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v.l. ecoplus-GF Miernicki, GF Haus der Digitalisierung Zeppelzauer, Digitalisierungslandesrat Danninger, Landeshauptfrau Mikl-Leitner, GF Haus der Digitalisierung Reutterer © NLK Filzwieser

Das niederösterreichische „Haus der Digitalisierung“ kam beim Regiostars Award der EU in seiner Kategorie unter die Top 5. NEW BUSINESS hat mit den beiden verantwortlichen Geschäftsführern gesprochen.

Mit dem Regiostars Award werden von der EU Kommission jedes Jahr die besten mit europäischen Regionalfördermitteln finanzierten Projekte ausgezeichnet. Von den 206 Einreichungen hat eine internationale Jury je fünf Projekte in fünf Kategorien als Finalisten nominiert. Dieses Jahr hat es in der Kategorie „Industrial transition for a Smart Europe“ (Industrieller Wandel für ein intelligentes Europa) auch das niederösterreichische „Haus der Digitalisierung“ in diesen erlesenen Kreis geschafft. Letztlich musste man sich in dieser Sparte zwar einem portugiesischen Projekt geschlagen geben, das die Nutzung von Weltraumtechnologien für innovative Lösungen in anderen, „erdgebundenen“ Bereichen erhöhen will. Doch das schmälert die Freude in Niederösterreich über den beachtenswerten Erfolg nicht.

Dabei ist das 2017 begonnene Projekt, das in den Händen der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus liegt, noch gar nicht abgeschlossen. Phase 1 und 2 – ein intelligentes digitales Kompetenz-Netzwerk sowie ein virtuelles „Haus der Digitalisierung“ als Informationsdrehscheibe – sind bereits realisiert, die Phase 3 ist jedoch gerade im Gange – der Bau des realen Hauses am Campus Tulln, der bis 2023 abgeschlossen sein soll.

DI Claus Zeppelzauer und Mag. Lukas Reutterer verantworten seit Juli 2020, als Geschäftsführer der ecoplus Digital GmbH, dieses innovative Leuchtturmprojekte des Landes Niederösterreich. NEW BUSINESS hat ihnen anlässlich des guten Abschneidens beim Regiostars Award einige Fragen gestellt.

Herzlichen Glückwunsch Herr Reutterer und Herr Zeppelzauer, dass Sie mit Ihrem Projekt unter die Top 5 gekommen sind. Aber sind Sie auch ein bisschen enttäuscht, dass es am Ende nicht ganz für den Sieg gereicht hat?
Enttäuscht sind wir nicht, es ist ein weiterer Motivationsschub für unser Team. In dieser Liga gibt es nur innovative und zukunftsweisende Projekte. Mit dem Haus der Digitalisierung ins Finale zu kommen ist eine klare Bestätigung des eingeschlagenen Weges und der Digitalisierungsstrategie Niederösterreichs. Einen Weg, den wir mit dem realen Haus der Digitalisierung weiter fortsetzen.



Wo Sie es gerade erwähnen: Das Projekt besteht ja aus drei Komponenten – Netzwerk, virtuelles Haus und reales Haus in Tulln. Was wurde mit den beiden ersten, schon bestehenden Komponenten bereits erreicht?
Genau, das Gesamtprojekt „Haus der Digitalisierung“ ist als Prozess zu verstehen! 2018 wurde ein intelligentes digitales Netzwerk etabliert. Dieses lebende Netzwerk ist der gemeinsame Motor des Projektes. Es nutzt vorhandenes Know-how und setzt auf grenzüberschreitende Vernetzung und internationale Kooperationen, um relevante Entwicklungen im Bereich Digitalisierung rechtzeitig zu erkennen.
In einem zweiten Schritt wurde 2019 ein virtuelles „Haus der Digitalisierung“ als branchenübergreifende, strukturierte und virtuelle Informationsdrehscheibe des Projektes eingerichtet. Mit unserem Netzwerk und www.virtuelleshaus.at bringen wir Menschen und Unternehmen zusammen und zeigen was die Digitalisierung in den unterschiedlichsten Lebensbereichen leisten kann.
Das reale „Haus der Digitalisierung“ ist das letzte Puzzleteil in diesem Prozess und wird die Herzkammer des Gesamtprojektes.

