Das Geschäftsführungsteam von Spitzer Engineering besteht aus Unternehmensgründer Herbert Spitzer (links), Simone Spitzer (Mitte) sowie dem langjährigen Mitarbeiter Wolfgang Reiterer (rechts). © Spitzer Engineering
Simone Spitzer, Geschäftsführerin von Spitzer Engineering, im Interview.
Mit einer Kombination aus Innovationsgeist, Erfahrung und einem starken Team von rund hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern blickt Simone Spitzer, Geschäftsführerin von Spitzer Engineering, positiv auf die weitere Zukunft des Familienunternehmens.
Spitzer Engineering zählt zu den führenden Engineering-Unternehmen Österreichs. 1989 im steirischen Vorau gegründet, hat sich das Unternehmen einen Namen als Planungspartner für die Bereiche Industrieanlagenbau, Maschinenbau, Stahlbau, Gebäude- und Energietechnik sowie Umwelt- und Kulturtechnik gemacht. Die heute rund 100 hoch qualifizierten Mitarbeitenden unterstützen die Kund:innen mit ihrem spezifischen Fachwissen und Know-how im planenden, konstruktiven und beratenden Sektor.
2024 hat Simone Spitzer die Leitung von ihrem Vater, Unternehmensgründer Herbert Spitzer, übernommen. Zuvor studierte sie Biotechnologie und Verfahrenstechnik. Im Interview mit NEW BUSINESS spricht sie unter anderem über ihren Einstieg ins Familienunternehmen, den Wandel in der Engineering-Branche und den Stellenwert der Aus- und Weiterbildung eigener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Frau Spitzer, Sie sind seit 2020 in der Geschäftsführung des von Ihrem Vater gegründeten Unternehmens tätig, 2024 haben Sie von ihm die Leitung übernommen. Wie war es für Sie, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten? Stand für Sie schon immer fest, dass Sie das Unternehmen eines Tages übernehmen werden?
Es war eine spannende und zugleich herausfordernde Aufgabe, in diese Rolle hineinzuwachsen. Die Entscheidung, das Unternehmen eines Tages zu übernehmen, stand allerdings nicht von Anfang an fest. Erst im Laufe meines Studiums, als ich in der Forschungsabteilung von Spitzer Engineering mitgearbeitet habe, wurde mir bewusst, wie sehr mich die Verbindung von Technik, Innovation und unternehmerischer Verantwortung begeistert. Der Einstieg in die Geschäftsführung im Jahr 2020 war daher der nächste logische Schritt, und 2024 folgte schließlich die Übernahme der Leitung. Wichtig war mir dabei, die Werte meines Vaters fortzuführen und gleichzeitig eigene Akzente zu setzen.
"Wichtig war mir dabei, die Werte meines Vaters fortzuführen und gleichzeitig eigene Akzente zu setzen."
Dr. Simone Spitzer, Geschäftsführerin Spitzer Engineering
Wie sieht die Geschäftsführung von Spitzer Engineering heute aus? Wie ist die Verantwortung aufgeteilt? Haben sich die Management-Strukturen oder die Herangehensweise an die Führung des Unternehmens mit Ihrer Übernahme verändert?
Aktuell besteht die Geschäftsführung neben mir noch aus meinem Vater und unserem langjährigen Mitarbeiter Wolfgang Reiterer. Während mein Schwerpunkt auf Strategie, Forschung und Entwicklung sowie auf Zukunftsthemen wie Digitalisierung und künstlicher Intelligenz liegt, verantwortet Wolfgang Reiterer das operative Tagesgeschäft. Mein Vater, Unternehmensgründer Herbert Spitzer, steht uns dabei beratend zur Seite. Durch diese Erweiterung konnten wir die Strukturen klarer definieren und Verantwortlichkeiten gezielt verteilen. Am Führungsstil hat sich allerdings wenig geändert, da für uns offene Kommunikation, flache Hierarchien und die Nähe zum Team seit jeher selbstverständlich sind.
Gibt es etwas, zum Beispiel ein Kundenprojekt, oder etwas, das Sie seit der Übernahme der Leitung im Unternehmen umgesetzt haben, worauf Sie besonders stolz sind?
Besonders stolz bin ich auf die Auszeichnung der Diözese Graz-Seckau für nachhaltiges Wirtschaften, die uns 2024 aufgrund unserer menschlich gelebten Firmenkultur verliehen wurde. Aber auch operativ haben wir im vergangenen Jahr einen Meilenstein erreicht, als wir unser bisher größtes Projekt in der Unternehmensgeschichte gestartet haben. Zudem legen wir aktuell einen verstärkten Schwerpunkt auf die statische und dynamische Berechnung von Rohrleitungssystemen, da diese für unsere Kunden immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Die Engineering-Branche ist ständig im Wandel. Welche technologischen Entwicklungen sehen Sie als die größten Treiber für Spitzer Engineering in den kommenden fünf Jahren? Inwieweit spielt KI dabei eine Rolle?
