmen
In Österreich ist nach wie vor
das Thema Cybersecurity brisant,
denn die heimischen Unternehmen
hinken hier enorm
hinterher: 84 Prozent verfolgen
keine IT-Sicherheitsstrategie.
„Frenemies“ im Vormarsch
»Während die Technologie in der Überwachung und
Aufdeckung eine wichtige Rolle spielt, sind menschliche
Initiativen oft wirkungsvoller als die Investition in
zusätzliche Technologie. Das ist vor allem wichtig,
wenn man bedenkt, dass ein beträchtlicher Teil der
externen Täter Drittparteien sind, mit denen Unternehmen regelmäßig Kontakt
haben – also Vertreter, Lieferanten, externe Dienstleister oder auch Kunden.«
Kristof Wabl, Senior Manager Forensics bei PwC Österreich