Was wird bzw. kann das reale Haus da noch oben drauf setzen? Was soll sich dort alles abspielen?
Das „Haus der Digitalisierung“ soll sich zum zentralen Anlaufpunkt für Digitalisierung in Niederösterreich entwickeln. Es soll der Digitalisierung in Niederösterreich ein Gesicht geben und die Projekte, Unternehmen und Menschen, die sich mit Digitalisierung beschäftigen, vor den Vorhang holen. So wollen wir informieren, inspirieren und vernetzen.
Auf 4.200 m2 Gesamtfläche entsteht, in Kooperation zwischen ecoplus und der Fachhochschul-Immobiliengesellschaft, ein architektonisches Highlight am Campus Tulln. Im Gebäude wird es einen Eingangsbereich mit Infopoint geben, einen Showroom- & Veranstaltungsbereich, einen Bereich für die Erweiterung der Fachhochschule Wiener Neustadt, einen Gastrobereich mit Gastgarten, Büroeinheiten sowie Inkubator-Flächen. Der Showroom soll die Menschen ins Staunen versetzen, zeigen was digital möglich ist und „zum Nachdenken“ anregen. Das Haus der Digitalisierung soll den Mehrwert & Nutzen der Digitalisierung für Menschen und Unternehmen in den Vordergrund stellen.
Jährlich wird ein Ausstellungsthema und dessen Inszenierung mit KuratorInnen erarbeitet. Innerhalb dieses Ausstellungsthema aus dem Feld der Digitalisierung gibt es die Möglichkeit, wechselnde Schwerpunkte zu integrieren. Das Ausstellungsthema und die einzelnen Schwerpunkte werden von innovativen Veranstaltungsformaten flankiert: vom Senioren-Digitalisierungs-Café über KMU-Matchmaking bis zur Gala-Abendveranstaltung.
Im Haus der Digitalisierung werden neben der Fachhochschule Wiener Neustadt in erster Linie „Serviceinstitutionen“ eingemietet sein, die KMUs bei ihrer Transformation in Richtung Digitalisierung begleiten können. Von diesem Service und den Möglichkeiten des wachsenden Digitalisierungsnetzwerkes Niederösterreich sollen alle Unternehmen profitieren – direkt im Haus der Digitalisierung, aber auch an ihren Unternehmensstandorten.



Warum wurde Tulln als Standort gewählt? Spielt die Nähe zur Bundeshauptstadt da eine Rolle?
Auch für Tulln ist die Realisierung des „Haus der Digitalisierung“ die Fortsetzung eines eingeschlagenen Weges. Tulln, bekannt als eine der lebenswertesten Städte „als Gartenhauptstadt Österreichs“ und Messestandort etabliert sich mit dem Campus Technopol Tulln immer stärker als innovativer Technologie- und Wirtschaftsstandort. Aktuell befinden sich hier am Technopol-Standort Tulln drei Universitäten, eine Fachhochschule, fünf Forschungsinstitute und 21 Industrieunternehmen. Insgesamt arbeiten mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Technologiefeldern, darunter über 600 Forscherinnen und Forscher! Für das „Haus der Digitalisierung“ ein perfektes Umfeld.
Natürlich ist auch die Wien-Nähe ein wichtiger Faktor. Mit neuen Mobilitätslösungen wollen wir auch Gäste und Unternehmen in Wien ansprechen, um das Haus der Digitalisierung zu erleben. Die Partnerschaft mit der Stadt Tulln ist ein wichtiges Asset für uns, wir wollen Digitalisierung im Haus der Digitalisierung greifbar machen und gemeinsam mit unseren PartnerInnen innovative Digitalisierungsprojekte in Tulln umsetzen.

Manche Anrainer sind von dem Projekt nicht vorbehaltlos überzeugt und wünschen sich z.B. ein nachhaltiges Verkehrskonzept. Wie begegnen Sie dem?
Zeitgleich mit der öffentlichen Präsentation des Haus der Digitalisierung im Juli wurde ein Prozess zur AnrainerInnenkommunikation gestartet, um die TullnerInnen bestmöglich in den Projektverlauf einzubinden. Seitdem wurden zahlreiche Gespräche geführt und Ideen und Meinungen ausgetauscht. Weiters wurden rund 500 AnrainerInnen direkt angeschrieben und zu einer Dialog- und Informationsveranstaltung ins Tullner Rathaus eingeladen, die Ende August stattgefunden hat.
Gemeinsam mit der Stadt Tulln hat das Digitalisierungsteam der ecoplus rund 30 interessierte AnrainerInnen im Rathaus begrüßt. Die BesucherInnen konnten sich bei fünf unterschiedlichen Themeninseln (Digitalisierung in Niederösterreich, Standort & Architektur, Erlebnis, Service & Begegnung, Mobilität am Campus und Campus Tulln – Raum für Bildung) informieren, mit den ExpertInnen des Projektteams austauschen, und Anregungen einbringen.
Der Austausch mit den AnrainerInnen ist uns sehr wichtig. Wir wollen die TullnerInnen vom Haus der Digitalisierung begeistern und bei dessen Entwicklung mitnehmen. Aus diesem Grund setzen wir auf persönlichen Kontakt und direkten Dialog. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass dieses Angebot sehr gut angenommen wird. Wir werden den Dialogprozess weiter fortsetzen um die Anliegen und Ideen der TullnerInnen auch in Zukunft abzuholen. Das gilt natürlich auch für das Verkehrskonzept.

Lässt sich beziffern, was der Bau kosten wird und wie wird er finanziert?
Der Bau des Haus der Digitalisierung mit der Erweiterung der FH Wiener Neustadt kostet insgesamt 33,5 Mio. Euro und wird über Mittel des Landes Niederösterreich und der FH Wiener Neustadt finanziert.
(rnf)