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Alles getürkt?!
Die Geschichte der Automatisierung ist eine Geschichte voller Missverständnisse – und Schwindeleien. Auf jeden Fall „menschelt“ sie sehr.
Selbsttätige Maschinen haben den Menschen schon immer fasziniert. Bereits in der Antike gab es Automaten, von denen manche eher der Welt der Legenden zuzuordnen, andere aber sehr wohl historisch belegt sind. Die Rede ist von künstlichen Vögeln, sprechenden Statuen, automatischen Tempeltüren oder selbstfahrenden Vehikeln. Später soll sogar Leonardo da Vinci einen Roboter konstruiert haben.
Im 18. Jahrhundert feierten die Automaten einen Siegeszug in der Öffentlichkeit. Das lag auch daran, dass bei diesen Spielarten der Automatisierung nicht immer alles astrein war. Mit seinem „Schachtürken“ narrte um das Jahr 1770 beispielsweise der österreichisch-ungarische Hofbeamte und Mechaniker Wolfgang von Kempelen, ansonsten ein Meister seiner Zunft, ganz Europa. Dabei handelte es sich um eine orientalisch anmutende Puppe an einem Tisch, in dem ein Mechanismus untergebracht war. Sie konnte die Schachfiguren greifen und auf dem Brett verschieben. Der vermeintliche Automat focht Partien gegen die größten Schachspieler seiner Zeit aus, und sogar Friedrich der Große oder Napoleon haben sich im Spiel der Könige in ihren Künsten an ihm gemessen.
Freilich ist längst bekannt, dass zumindest diese von Kempelens Erfindungen ein Schwindel war – was er nie wirklich verheimlichte. Zeitgenössischen Quellen zufolge sprach Kempelen von einem „mechanischen Trick“, nicht von einer selbst handelnden Maschine. Des Rätsels Lösung: Im Inneren des Kastens saß ein kleiner Mensch versteckt. Höchstwahrscheinlich ist das auch der Ursprung des Ausdrucks „etwas türken“ – wenn bei einer Sache nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
In industrieller Hinsicht begann die Automatisierung ebenfalls im 18. Jahrhundert. Die ersten automatischen Webmaschinen sorgten bei den Webern der damaligen Zeit für so großen Unmut, dass sie als sogenannte Maschinenstürmer sogar die Geräte zertrümmerten und Automatisierungsbefürworter angriffen.
Dieser Konflikt zwischen Mensch und Maschine kocht auch heute hoch. Während die einen davon reden, dass Arbeitsplätze verloren gehen, argumentieren andere, dass durch die erhöhte Produktivität weitere Jobs geschaffen werden. Sicher ist nur, dass Automatisierung nicht ohne Menschen funktioniert. Sie müssen sich zwar nicht mehr in kleine Kästen zwängen, aber das eine oder andere Knöpfchen zu drücken, gilt es weiterhin. Und irgendjemand muss diese Produkte dann schließlich auch kaufen.
Gänzlich manuellen Lesespaß beim Blättern durch diese Ausgabe wünscht Ihnen Ihr
Rudolf N. Felser,
Chefredakteur NEW BUSINESS Guides
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NEW BUSINESS Guides - AUTOMATION GUIDE 2020
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