Infrastrukturreport 2019

NEW BUSINESS Innovations - NR.10, DEZEMBER 2018
Das digitale Zeitalter stellt hohe Anforderungen an die heimische Infrastruktur. © Pixabay

Die Infrastruktur ist direkt nach gut ausgebildeten Mitarbeitern die wichtigste Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit ...

... Deswegen fordern Manager den Ausbau des 5G-Netzes, Sicherung gegen Cyberangriffe und energieeffiziente Technologien.

Österreichs Manager messen dem Ausbau der Infrastrukturbereiche IT, Telekom und Energie bereits mehr Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes bei, als dem Ausbau des Straßen- und Schienennetzes“, erklärte Initiator David Ungar-Klein bei der Veröffentlichung des knapp 200 Seiten starken Österreichischen Infrastrukturreports 2019 durch Österreichs größte Infrastrukturinitiative Future Business Austria (FBA). Neue digitale Anwendungen könnten Österreichs BIP pro Jahr um 15,5 % steigern – damit wäre, gemessen am BIP des Jahres 2017, eine zusätzliche Wertschöpfung von 57 Mrd. Euro pro Jahr möglich, während die Kosten für den flächendeckenden Breitband- und 5G-Ausbau in Österreich auf 10 Mrd. Euro geschätzt werden. Vom hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Experten-Board des Reports gibt es klare Handlungsempfehlungen. „Mit dem Infrastrukturreport 2019 erhält das BMVIT wertvolle Unterstützung zur Umsetzung seiner infrastrukturpolitischen Schwerpunkte etwa in den Bereichen Digitalisierung, Mobilität und Energietechnologien. Gerade das Zusammenwirken von Digitalisierung und Energietechnologien ist eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Transformation der österreichischen Infrastruktur und für ihre ‚Fitness‘ für die Zukunft“, so Verkehrsminister Norbert Hofer, der seinen Dank auch dem Initiator und Autor des Reports David Ungar-Klein für die darin enthaltenen Daten, Fakten, wissenschaftlichen Handlungsempfehlungen und Umfrageergebnisse ausspricht.

Manager wünschen sich Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards
Wie eine repräsentative Umfrage für den Österreichischen Infrastrukturreport 2019 unter 240 Managern großer österreichischer Unternehmen ergab, werden gut ausgebildete Mitarbeiter (68 %) als die wichtigste Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes gesehen, dicht gefolgt von der Infrastruktur (61 %). Splittet man die Infrastruktur in ihre Teilbereiche auf, so ist die Informationstechnologie mit 91 % der wichtigste Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs, gefolgt von Telekommunikation (86 %) und Energie (86 %). Erst danach kommen Schiene (80 %), Luftfahrt (77 %), Straße (74 %) und Schifffahrt (43 %). Bei den prioritären Infrastrukturausbauprojekten der Zukunft führt mit Abstand die Forderung nach dem Ausbau neuer Technologien für Energieeffizienz (73 %) vor der Sicherung gegen Cyber- und Terrorangriffe (58 %) und dem Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards (50 %).

Zusätzliche Wertschöpfung für Österreich
Bei Optimierung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen könnte Österreich von erheblichen Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz neuer digitaler Anwendungen profitieren. „Nach Schätzungen der befragten Manager beträgt das Produktivitätssteigerungspotenzial durch neue digitale Anwendungen enorme 15,5 %. Gemessen am BIP des Jahres 2017 ist damit zusätzliche Wertschöpfung in der Höhe von rund 57 Mrd. Euro für den Standort Österreich möglich“, wie Ungar-Klein vorrechnete. Setze man diese zusätzliche jährliche Produktivitätssteigerung in Relation zu den einmaligen Kosten des flächendeckenden Breitband- und 5G-Ausbaus in Österreich in der kolportierten Höhe von rund 10 Mrd. Euro, werde deutlich, wie bedeutsam der Ausbau der digitalen Infrastruktur für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts sei. Sebastian Kummer, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, bestätigte: „Die Kosten des flächendeckenden Breitbandausbaus sind wesentlich geringer als die positiven Wirkungen, die innerhalb eines Jahres entstehen. Es gibt wahrscheinlich in keinem staatlichen Bereich besser investierte Mittel als in Breitbandausbau und 5G.“

Zufriedenheit mit Infrastrukturausbau in Wien und Oberösterreich am höchsten
Abgefragt wurde auch die Zufriedenheit mit dem Infrastrukturausbau in den Bundesländern. Dabei ist Oberösterreich gemeinsam mit Wien Spitzenreiter (je 38 %). Schlusslichter sind das Burgenland (15 %) und Kärnten (13 %). Die FBA-Befragung erhob zudem die Zufriedenheit mit den Innovationsförderungen auf Landesebene. Dabei liegen ebenfalls Wien und Oberösterreich mit je 14 % klar auf Platz eins. Dahinter rangieren Niederösterreich (7 %) und die Steiermark (3 %), Schlusslichter sind Salzburg und Vorarlberg (jeweils 1 %) und Kärnten (0 %).

