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Die Digitalisierung der Medizin eröffnet viele Chancen. © Negative Space/pexels

Das Unternehmen Zühlke Engineering lud am Abend vor dem Valentinstag zum „ZTALK“. Das Thema bei der insgesamt zweiten Ausgabe dieser Veranstaltungsreihe: die Digitalisierung der Medizin.

Für dieses wichtige und hochspannende Thema – verspricht die Auswertung von immer mehr Daten doch ungeahnte Durchbrüche in der Medizin – hat man sich klugerweise Unterstützung geholt. So war der zweite ZTALK zugleich die dritte Ausgabe der "Digital Healthcare Connection dhc" des Verlagshauses MEDahead. Gemeinsam wurden drei Gäste ins Wiener Zühlke-Office eingeladen, die in jeweils ungefähr 15 Minuten ihre pointierten und trotz des ernsten Themas durchaus auch humorvollen Vorträge vor einem vollen Haus hielten.

Realität und Hype
Den Anfang vor dem interessierten Publikum machte Dr. Stefan Weiss, Business Innovation Consultant aus dem Frankfurter Büro von Zühlke. Sein Thema: „The future of personalized health management: From hype to reality”. Er spannte den Bogen von aktuellen zu künftigen Möglichkeiten in der digitalen Medizin, lieferte den einen oder anderen optimistischen Ausblick und interessanten Einblick. Ein Beispiel: Während Healthcare-Daten etwa 2018 nur rund sieben Prozent der generierten Daten darstellen, sollen sie künftig überproportional anwachsen. Was natürlich viele Chancen auftut, aber auch diverse Fragen aufwirft. Abgerundet wurde der Vortrag durch konkrete Projekte von Zühlke in diesem Bereich, wie einem Medical Chatbot, der automatischen Kategorisierung medizinischer Berichte sowie dem Device Q-tag, welches in der Supply Chain von Pharmaunternehmen genutzt wird, um die Kühlkette zu überwachen.

Emotionen beeinflussen Wahrnehmung
Als nächstes war Dr. Peter Kirschner, Chief Product Officer von Anima Mentis an der Reihe, der sich eher der psychischen Gesundheit zuwandte und etwa die Fragen in den Raum stellte, wie Digitalisierung auf unsere Neuronen wirkt sowie was Hummeln mit unserem Erfolg zu tun haben. Er stellte in seinem Talk unter anderem zwei Mitarbeitertypen gegenüber: die bereits erwähnten, fleißigen, gut gelaunten Hummeln und die etwas negativer eingestellten Mistkäfer. In dem selben Bild würden die Hummeln die Blumen und die Mistkäfer Mistsehen, so seine Metapher. "Emotionen beeinflussen die Wahrnehmung", so der Mediziner. Außerdem nahm er Bezug darauf, wie gewisse Hirnregionen auf die durch Smartphone, Tablet & Co erzeugten Reize reagieren und welche Auswirkungen damit einhergehen.



Digitaler Zwilling für bessere Entscheidungen
Der abschließende Vortrag von Assoc. Prof. Mag. Dr. Peter Klimek von der MedUni Wien und dem Complexity Science Hub Vienna zeigte die faszinierenden Möglichkeiten auf, die schon heute auf Basis vorhandener Daten und dem Herstellen von Zusammenhängen bestehen. So ließen sich beispielsweise aus bekannten Mustern und Krankheitsverläufen sowie den Zusammenhängen einzelner Krankheiten und ganzer Krankheitscluster gute Vorhersagen für einzelne Patienten – aber auch größere Einheiten – treffen und daraus Maßnahmen ableiten. Er warnte aber auch vor der zu raschen Akzeptanz falscher Zusammenhänge, beispielsweise wenn die Ergebnisse maschineller Lernverfahren unreflektiert übernommen werden. Die Vision von Klimek und seinen Kollegen: Sie wollen einen digitalen Zwilling des österreichischen Gesundheitssystems bauen, der es erlauben soll, bessere Entscheidungen auf der Grundlage von Daten und Simulationen zu treffen. "Wo man ein Spital hinbaut, zum Beispiel", so Klimek abschließend.

Von den Vorträgen ging der Abend direkt in eine lebendige Diskussion mit dem Publikum über, die später beim entspannten Netzwerken angeregt fortgesetzt wurde. Kein Wunder, schließlich gibt es kaum einen Bereich in dem die Digitalisierung den Menschen persönlicher berührt, als in der Medizin. (RNF)