INNOVATIVE INDUSTRIE
DIGITALE ZUSAMMENARBEIT
»Moderne Technologien im Bereich Digitalisierung
und autonomes Fahren spielen in der strategischen
Planung eine wichtige Rolle.«
Horst Bernegger, PwC-Experte
SEPTEMBER 2017 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 23
tigsten globalen Trend im Produktbereich bezeichnen. „Aber
auch moderne Technologien im Bereich Digitalisierung und
autonomes Fahren spielen in der strategischen Planung
eine wichtige Rolle. Dazu legt die österreichische Zulieferindustrie
in den nächsten fünf Jahren einen besonderen
Fokus auf Robotik und Sensorik, Batterie- und Energietechnik
sowie Data-Mining und Analyse“, unterstreicht Experte
Bernegger.
DIE SMARTE FABRIK IST SCHON DA
Lösungen und Komponenten von Industrie 4.0 seien dabei
für einen Großteil bereits gut in bestehende Abläufe und
Prozesse integriert. So gaben etwa 42 Prozent der Befragten
an, dass Smart Factory, Internet of Things & Co bereits Teil
ihrer Aktivitäten seien.
Gerade mittelständische Unternehmen hinken abseits der
Automobil-Zulieferer aber noch stark in Sachen Digitalisierung
hinterher. So werden intelligente Assistenzsysteme
zwar die Arbeitswelt der Zukunft evolutionieren, doch
während große Unternehmen bereits Assistenzsysteme
einsetzen, ist das Potenzial für kleine und mittelständische
Unternehmen (KMU) noch längst nicht ausgeschöpft. Dies
liege vor allem an den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
von Assistenzsystemen, die gleichzeitig eine hohe Flexibilität
der Systeme fordern würden. Ein Assistenzsystem
für den Mittelstand, das auf Mobilität, Intelligenz und
Modularität setzt, wird nun von Forschern am Institut für
industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule
OWL entwickelt.
Assistenzsysteme zur Unterstützung der Fertigung, Montage
und Qualitätssicherung seien derzeit in KMU wenig
verbreitet. Um zukünftig Mitarbeiter in der Produktion
durch moderne Technologien zu unterstützen, „bedarf es
insbesondere neuer mobiler Lösungen, die überall in den
Unternehmen eingesetzt werden können und nicht an stationäre
Arbeitsplätze gebunden sind“, wie Carsten Röcker,
Projektleiter und Vorstand am inIT, ausführt. Hier setze
daher das Forschungsvorhaben „MARI“ an. Gemeinsam
mit Partnern aus der Industrie und Forschung entwickeln
und evaluieren die Wissenschaftler dabei den Prototypen
eines modularen und intelligenten Augmented-Reality
(AR)-basierten Assistenzsystems für mobile Anwendungsszenarien
in kleinen und mittelständischen Unternehmen.
SCHRITT HALTEN MIT TECHNISCHER ENTWICKLUNG
Augmented Reality, die „erweiterte Realität“, biete laut
Röcker Beschäftigten eine Möglichkeit, „um bei der technologischen
Entwicklung und den wachsenden Anforderungen
in der digitalen Fabrik Schritt halten zu können“.
Die reale Welt werde dabei mit digitalen Objekten überlagert
– etwa mithilfe von Projektionen oder AR-Brillen. Nachdem
sich die Forscher bereits intensiv mit Assistenzsystemen an
stationären Handarbeitsplätzen beschäftigt haben, wollen
sie nun neue mobile Interaktionstechnologien realisieren.
„Das zu entwickelnde System wird mobil sein und ist dadurch
für viele Anwendungsszenarien geeignet. Indem es
neue Tätigkeiten bereits während der einmaligen Durchführung
erlernt und ein breites Spektrum industrieller
Tätigkeiten abdeckt, können die Beschäftigten auch mittels
Künstlicher Intelligenz unterstützt werden“, betont Röcker.
Der modulare Aufbau ermögliche eine einfache und schnelle
Anpassung des Systems an verschiedene Tätigkeiten in
der Fertigung, Montage oder Qualitätssicherung. Das System
kann durch die integrierte Sensorik Arbeitstätigkeiten
multimodal erkennen, analysieren und hieraus Modelle für
die zukünftige Assistenz von manuellen Tätigkeiten bilden.
Durch den modularen Aufbau könnten auch verschiedene
Komponenten zur Interaktion je nach Anwendung kombiniert
werden. „Über eine generische Schnittstelle können
verschiedene Interaktionsgeräte angeschlossen werden,
wie Wearables, AR-Datenbrillen oder Eyetracker, die untereinander
kombiniert werden können“, sagt Röcker. Beschäftigte
könnten so die für den aktuellen Anwendungsfall
passenden Interaktionsgeräte nutzen, so könnte von
einem Tablet mit Projektion auf eine AR-Brille gewechselt
werden, wenn etwa freie Hände zur Reparatur einer Anlage
benötigt würden. TM
www.pwc.at, www.ciit-owl.de
Trotz einer guten
Startposition kann
sich die heimische
Industrie auf keinen
Fall ausruhen,
um im internationalen
Wettbewerb
zu bestehen.