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4.0 is not enough

NEW BUSINESS Guides - AUTOMATION GUIDE 2020
„In der Industry-X.0-Welt weiß das Produkt selbst, wann es gewartet oder erneuert werden muss“, erklärt Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture Österreich. © Martina Draper

Kaum hat man sich einigermaßen an Industrie 4.0 gewöhnt, lugt auch schon wieder der nächste ­Hype um die Ecke: Industrie X.0 ...

... Wir haben uns seine Bedeutung von Michael Zettel, dem ­Österreich-Chef von ­Accenture, erklären lassen.

Mit dem Begriff Industrie X.0 beschreibt das Dienstleistungsunternehmen Accenture die neue digitale Ausrichtung der Industrie, in der Unternehmen modernste digitale Technologien einsetzen, um Kernprozesse, Geschäftsmodelle sowie das Mitarbeiter- und Kundenerlebnis zu transformieren. Passend dazu wurde im Sommer vergangenen Jahres im deutschen Essen auf dem Gelände eines früheren Steinkohlebergwerks und heutigen UNESCO-Welterbes das „Industrie X.0 Innovation Center“ eröffnet. NEW BUSINESS hat Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture Österreich, zur ­Bedeutung dieses Begriffs sowie zum Status quo der Automatisierung in der heimischen Industrie befragt.

Herr Zettel, was steckt hinter dem Begriff Industrie X.0, den Accenture gern verwendet? Ist Industrie 4.0 etwa schon passé?
Industrie 4.0 wird gern als der Inbegriff der industriellen Digitalisierung genutzt. Aber Industrie 4.0 steht für die Digitalisierung der Produktion. Industrie X.0 geht weiter. Sie umfasst zudem die Digitalisierung der Endprodukte – inklusive Smart Services. In der Industry-X.0-Welt weiß das Produkt selbst, wann es gewartet oder erneuert werden muss.

Seit letztem Jahr betreibt Accenture in Deutschland ein sogenanntes Industry X.0 Innovation Center. Wozu dient es?
Wir machen im Industry X.0 Innovation Center die Digitalisierung der Industrie ganzheitlich greifbar. Einerseits zeigen wir die Produktionsprozesse, und andererseits kann man die digitalen Produkte der Zukunft erleben und angreifen. Daraus resultierend kann man die eigenen Ideen und Anwendungen entwickeln.

Wie weit lässt sich die Automatisierung in der Industrie noch voran­treiben? Wo liegen vielleicht noch schlummernde Potenziale, die gehoben werden können?
In Sachen Optimierung der Produktion ist die Digitalisierung bereits sehr weit fortgeschritten. Was heute noch fehlt, ist die Verbindung der Warenwirtschaft mit den Produktionsprozessen. Bei dieser Entwicklung stehen wir erst ganz am Anfang. Die Verbindung von einem Webshop hin zur Produktion und abschließend zur Rechnungslegung ist die Vision. Das Ziel ist es, hier einen durchgängigen Prozess zu schaffen. Der nächste Schritt, an dem erst einige wenige Unternehmen arbeiten, ist das digitale Endprodukt. Dies steckt aktuell noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen.

Lässt sich einordnen, an welcher Stelle auf der Innovationsskala in diesem Bereich Österreich steht, wenn man die hiesigen Industriebetriebe etwa mit den umliegenden Nachbarn vergleicht?
Österreich ist ein Industrieland. Es steht in Sachen Optimierung der Produktion sehr gut da und muss den Vergleich mit den Nachbarländern nicht scheuen. Österreichische Unternehmen haben digitale, effiziente und innovative Produktionsprozesse in den letzten Jahren erfolgreich realisiert. Bei dem Aspekt der digitalen Endprodukte besteht hingegen noch Aufholbedarf. Da sind zum Beispiel deutsche Unternehmen wie etwa Bosch wesentlich weiter.

Können Sie uns vielleicht Beispiele für besonders innovative heimische Industrieunternehmen nennen?
Die Vorreiter aus Österreich sind Magna, Voest, Mondi und KTM. Sie stehen bei der Digitalisierung der Produktion ganz vorn.

Gibt es Ihrer Einschätzung nach vielleicht einen besonderen technologischen Trend, der heimische Industrieunternehmen in der nahen bis mittleren Zukunft stark beschäftigen wird bzw. sollte? Mit dem sie sich unbedingt auseinandersetzen sollten, falls sie das nicht schon tun?
Die Herausforderung für die produzierenden Unternehmen besteht darin, die Kombination aus IoT, KI und Big Data umzusetzen. Dazu brauchen die Industriebetriebe eine Digital­strategie, die es zu entwickeln gilt. Denn es werden nur effiziente, optimierte und damit digitalisierte Produktionsprozesse und Produkte künftig reüssieren können.

Werden die Auswirkungen und Nachwirkungen der Corona-Krise die Automatisierung und Digitalisierung in der Industrie weiter anschieben?
Die Corona-Krise wird definitiv Auswirkungen auf die Industrie und die Produktion haben. Wir sehen heute, dass Produktionseffizienz ein wesentliches Thema ist. Das hat mehrere Aspekte: Dazu zählen die Kosten und auch die Anforderung, eine Produktion im Krankheitsfall von Mitarbeitern aufrechterhalten zu können. Zudem erhöht die geforderte Resilienz der Supply-Chain den Druck auf die heimische Produktion. Die nachhaltige Lieferfähigkeit ist während der Krise mehr und mehr in den Mittelpunkt gerückt. (RNF)

INFO-BOX 
Über Accenture
Accenture ist ein weltweit tätiges Dienstleistungsunternehmen, das ein breites Portfolio von Services und Lösungen in den Bereichen Strategie, Consulting, Digital, Technologie und Operations anbietet. Mit umfassender Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten über mehr als 40 Branchen und alle Unternehmensfunktionen hinweg arbeitet Accenture an der Schnittstelle von Business und Technologie, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und nachhaltigen Wert für ihre Stakeholder zu schaffen. Dabei stützt sich das Unternehmen auf seine rund 505.000 Mitarbeiter, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind.
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