»Wichtig ist, zu beachten, dass man nicht nur Zahlen und Ergebnisse steuert, sondern vor allem Menschen und Kultur.« © smart
Wandel als Chance begreifen: Sarah Lamboj, CEO von smart Austria, ist immer auf Draht in einem Umfeld, das von Komplexität und Dynamik geprägt ist.
Sarah Lamboj ist im niederösterreichischen Ebreichsdorf aufgewachsen und ging in Wien zur Schule. Ursprünglich war es ihr Ziel, eine Karriere im Sozialbereich einzuschlagen. Nach der Matura entschied sie sich jedoch dafür, an der FH Wien Unternehmensführung zu studieren – und traf damit die richtige Wahl.
„Im Studium habe ich alle Facetten eines Unternehmens kennengelernt und erstmals gemerkt, dass mir eine Spezialisierung schwerfällt. Diese Erkenntnis, zusammen mit meinem ersten Job, wo ich rasch verschiedenste Aufgaben übernommen habe, haben mir die Vorteile eines Generalisten aufgezeigt. Für mich ist es kein Nachteil gegenüber einer Spezialisierung, sondern eine bewusste Entscheidung mit vielen Vorteilen“, erzählt Lamboj.
Dieser erste Job, von dem sie spricht, war bei dem damaligen Start-up mytaxi – für dessen Rebranding zu FREE NOW sie in Österreich später zuständig war. Doch zunächst begann Sarah Lamboj bei mytaxi als Standortmanager, durchlief verschiedene Abteilungen und arbeitete sich bis in die österreichische Geschäftsführung hoch.
Zwischen Vision und Umsetzung
Dass sie in der Mobilitätsbranche gelandet ist, war eher ein Zufall. Dass sie dabeigeblieben ist, aber nicht. „Die Tatsache, dass sich diese Branche stetig im Wandel befindet, macht es sehr spannend. Genau das hält mich bis heute in dieser Branche“, sagt Lamboj und ergänzt: „Ich hatte die großartige Chance, bei Start-ups den Aufbau ebenso wie die Neuausrichtung von Marken zu begleiten. Dadurch habe ich frühzeitig agiles und selbstständiges Arbeiten gelernt und konnte rasch Einblick in alle Abteilungen eines Unternehmens gewinnen.“
Eine ihrer Kernaufgaben als CEO von smart Austria sieht sie darin, die Balance zwischen Vision und Umsetzung zu behalten. „Die größte Herausforderung ist, langfristige Strategien mit kurzfristigen Marktanforderungen zu verbinden und dabei eine Kultur zu fördern, die Wandel als Chance begreift. Wichtig ist zu beachten, dass man nicht nur Zahlen und Ergebnisse steuert, sondern vor allem Menschen und Kultur.“ Gerade das ist Sarah Lamboj besonders wichtig, wie sie unterstreicht: „Mein persönliches Highlight ist es, Menschen wachsen zu sehen. Über die Jahre entwickeln wir uns weiter und lernen stets dazu, und es ist großartig, zu sehen, wenn Mitarbeitende im Unternehmen aufgehen und sich weiterentwickeln.“
Besondere Komplexität und Dynamik
Was sie ebenfalls hervorhebt, ist die besondere Komplexität und Dynamik in der Automobil- und Mobilitätsbranche: „Wir bewegen uns in einem Umfeld, das gleichzeitig von technologischen Innovationen, regulatorischen Anforderungen und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist. Die Transformation ist hier besonders sichtbar: Elektromobilität, Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit verändern nicht nur Produkte, sondern ganze Wertschöpfungsketten. Auf den ersten Blick merkt man die starke Verzahnung von Hardware, Software und globalen Lieferketten. Was mir erst nach einiger Zeit bewusst wurde: Die Geschwindigkeit, mit der sich Kundenbedürfnisse und politische Rahmenbedingungen ändern, ist einzigartig. Entscheidungen müssen nicht nur wirtschaftlich tragfähig sein, sondern auch ökologische und soziale Verantwortung berücksichtigen – und das in einem Markt, der extrem wettbewerbsintensiv ist.“
Diesen Herausforderungen begegnet sie mit einem offenen, sehr transparenten Führungsstil, der den Beitrag jedes Mitarbeitenden zum Erfolg des Unternehmens wertschätzt. Diversität und Offenheit werden auch aktiv im Unternehmen gelebt: „Wir sind ein sehr internationales Team mit einer ausgewogenen Geschlechterverteilung und einem Mix aus Kolleginnen und Kollegen mit Automotive-Background sowie Erfahrung aus anderen Branchen. Diese Vielfalt ermöglicht unterschiedliche Blickwinkel und Herangehensweisen, die zu kreativen Lösungen und innovativen Ideen führen. Wir fördern den Austausch, respektieren individuelle Perspektiven und schaffen ein Umfeld, in dem jede Stimme gehört wird. So stellen wir sicher, dass Diversität nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern ein gelebter Bestandteil unserer täglichen Zusammenarbeit ist.“
Noch viele spannende Aufgaben
Einer ihrer zentralen Wegbegleiter ist ihr Mann, den sie während des Studiums kennengelernt hat und mit dem sie seit zehn Jahren verheiratet ist. „Es ist wichtig, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der einen gut kennt, aber gleichzeitig auch neue Perspektiven eröffnet und blinde Flecken aufdeckt. So kann ich Entscheidungen reflektieren und verschiedene Sichtweisen einbeziehen.“
Dynamisch bleibt Sarah Lamboj auch, wenn es um die Zukunft in einem sich stetig wandelnden Umfeld geht: „Aus meiner Erfahrung entstehen interessante Möglichkeiten oft spontan, und bei smart gibt es noch viele spannende Aufgaben und Chancen, die darauf warten, umgesetzt zu werden.“ (RNF)
10 FRAGEN AN SARAH LAMBOJ
Was bedeutet Glück für Sie?
