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20 NEW BUSINESS | SEPTEMBER 2017
Fotos: Deloitte Österreich, Greiner Gruppe/Robert Maybach, Borealis, ISS Austria, Trumpf Österreich, feelimage
Thema Mikroelektronik an wesentlicher Stelle zu besetzen
und am globalen Markt zu bestehen, müsse der
Standort seine Kräfte bündeln, meint Gerstenmayer:
„Daher begrüßen wir Initiativen der Regierung wie
‚Silicon Alps‘ oder kürzlich ‚Silicon Austria‘ sehr, da sie
wichtige Impulse für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit,
Steigerung der Attraktivität des Standorts,
insbesondere für nationale und internationale Talente,
sowie Stärkung der Universitäten und Forschungseinrichtungen
liefern.“
Armin Rau spricht aber ein Lob für die neuen steuerlichen
Regelungen für F&E und die FFG-Förderungen
für innovative Projekte aus: „Das ist eine gute Basis – so
konnten wir im vergangenen Jahr 50 neue Mitarbeiter
einstellen und investieren als Unternehmen mit einer
F&E-Quote von über 10 Prozent in unsere Zukunft.“
Konkrete Wünsche aus Wirschaft und Industrie
Ein großes Lob gibt es für den Standort Österreich in
Sachen Standortsicherheit sowie Forschung & Entwicklung
von allen Seiten. Laut Andreas Gerstenmayer positioniert
sich hier allen voran das Bundesland Steiermark
mit einer F&E-Quote von 4,9Prozent als Innovationsbundesland
Nummer 1. In der einzigartigen, europaweit
herzeigbaren akademischen Bildungslandschaft und
den hervorragenden Wissenschaftseinrichtungen – wie
etwa Montanuniversität Leoben, TU Graz, TU Wien etc.
– sieht er einen weiteren großen Standortvorteil. Jedoch
steht ein stärkerer Fokus auf den MINT-Fächern an den
Schulen auf seiner Wunschliste. Auch Armin Rau und
Axel Kühner sehen in den gut ausgebildeten Fachkräften
mit hoher technologischer Kompetenz eine Stärke
Österreichs. ISS-Chef Steinreiber und AT&S-Chef Gerstenmayer
wiederum kritisieren den Fachkräfte- und
Expertenmangel und sehen hier Nachholbedarf. Die
wirtschaftspolitischen Hürden – wie wettbewerbsfähige
Lohnkosten, Arbeitszeitgesetze und -modelle, Reformstau,
sei es bei Pensionen oder auch beim Abbau
von Bürokratie und Kosten für die Verwaltung – sind
den meisten nach wie vor ein Dorn im Auge. Kühner
ergänzt: „Der Staat mischt sich zu sehr ein und es fehlt
uns eine echte ‚Unternehmerkultur‘, die auch das Scheitern
als Chance sieht und bei der der Erfolg des anderen
nicht Neid, sondern Bewunderung auslöst.“
Ganz konkret spricht Gerstenmayer noch die spannende,
exportorientierte Unternehmenslandschaft und die
spezi schen Stärkefelder und Cluster (Mikroelektronik-
Cluster, Automobil-Cluster, Humantechnologie und
Kreativwirtschaft) an. Im Gegensatz dazu sieht er die
heimische Kapitalmarktsituation kritisch. Vor allem die
mangelnde Attraktivität des Börseplatzes Wien, die
überbordenden Publizitätsp ichten, die Rechtsunsicherheit,
gepaart mit existenzbedrohenden Strafen, sieht
er als Problem.
Österreich als hervorragender Standort
Trotz vieler Handlungsfelder mit notwendigen Verbesserungen
zieht Deloittes Bernhard Gröhs in der Gesamtheit
ein optimistisches Resümee:
„Österreich hat im letzten
Jahr gezeigt, dass der Abwärtstrend
aufgehalten werden kann.
Vieles entwickelt sich positiv und
die internationalen Wirtschaftsdaten
geben uns Rückenwind. Wir
müssen uns jetzt an den Besten
messen und konkrete Maßnahmen
setzen – dann können wir
im globalen Standortwettbewerb
Heimische Vorzeigeprojekte
»Wir begrüßen Initiativen der Regierung wie ‚Silicon Alps‘ oder kürzlich
‚Silicon Austria‘ sehr, da sie wichtige Impulse für die Erhöhung der
Wettbewerbsfähigkeit, Steigerung der Attraktivität des Standorts
insbesondere für nationale und internationale Talente sowie Stärkung
der Universitäten und Forschungseinrichtungen liefern.«
Andreas Gerstenmayer, CEO von AT&S