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NEW BUSINESS - NR. 7/8, JULI/AUGUST 2025
„Green Utopia – made in Green Tech Valley“ machte erneut die Zukunft auf Basis visionärer, österreichischer Forschung sichtbar. © Geopho

„Green Utopia – made in Green Tech Valley“ vereint junge Wissenschaft, smarte Technologien und große Zukunftsfragen. Ende Mai gab es auch wieder Auszeichnungen für die Utopien.

Die dritte Auflage des hochschul- und clusterübergreifenden Erfolgsformats „Green Utopia – made in Green Tech Valley“ holte in diesem Frühjahr wieder universitäre Hightechforschung mit Fokus auf grüne Transformation auf die Bühne. Dazu haben wieder Studierende der FH Joanneum im Zuge eines Semesterprojekts die wissenschaftlichen Fragestellungen junger Forscher­:innen verschiedener Universitäten utopisch weitergedacht und in Kurzvideos dargestellt.

„Als Zukunftshochschule ermutigen wir Lehrende, Studierende und Mitarbeitende, Themen wie Digitalisierung, Klimawandel oder Mobilität über den Tellerrand hinaus zu denken und die Zukunft aktiv zu erforschen. Unsere Institute machen Zukunft greifbar: Ob nachhaltiges Lebensmittelmanagement am Institut Angewandte Produktionswissenschaften, Elektromobilität am Institut Fahrzeugtechnik oder neue Arbeitswelten am Institut Indus­trial Management: Wir bringen Theorie und Praxis zusammen“, erklären Corinna Engelhardt-Nowitzki und Martin Payer von der Geschäftsführung FH Joanneum. Feierlich präsentiert wurden die Kurzvideos mit den klingenden Namen „Biochar“, „CarryMeHome“, „Soil-Nose“, „Ever-Use“, „Magic Bin“ und „A New H“ beim Abschlussevent im Rahmen des Grazer Designmonats am 27. Mai am Hornig-Areal. Und was steckt hinter den kreativen Titeln und wie weit sind Forschungsvision und Realität voneinander entfernt?

Von smarten „Bodenspürnasen“ und in Baustoffen gespeichertem CO₂ …
Dominik Steinberger von der TU Graz ist der „Utopist“ hinter dem Titel „Biochar“, sprich Pflanzenkohle. Kohlenstoff aus Biomasse stellt sich als vielversprechender Wirtschaftszweig der Zukunft dar und rückt immer stärker in den Fokus der Industrie, kann Biochar doch weit über den Einsatz als Bodenverbesserer oder Baustoffadditiv hinausgedacht werden. Steinbergers Vision für 2050: „Biochar wird gezielt eingesetzt, um Kohlenstoff zu binden, Stoffkreisläufe zu schließen und Ressourcen zu schonen. Städte werden selbst zu Kohlenstoffsenkern: Anstelle von klimaschädlichen Bau­stoffen bestehen Gebäude heute aus hochporösen Pflanzenkohle-Bauelementen, die Feuchtigkeit regulieren, Wärme speichern und CO₂ langfristig binden.“

Morten Streblow, ebenfalls an der TU Graz, hat sich dem EU-Projekt Spin-Fert verschrieben. Dabei sollen verschiedene agrikulturelle Neben- und Abfallprodukte aufbereitet werden, um leistungsstarke Dünger und Wachstumssubstrate ohne Torf herzustellen. Im Utopia-Kurzvideo „Soil-Nose“ ist die „Bodennase“ Programm. In der Realität steckt reichlich KI dahinter. 

Den effizienten wie einfach zugänglichen Warentransport in autofreien urbanen Zonen untersucht Viktoria Schett an der Uni Graz. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen steht das Konzept CarryMeHome: „Dieses stellt eine visionäre Lösung für die Mobilität und den Transport in autofreien (Innen-)Städten der Zukunft dar. Im Mittelpunkt stehen (semi-)autonome Trolleys, die als flexible und nachhaltige Transporthilfen dienen.“

... zu Green-Hydrogen-Valleys und ewig genutzten Holzbaustoffen
Von Re-Use to Ever-Use muss der Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft der nächsten Jahre lauten, wenn es nach Ernst Alexander Dengg von der TU Graz geht. Es brauche integritätsorientierte Planung, die das Holzbauteil selbst und nicht nur das ganze Gebäude als „Schicksalsgemeinschaft“ in den Mittelpunkt stelle: „Denn während konstruktiv eingesetztes Vollholz bei guter Pflege mehrere hundert Jahre funktionsfähig bleibt, werden Gebäude häufig bereits nach 20 bis 50 Jahren saniert oder abgerissen.“ 

Paul Demschar von der Montanuni Leoben geht in „Magic Bin“ der Frage nach: Welche Rolle können KI-gestützte Systeme, digitale Trennhilfen oder smarte Abfallbehälter spielen, um Fehlwürfe zu minimieren? „In der Steiermark liegt die Restmüllmenge pro Kopf bei über 100 kg pro Jahr, doch nur etwa ein Drittel davon gehört tatsächlich in die Restmülltonne. Der Großteil der Abfallmenge sind Stoffe, die in einer anderen Tonne gesammelt werden müssten“, erklärt Demschar.

Mit dem ersten europäischen Hydrogen Valley für industrielle Anwendungen hat die Steiermark gemeinsam mit Kärnten und Oberösterreich im Herbst letzten Jahres international für Aufsehen gesorgt. Hier setzt Michael Richter von der TU Graz/HyCentA mit seiner Vision „A New H“ an. „Durch den Aufbau von regionalen Ökosystemen, resilienten Produktions- und Abnahmestrukturen, die Einführung von Standards und die überregionale Verknüpfung zu großflächigen Hydrogen Unions wird der Weg in Richtung Free H geebnet“, so Richter.

„Green Utopia ist mehr als nur ein Event im Rahmen des Designmonats. Es ist ein starkes Signal dafür, wie wichtig es ist, nachhaltiges Denken bereits im krea­tiven Bildungsumfeld und über die Forschungscommunity hinaus zu verankern. Gerade jetzt, wo Klimawandel und die gesellschaftliche Verantwortung dafür etwas von der Agenda rücken, braucht es dringlicher denn je Formate wie dieses, die junge Menschen ermutigen, neue Perspektiven zu entwickeln und aktiv an Lösungen zu arbeiten und dranzubleiben. Wir als Universität Graz unterstützen dies und bringen uns proaktiv gerne ein“, erklärt Peter Riedler, Rektor der Uni Graz, abschließend. (BS)