Spannungsrisskorrosion
Auf die Treibmittel kommt es an
Ob Hartschaum wie Polyurethan, Halbhartschaum wie Polystyren oder flexibles
Polyethylen – synthetische Dämmstoffe werden heute für die Isolierung von
Rohrsystemen regelmäßig und im großen Umfang eingesetzt.
ie Vorteile von geschäumten Produkten
sind unbestritten. Neben dem
geringen Rohstoffverbrauch zeichnen
D
sie sich durch positive Eigenschaften wie geringe
Wasserdampfdurchlässigkeit, hervorragende Wärmedämmung
und reduzierte Feuchtigkeitsaufnahme
aus. Zwei Produktionsverfahren werden in
der synthetischen Isolierung unterschieden.
1. Physikalische Treibmittel
Unproblematisch sind physikalische Treibmittel.
Hier wird ein Gas als Flüssigkeit in der Kunststoffschmelze
unter hohem Druck gelöst. Sobald
das Material dem Luftdruck außerhalb des Extruders
ausgesetzt wird, führt der Übergang vom
flüssigen zum gasförmigen Aggregatzustand zu
einer Volumenausdehnung – der flexible und
hochwärmedämmende Polyethylen-Schaum entsteht,
ohne dass Rückstände hinterlassen werden.
2. Chemische Treibmittel
Viele andere synthetische Dämmstoffe werden
dagegen durch den Zusatz chemischer Treibmittel
produziert. Diese entwickeln dann unter Wärmezugabe
jene Gase, die notwendig sind, um den
Kunststoff aufzuschäumen. Das Problem zeigt
sich im Detail. Denn unter bestimmten Voraussetzungen
können die Gase sich nachteilig auf
gedämmte Metallrohre auswirken. Der Grund: In
chemischen Treibmitteln kommt oft Azodicarboxamid
(C2H4N4O2), kurz ADC, zur Anwendung.
Wird das geruchlose Kristallpulver erhitzt,
entsteht hauptsächlich Stickstoff – der für das
Aufschäumen des Dämmstoffs sorgt. Azodicarboxamid
wird heute meist in der Produktion von
großflächigen thermoplastischen Polymeren und
bei vernetzten Polymeren und Elastomeren eingesetzt.
Die Verwendung der Substanz wird allerdings
schon seit Jahren kritisch gesehen. Das hat
im Wesentlichen zwei Gründe:
Bei der Erwärmung von Azodicarboxamid
entstehen sogenannte Semicabazide, die als
schwach krebserregend eingestuft sind. Deshalb
hat die europäische Kommission bereits 2004
den Einsatz von ADC in allen Materialien verboten,
die direkten Kontakt mit Lebensmitteln
haben. Technische Isolierungen auf Elastomer-
Beim physikalischen Schäumen wird ein Gas als Flüssigkeit
in der Kunststoffschmelze gelöst. Sobald das Material
dem Luftdruck außerhalb des Extruders ausgesetzt
wird, kommt es zu einer Volumenausdehnung.
50 UMWELTTECHNIK- & ENERGIE-GUIDE 2017/18