Manuel Zeller, Gründer und Geschäftsführer NEOH, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 5, MAI 2023
»Wir haben die großartige Chance, unseren Teil beizutragen und die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Das ist die wichtigste Grundlage, der alles untergeordnet ist.« © Dominic Berchtold

Wider den Zuckerschock! NEOH steht im Wettbewerb mit den ganz Großen im Süßwaren-Business. Mittendrin: Founder Manuel Zeller.

Ein junger Mann studiert Wirtschaftsinformatik, startet eine erfolgreiche Karriere in der Mobilfunkbranche und gründet dann gemeinsam mit Gleichgesinnten ein Start-up. Das kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, es könnte eine Geschichte wie viele andere sein. Ist es aber nicht. 

Manuel Zeller, geboren 1983, wuchs im Waldviertel, genauer in Alt-Nagelberg im Landkreis Gmünd, auf. Nach der Schule trieb es ihn aus akademischen Gründen nach Wien, wo er an der TU studierte und ins Berufsleben einstieg. Zu Beginn war er – noch neben dem Studium – im Controlling tätig, erst bei Moeller Gebäudeautomation, einem Unternehmen, das 2008 vom Konzern Eaton übernommen wurde, und später bei ­T-Mobile. Bei dem Mobilfunker stieg er rasch auf und erweiterte sein Tätigkeitsfeld. „Dort habe ich mir auch schnell Führungskompetenzen aneignen dürfen und mit 32 wurde ich dann mit der operativen Verantwortung über den Digitalbereich betraut, was für mich die größte Lernkurve auslöste“, erzählt er. 

Noch während seiner Zeit bei dem Unternehmen, das heute Magenta heißt, und das er 2018 aus der Position des „Vice President Digital Customer Management“ heraus verließ, arbeitete Manuel Zeller mit seinen Co-Gründern Alexander Gänsdorfer, Patrick Kolomaznik und Adel Hafizovic an ihrem gemeinsamen „Herzensprojekt“, wie er es nennt. Und genau hier wird es jetzt richtig spannend. Denn bei diesem Herzensprojekt handelt es sich nicht, wie man anhand dieses Lebenslaufs erwarten würde, um eine Business-Software, eine App, ein Cloud-Start-up oder gar irgendwas mit VR oder AI. Nein. Vielmehr setzte sich das Vierergespann nicht weniger zum Ziel, als die Welt der „süßen Versuchungen“ nachhaltig zu erschüttern.

Aber wie kam es dazu? Zeller ist zwar sportlich und in seiner Heimat auch als Fußballer (laut aktueller ÖFB-Statistik hat er mittlerweile insgesamt knapp über 300 offizielle Spiele und 64 Tore auf dem Kerbholz) und Skifahrer nicht unbekannt, ist selbst aber dem Süßen alles andere als abgeneigt:

„Mir war aber auch schon immer eine ausgewogene und gesunde Ernährung sehr wichtig. Die Nährwerte und vor allem der Zuckergehalt der bestehenden Produkte sind bzw. waren für mich deshalb einfach inakzeptabel. Ich habe schnell gemerkt, dass mir Zucker nicht guttut, ich müde werde, mich schlecht konzentrieren kann und eine Stunde später wieder Hunger habe. Zudem haben meine Eltern beide Diabetes. So habe ich schon vor Jahren versucht, Zucker zu reduzieren, was aber umso schwieriger ist, wenn man wie ich ein regelrechter Süßigkeitenjunkie ist.“

Doch es brauchte erst noch ein Schlüsselereignis, um sich kopfüber in den „Kampf mit dem Zucker“ zu stürzen. Das lieferte ihm der frustrierende Besuch einer Tankstelle nach einem anstrengenden Fußballspiel. „Ich stand vor dem Naschregal und hatte nur die Wahl zwischen süßer Kalorienbombe und geschmacklosem Proteinriegel, auf beides hätte ich gerne verzichtet. Das war der Auslöser, mich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Das Ziel war schnell klar: Einen guten Schokoriegel mit so wenig Zucker wie möglich zu kreieren und damit die Naschregale vom Zucker zu befreien.“

Ein weiter Weg
Das war also die Geburtsstunde von NEOH und des damaligen, dazugehörigen Unternehmens Alpha Republic, das schließlich 2016 aus der Taufe gehoben wurde. Doch vor den Gründern, von denen keiner aus der Lebensmittelbranche kam, lag noch ein weiter Weg.