KI wird in den nächsten Jahren auf jeden Fall eine wichtige Rolle in der Engineering-Branche spielen und die Arbeitsweise stark verändern. Derzeit entwickeln wir gezielt KI-Tools, die unsere Technikerinnen und Techniker in der Projektabwicklung unterstützen und die Effizienz in der täglichen Engineering-Arbeit weiter steigern sollen. Dabei geht es vor allem um Unterstützung in der technischen Bearbeitung der Projekte. Durch unser Know-how und die gezielte Entwicklung solcher Lösungen wollen wir unseren technologischen Vorsprung festigen und weiter ausbauen.
Spielen aktuelle geopolitische Faktoren eine Rolle für Ihr Unternehmen?
Ja, durchaus, wobei sich daraus sowohl positive als auch negative Einflüsse ergeben. Aktuell zeigt sich aufgrund der geopolitischen Lage beispielsweise ein stärkerer Fokus auf die Stahlproduktion. Gleichzeitig kommt es gerade in diesem Bereich zu einer Umstellung auf nachhaltigere Produktionsweisen, etwa durch den Einsatz von Wasserstoff. Daher bilden wir derzeit gezielt Personal im Bereich H₂ aus, um den wachsenden Bedarf bestmöglich abdecken zu können. Gleichzeitig spüren wir in einigen Branchen eine gewisse Zurückhaltung. Da wir jedoch sehr breit aufgestellt sind, von den genannten Stahlwerken über Kraftwerke bis hin zu Pharmaanlagen und der Wasseraufbereitung, und nicht nur in Österreich, sondern international tätig sind, können wir solche Schwankungen aktuell gut ausgleichen.
Bei Spitzer Engineering wird großer Wert darauf gelegt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst aus- und weiterzubilden und langfristig zu halten. © Spitzer Engineering
Ist es schwer für ein erfolgreich wachsendes Unternehmen wie Ihres, offene Stellen zu besetzen? Kann man Vielleicht sogar von einem Fachkräftemangel sprechen?
Wir legen großen Wert darauf, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst aus- und weiterzubilden und langfristig zu halten, arbeiten also aktiv daran, den Fachkräftemangel im Unternehmen gar nicht erst entstehen zu lassen. Im Schnitt beschäftigen wir sieben bis neun Lehrlinge und arbeiten eng mit den umliegenden HTLs zusammen. Durch unsere offene Unternehmenskultur und die gute Zusammenarbeit im Team können wir die meisten Positionen gut besetzen. Natürlich gibt es einzelne Stellen, bei denen die Suche etwas länger dauert, aber insgesamt sind wir sehr zufrieden.
Wie man auf Ihrer Website lesen kann, tritt Spitzer Engineering viel in den Dialog mit Schülerinnen und Schülern. Hilft das dabei, den Nachwuchs von Ihrer Branche und insbesondere natürlich Ihrem Unternehmen zu überzeugen?
Ja, das hilft auf jeden Fall. Wir pflegen seit vielen Jahren den direkten Kontakt zu Schülerinnen und Schülern, etwa durch Schnuppertage, Praktika oder Informationsveranstaltungen in den Schulen. Dabei sprechen wir sowohl junge Schülerinnen und Schüler an, die sich erstmals mit technischen Berufen beschäftigen, als auch jene, die kurz vor der Entscheidung stehen, eine Lehre zu starten, oder aktuell eine HTL besuchen. Diese persönliche Ansprache zahlt sich aus, denn wir bekommen viele gute Bewerbungen und können unsere Ausbildungsplätze und Einstiegspositionen so besetzen.
"Durch unsere offene Unternehmenskultur und die gute Zusammenarbeit im Team können wir die meisten Positionen gut besetzen."
Dr. Simone Spitzer, Geschäftsführerin Spitzer Engineering
Apropos "Nachwuchs": Sie wurden für den steirischen "Follow me Award 2025" nominiert, der an die besten Unternehmensnachfolger:innen vergeben wird. Herzlichen Glückwunsch dazu! Welche Kriterien werden für eine Bewertung herangezogen?
Vielen Dank, die Nominierung freut mich sehr. Der Follow me Award zeichnet gelungene Unternehmensnachfolgen in der Steiermark aus. Bewertet wird nicht nur, ob der Betrieb "weiterläuft", sondern wie die Nachfolge gestaltet wurde, beispielsweise eine klare Übergabe, Verantwortungsübernahme, Mitarbeiterbindung, regionale Bedeutung und Innovationskraft.
Sehen Sie die kommenden Jahre mit Sorge, oder bleiben Sie positiv gestimmt?
Bekanntermaßen sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Österreich derzeit nicht ideal. Dennoch bin ich dank unserer Kombination aus Innovationsgeist, Erfahrung und einem starken Team grundsätzlich positiv gestimmt. Wir investieren gezielt in neue Technologien und Software, um auch künftig einen Schritt voraus zu sein, und intensivieren unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit, um darauf aufbauend neue Geschäftsfelder zu erschließen. (red.)
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