COVERTHEMA
H acking, Phishing oder Cybermobbing –
14 NEW BUSINESS | MÄRZ 2018
jährlich werden in Österreich hunderttausende
Menschen und Unternehmen Opfer
von Cyberkriminalität. In Sachen Wirtschaftskriminalität
sieht es weltweit noch trister aus:
Im Zuge der aktuellen Global Economic Crime and
Fraud Survey von PwC gibt fast jedes zweite Unternehmen
an, in den vergangenen zwei Jahren Opfer von
Wirtschaftskriminalität geworden zu sein. Die Zahl der
gemeldeten Betrugsfälle ist damit um 13 Prozent gestiegen
und erreicht einen neuen Höchststand. Unterschlagung
liegt dabei mit 45 Prozent bei Unternehmen weiterhin
an erster Stelle im Bereich Wirtschaftskriminalität,
gefolgt von Cyberkriminalität (31 Prozent), Verbraucherbetrug
(29 Prozent) und geschäftlichem Fehlverhalten
(28 Prozent). Die diesjährige Umfrage zeigt
einen deutlichen Anstieg von sechs auf 52 Prozent bei
Fällen von Wirtschaftskriminalität durch interne Betrüger.
Auch bei Vorfällen, die der Unternehmensleitung
zugeschrieben werden, gab es einen signi kanten Sprung
nach oben.
Immer noch blinde Flecken
Kristof Wabl, Senior Manager Forensics bei PwC Österreich,
erklärt jedoch dazu: „Wir können einen Anstieg
der gemeldeten Vorfälle nicht mit einem tatsächlichen
Anstieg von Wirtschaftskriminalität gleichsetzen. Die
Studie macht allerdings deutlich, dass das Bewusstsein
in Unternehmen im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität
gestiegen ist. Dies gilt vor allem für Cyberkriminalität,
wo Unternehmen wesentlich mehr über
die Risiken und Möglichkeiten wissen sowie welche
präventiven Maßnahmen ergriffen werden können.“
Dennoch gibt über die Hälfte der
Befragten an, in den letzten zwei
Jahren nicht oder nicht wissentlich
mit Wirtschaftskriminalität
zu tun gehabt zu haben. „Das
zeigt, dass es in vielen Organisationen
immer noch blinde Flecken
gibt“, sagt Kristof Wabl.
Betrug als eigener Geschäftszweig
Interessant ist, wer sich für die
Fälle verantwortl ich zeigt:
68Prozent der externen Täter –
welche für 40 Prozent der Betrugsfälle
verantwortlich sind
– sind sogenannte „Frenemies“
der Organisation (aus „Friend“
und „Enemy“ zusammengesetzt)
– also Personen, mit denen Unternehmen
zusammenarbeiten,
u. a. Vertreter, externe Dienstleister,
Lieferanten und Kunden.
„Die Betrüger gehen immer strategischer
vor, ihre Methoden
werden immer ausgefeilter“, so
Wabl. „Man kann so weit gehen
und behaupten, dass daraus mittlerweile
ein eigener Geschäftszweig
geworden ist – technologiegestützt,
innovativ, opportunistisch
und allgegenwärtig – so
wie ein Konkurrent, von dem
man gar nicht wusste, dass es ihn gibt.“ Teilnehmer der
Befragung räumen ein, dass Sekundärkosten für Untersuchungen
und Maßnahmen die Gesamtkosten erhöhen
können: 17 Prozent der Befragten sagen, dass sie
in ihrem schwerwiegendsten Vorfall die gleiche Summe,
die sie verloren hatten, nochmals für Ermittlungen und/
oder Maßnahmen ausgaben, und 41 Prozent erklären,
mindestens das Doppelte des Verlusts durch Cyberkriminalität
für Untersuchungen und andere Maßnahmen
ausgegeben zu haben.