Glück sollte kein kurzer Moment der Freude sein, sondern ein langfristiger Zustand. Ich versuche mir immer wieder bewusst zu machen, dass das, was ich habe, keine Selbstverständlichkeit ist und dass man dankbar dafür sein muss. Es ist weniger ein Ziel als eine Balance – zwischen beruflicher Erfüllung, persönlichem Wachstum und Zeit für die Menschen, die mir wichtig sind.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich challenge mich gerne mit einem Perspektivenwechsel, daher lese ich als Befürworter von Homeoffice gerade ein Buch, das Home-Office kritisch hinterfragt. Als nächstes stehen „Unsichtbare Frauen“ und „Es lebe der Generalist“ auf dem Plan.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Meine Mutter. Auch sie wurde sehr früh Führungskraft und es ist sehr bereichernd, einen Sparringspartner zu haben, mit dem man sich austauschen kann.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Klug ist der, der weiß, wo er findet, was er nicht weiß.“ Für mich steht dieses Motto für Lernbereitschaft, Kooperation und die Fähigkeit, komplexe Herausforderungen gemeinsam zu lösen. Kluges Handeln bedeutet, Netzwerke und Technologien gezielt einzusetzen und gleichzeitig kritisch zu hinterfragen, was tatsächlich relevant und sinnvoll ist. Dazu gehört auch, die Fachkenntnisse der eigenen Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich habe keine Person vor Augen. Wenn ich könnte, würde ich einen Blick in die Zukunft werfen, um zu sehen, wie sich die Mobilität in ein bis zwei Generationen entwickelt. Mobilität darf kein Privileg sein, sondern muss für alle zugänglich und sicher gestaltet werden.
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Es ist nicht ein einzelnes Projekt oder eine Zahl, sondern es sind die Teams, die ich aufgebaut und geführt habe. Ich bin stolz darauf, Menschen zusammenzubringen, ihre Stärken zu erkennen und eine Kultur zu schaffen, in der sie ihr Potenzial entfalten können. Für mich ist das der nachhaltigste Erfolg: Strukturen und Vertrauen zu schaffen, die über meine eigene Person hinaus wirken.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Gute Frage, wahrscheinlich über mich selbst.
Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten?
Ich wollte schon immer eine Reise in die Antarktis machen. Mich faszinieren die unberührte Natur, die Stille und die Begegnung mit Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum. Für mich steht das für Demut und Klarheit: fernab von allem Überfluss, reduziert auf das Wesentliche. Bisher habe ich es nicht getan, weil es eine enorme logistische und zeitliche Herausforderung ist, aber genau das macht es so besonders.
Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Es sind die Menschen und die Möglichkeit, jeden Tag etwas zu bewegen, was mich antreibt. Die Zusammenarbeit mit talentierten Teams, das gemeinsame Lösen komplexer Herausforderungen und das Entwickeln von neuen Ideen. Wenn ich sehe, dass unsere Arbeit einen echten Unterschied macht, sei es durch Innovation oder Nachhaltigkeit, dann gibt mir das Energie.
Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?
Eine Katze. Nachdem ich selbst vier habe, weiß ich, wie gut es einem daheim auf dem Sofa gehen kann. :-)
ZUR PERSON
Immer in Bewegung
Sarah Lamboj ist seit August 2021 als CEO von smart Austria tätig. Nach ihrem Abschluss im Bereich Unternehmensführung an der Fachhochschule für Management & Kommunikation FHWien der WKW begann sie ihre Karriere bei dem Start-up mytaxi. Innerhalb eines Jahres wurde Lamboj Standortleiterin für Österreich und übernahm die Sales-Abteilung. 2015 wurde sie eine von zwei Geschäftsführerinnen von mytaxi Österreich und erweiterte ihre Aufgaben um Marketing, Public Relations und Public Affairs sowie die Budgetverantwortung für den österreichischen Markt. 2019 startete sie das Rebranding von mytaxi in FREE NOW in Österreich, führte eine multimodale App ein und engagierte sich für eine Net-Zero-Strategie, um Emissionen mit einem Fokus auf Elektrofahrzeuge zu reduzieren. Zudem setzte sie sich für eine Gesetzesänderung ein, wodurch das Taxi- und Mietwagengewerbe mit Pkw zusammengelegt wurde, um einen fairen Wettbewerb unter denselben Bedingungen zu schaffen, welches 2021 in Kraft trat.