„Am Anfang waren wir mit unserer Start-up-Idee komplett alleine, wir hatten weder eine Forschungsabteilung noch viel Geld. Zudem sind wir auf gehörigen Gegenwind gestoßen: Keiner hat daran geglaubt und jeder hat gewusst, warum es nicht funktionieren wird. Meiner Meinung nach war das Wichtigste dabei, nie aufzuhören, an sich selbst und seine Vision zu glauben“, berichtet Zeller von seinen Erfahrungen. Was folgte, waren unzählige, nächtelange Experimente in der eigenen Küche. „Gefühlt waren es mehrere Tausende Versuche und es hat dementsprechend über sechs Jahre gedauert, bis wir den ersten Rohentwurf hatten, der auch wirklich genießbar war.“

Spulen wir jetzt ein paar Jahre vor. Heute hat das Unternehmen sieben nicht nur ausgesprochen genießbare, sondern auch in den Supermärkten gelistete Produkte, die in Österreich und teilweise in Deutschland über die Ladentische gehen – von Riegeln und Waffeln über Kuchen und Drageelinos bis zur Schokoladentafel. Damit stehen Zeller und seine Mitstreiter im Wettbewerb mit internationalen Konzernen. „Als junges, österreichisches Unternehmen können wir darauf wirklich stolz sein“, sagt er – und hat recht damit, wie wir finden.

Nach beruflicher Veränderung strebt Manuel Zeller, übrigens glücklich verheiratet sowie seit letztem Jahr stolzer „Neo(h)-Papa“, nicht: „Ich habe mir mit NEOH den tollsten Job der Welt selbst geschaffen. Jeder liebt Naschen und wir machen aus dieser schönen Sache nun auch etwas Nachhaltiges für die Menschheit – was gibt es Besseres? Dieses Vorhaben ist aber ein Prozess und wird noch sehr lange dauern. Deshalb ist auch alles darauf aufgebaut, nicht nur schnell einen kurzen Hype auszulösen, sondern substanziell und langfristig die Art und Weise zu verändern, wie Menschen Süßigkeiten konsumieren. Diesem Ziel ordne ich mich unter.“ 

Trotz dieses hohen Zieles steht für ihn die Familie an erster Stelle. „Das Wichtigste muss in meinem Leben einfach Platz haben“, sagt er und ergänzt: „Ich versuche, manchmal etwas früher nach Hause kommen, um noch Zeit mit meinem Sohn zu verbringen – heutzutage geht das aber sicher leichter als früher. Dann arbeitet man beispielsweise einfach danach etwas später am Abend weiter, wenn das Kind schon im Bett ist. Was dadurch dann leider etwas kurz kommt, ist oft der Schlaf, Sport und auch meine Freunde.“ (RNF)


12 FRAGEN AN MANUEL ZELLER

Was wollten Sie als Kind werden?
Mein Kindheitstraum war, Pilot zu werden. Die grenzenlose Freiheit über den Wolken hat mich als Kind schon immer fasziniert.
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Gesundheit, einen erfüllenden Beruf bzw. eine Lebensaufgabe und tolle Menschen um sich zu haben.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Hier kann ich mich nicht auf eine Person beschränken, da mich in jeder Phase meines Werdegangs viele in­spirierende Menschen auf meinem Weg begleitet haben. 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Viele, aber kein spezielles. 

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Der Aufbau der Marke NEOH – damit habe ich mir selbst den tollsten Job der Welt geschaffen und darauf bin ich sehr stolz.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Bei der Frage kann man nur verlieren. Wenn ich das verrate, bin ich verrückt und wenn nicht, dann bin ich langweilig.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Ein Buch schreiben.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Chance, die Welt ein Stück besser zu machen und etwas Großartiges auf unserem Planeten zu hinterlassen.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und möchte mit niemandem wirklich tauschen. Aber wenn ich muss, dann würde ich gerne erfahren, wie toll es sein muss, so begabt Fußball spielen zu können wie Lionel Messi.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Ein Löwe.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Die Frage, welches Tier ich sein möchte, hat mich gerade zum Lachen gebracht. Meine Überlegung dazu war, dass der Löwe ja an der Spitze der Nahrungskette steht und ich nicht gerne gefressen werden will. Eine Kollegin hat mir dagegen unterstellt, ich sei nur neidisch auf die tolle Haarpracht. :) 


ZUR PERSON
Vom Controlling zu den Süßwaren
Manuel Zeller wurde 1983 in Alt-Nagelberg im Landkreis Gmünd geboren. Er studierte Sportmanagement an der Universität Wien und schloss das Studium der Wirtschaftsinformatik an der TU Wien ab. Er startete seine Karriere 2003 im Controlling beim heutigen Unternehmen Eaton, wechselte 2008 zu Magenta, damals T-Mo­bile, und entwickelte sich dort über Marketing Strategy und Customer Insights weiter ins Digital Business bis zum Vice President Digital Business und später Vice President Digital Customer Management. 2016 gründete er mit Gleichgesinnten die Alpha Republic GmbH (heute NEOH AG), die hinter der Marke NEOH steht. Zeller ist verheiratet und seit letztem Jahr Vater.