Softwareanbieter SAP hat einen neuen Ansatz für digitale Souveränität und KI-Innovation in Europa präsentiert.. © Freepik/rasyahanidikina

SAP hat eine Erweiterung seines SAP Sovereign Cloud-Angebots angekündigt. Die DSAG begrüßt das und spricht von einem "Meilenstein für kritische Infrastrukturen".

Im Zuge der geopolitischen Entwicklungen und entsprechender Gesetzgebungen ist es für europäische Unternehmen zunehmend von Interesse, wo ihre Daten liegen und verarbeitete werden – sowie auch, wer sich gegebenenfalls Zugriff darauf verschaffen könnte. Das Schlagwort der digitalen Souveränität ist in aller Munde.

Der Softwareanbieter SAP hat in diesem Zusammenhang diese Woche einen neuen Ansatz für digitale Souveränität und KI-Innovation in Europa vorgestellt. Mit den erweiterten Angeboten des SAP Sovereign Cloud-Portfolios erhalten europäische Kunden künftig Zugang zu einem umfassenden Technologie-Stack, der sowohl die SAP Cloud Infrastructure als auch SAP Sovereign Cloud On-Site umfasst. Unternehmen haben so einerseits die volle Kontrolle über die Infrastruktur, können aber gleichzeitig trotzdem von fortlaufenden Innovationszyklen profitieren.

"Die zukünftige Rolle Europas in der digitalen Innovation, insbesondere im Bereich künstliche Intelligenz (KI), wird maßgeblich davon geprägt sein, wie zielgerichtet wir KI zur Lösung spezifischer Branchenanwendungen einsetzen", wird Thomas Saueressig, Vorstandsmitglied der SAP SE für Customer Services & Delivery, in einer Aussendung zitiert. Saueressig weiter: "Mit dem erweiterten SAP Sovereign Cloud-Angebot ermöglicht SAP den Zugang zu umfassenden Cloud-Innovationen und KI-Funktionen für viele Märkte und Branchen – einschließlich des öffentlichen Sektors und regulierter Bereiche – und gewährleistet dabei, dass diese Fortschritte innerhalb eines souveränen Rahmens und entsprechend den individuellen Anforderungen der Kunden bereitgestellt werden."

Verschiedenen Bereitstellungsmodelle
Die Kunden können dabei zwischen verschiedenen Bereitstellungsmodellen wählen, die Kontrolle über Infrastruktur, Plattform und Software bieten und an spezifische regulatorische sowie betriebliche Anforderungen angepasst werden können. Diese Optionen sollen es Unternehmen ermöglichen, lokale Gesetze einzuhalten und ihre Systeme entsprechend eigenen Vorgaben zu skalieren.

SAP Sovereign Cloud-Lösungen sind demzufolge verfügbar auf:
• SAP Cloud Infrastructure: Die IaaS-Plattform von SAP basiert auf Open-Source-Technologien, läuft im SAP-Rechenzentrumsnetzwerk und speichert den Angaben zufolge alle Daten ausschließlich in der EU gemäß Datenschutzvorgaben.
• SAP Sovereign Cloud On-Site: SAP stellt eine von SAP betriebene Infrastruktur bereit, die sich in einem vom Kunden ausgewählten oder im Eigentum des Kunden befindlichen Rechenzentrum befindet. Diese Lösung erfüllt höchste Anforderungen an Daten-, Betriebs-, Technik- und Rechtssouveränität und gewährleistet gleichzeitig die Innovationsfähigkeit und Architektur von SAP.
• Delos Cloud: SAP bietet mit der Delos Cloud in Deutschland eine sichere und souveräne Cloud an, die die flexible und schnelle Transformation des öffentlichen Sektors unterstützt, um länderspezifische Souveränitätsanforderungen zu erfüllen.

Strategischer Fokus auf digitale Souveränität
SAP setzt einen klaren strategischen Fokus auf digitale Souveränität. Das untermauert das Unternehmen mit der Ankündigung einer langfristigen Investition von über 20 Milliarden Euro in diesem Bereich. So unterstreicht SAP sein Ziel, Europas digitale Unabhängigkeit durch sichere, lokal betriebene und regulatorisch konforme Cloud-Lösungen zu fördern, die speziell für den öffentlichen Sektor und stark regulierte Branchen entwickelt wurden.

"Die digitale Widerstandsfähigkeit Europas basiert auf einer Souveränität, die Sicherheit, Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit gewährleistet", sagt Martin Merz, Präsident SAP Sovereign Cloud. "Das Full-Stack-Angebot von SAP für souveräne Cloud-Lösungen bietet Kunden die Möglichkeit, ihr bevorzugtes Bereitstellungsmodell auszuwählen und unterstützt sie gleichzeitig dabei, höchste Compliance-Anforderungen zu erfüllen."

DSAG begrüßt Ankündigung, sieht aber auch Klärungsbedarf
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) begrüßte die Ankündigung von SAP und spricht sogar von einem "Meilenstein für kritische Infrastrukturen". "Dass SAP weiter konsequent auf souveräne Cloud-Angebote setzt, ist ein großer Wurf – insbesondere für kritische Infrastrukturen wie Verwaltung, Energie oder Gesundheitswesen", erklärt Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector. Damit könnten Anwender künftig Innovationen wie KI-gestützte Prozesse nutzen, ohne Kompromisse bei Datenschutz, Datensicherheit oder regulatorischer Konformität eingehen zu müssen. "Besonders wichtig ist für die DSAG, dass SAP mit On-Site-Optionen auch den Betrieb im Rechenzentrum des Kunden ermöglicht – ein zwingendes Muss für die sensibelsten Bereiche kritischer Infrastrukturen", sagt Haag. Mit dieser Ankündigung reagiere SAP "auf zentrale Forderungen unserer Mitgliedsunternehmen und setzt ein wichtiges Signal für die digitale Souveränität in Deutschland und Europa", so Haag weiter.

Es gäbe laut DSAG aber auch noch Klärungsbedarf in gewissen Fragen. "Eine entscheidende Frage für unsere Mitglieder ist die Lizenzierung in hybriden Szenarien. Wenn On-Premises, Public Cloud und souveräne Cloud parallel genutzt werden, müssen Lizenzmodelle transparent, fair und zukunftsfähig gestaltet sein. Darüber hinaus erwarten wir Transparenz hinsichtlich der Details zu den Services und wann alle Leistungen verfügbar sein werden. Gerade die neue On-Site-Option müsste so gestaltet sein, dass sie für besonders regulierte Branchen wirtschaftlich und ganzheitlich, also End-to-End einsetzbar ist", sagt Haag.

Auch für Österreich, die Schweiz und die gesamte europäische Anwenderschaft hat das Thema große Tragweite: "Die neuen souveränen Cloud-Angebote sind nicht nur eine nationale Antwort, sondern ein gesamteuropäisches Fundament", erklärt Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich. So sei es für Unternehmen und Verwaltungen in Österreich entscheidend, dass Daten in Europa verbleiben und zugleich modernste Cloud- und KI-Services verfügbar sind. Dies stärke nicht nur die digitale Souveränität, sondern auch den Standort Europa im globalen Wettbewerb. (RNF)