Überregionales 380-Kilovolt-Netz muss ausgebaut werden
Im Energiebereich fordern die Studienautoren unter anderem die Steigerung der Energieeffizienz im Wohn- und im Gewerbe­immobilienbereich. Notwendig seien zudem der Zusammenschluss der innerösterreichischen Gasnetze zu einem Marktgebiet, die Forcierung von Passiv- und Niedrigenergiehäusern sowie die Vervollständigung des überregionalen 380-Kilovolt-Netzes aufgrund des steigenden Strombedarfs und infolge des Windkraftausbaus. Im Bereich öffentlicher Verkehr fordern die Experten ein harmonisiertes Angebot im ländlichen Raum und attraktive Verbindungen zu den regionalen Verkehrsknoten inklusive Angebote für den „letzten Kilometer“. Österreich brauche zudem ein einheitliches E-Ticketing bzw. Österreich-Ticket (integriertes Ticket für alle Unternehmen und Verbünde). „Eine Mobilcard soll künftig alle Modalitäten des Verkehrs aufzeichnen und verrechnen“, wie Studienautor Ungar-Klein erläutert. Zudem sollten Park-and-ride-Anlagen mit modernen Kommunikationslösungen ausgestattet werden, um für die Nutzer durch eine rasche Informationsübertragung (z. B. freie Abstellplätze, Zugabfahrtszeiten) den Umstieg von der Straße auf die Schiene zu optimieren. Notwendig sei zudem die Forcierung von E-Bikes.

ÖBB sind der größte Klimaschützer des Landes
ÖBB Generaldirektor Andreas Matthä freut der hohe Zuspruch für die Bahn seitens der Umfrageteilnehmer: „Der Infrastrukturreport 2019 beweist sehr gut, dass wir mehr Bahn in Österreich brauchen. Mit den Investitionen aus dem aktuellen Rahmenplan von 13,9 Mrd. Euro bis 2023 sind wir auf dem richtigen Weg. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Angebot auf der Schiene zu verbessern – für unsere Fahrgäste mit dem integrierten Taktfahrplan und neuen Zügen, für unsere Güterverkehrskunden mit neuen Services und Wagen. Einen zusätzlichen Schub erwarten wir durch die Digitalisierung. Das Schöne dabei: Jeder Meter, der mit der Bahn zurückgelegt wird, nützt unserer Umwelt. Schon heute sparen wir jährlich 3,5 Mio. Tonnen CO2 ein und sind damit der größte Klimaschützer des Landes.“

Österreich soll Kompetenzzentrum für Drohnen werden
Im Bereich Luftfahrt wird ein Ausbau des Flughafens Wien als internationales Drehkreuz gefordert, zudem sollten die Kapazitäten der Regionalflughäfen erhöht und die Anbindung an die Bahn verbessert werden. Dazu seien die Abschaffung der Flugabgaben und anderer wettbewerbshemmender Auflagen und Einschränkungen notwendig. Darüber hinaus gibt es neben den Landeshauptleuten mit Austro Control (ACG), BMVIT und Aeroclub weitere Stellen, die mit luftfahrtbehördlichen Kompetenzen ausgestattet seien. Synergien durch die strategische Ausrichtung von Behördenkompetenzen sollten gezielt genutzt werden. Die Entwicklung der unbemannten Luftfahrt (Drohnen) und deren Integration in die bestehende Luftraumstruktur sehen die Studienautoren als große Chance. Österreich solle auf Basis klarer Regulierung zum Kompetenzzentrum für Drohnen werden.

Druck auf Donau-Anrainerstaaten nötig
Im Bereich Schifffahrt fordert die unabhängige Initiative, die Potenziale der Donau als ökonomisch und ökologisch sinnvollen Verkehrsweg zu nutzen. Die Regierung sollte sich verstärkt dafür einsetzen, dass die erforderlichen Fahrwasserverhältnisse auch in den anderen Donau-Anrainerstaaten – insbesondere in Deutschland und Ungarn – gewährleistet seien. Wichtig seien auch das Beseitigen von Engpässen (Niedrigwasser), eine angemessene Wasserstraßenerhaltung und -verwaltung, ein effizientes Schleusenmanagement sowie die Verbesserung der Fahrwasserverhältnisse auf der gesamten Donau. (VM)

INFO-BOX
Über Future Business Austria

Future Business Austria (FBA) ist die größte Infrastrukturinitia­tive Österreichs und wurde 2001 vom Kommunikationsexperten David Ungar-Klein ins Leben gerufen. FBA umfasst den Themenbereich Infrastruktur in seiner Gesamtheit und seinen Teilbereichen wie Energie, Verkehr (Straße, Schiene, Luftfahrt, Schifffahrt), ITS, IKT, IT, Innovation und Forschung sowie Infrastruktur der Zukunft. Der Österreichische Infrastrukturreport wird jährlich im Rahmen des FBA Infrastruktursymposiums präsentiert und beleuchtet die Stärken und Schwächen der heimischen Infra­struktur. Ziele der überparteilichen Initiative sind die ­Förderung des Wirtschaftsstandortes, die Anerkennung von Infrastruktur als wesentlicher Standortfaktor, die Statusanalyse sowie die Identifizierung von Verbesserungspotenzialen.

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