Marcus Grausam, CEO von A1 Österreich im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 2, MÄRZ 2020
»Ich sehe jede Veränderung als Chance und versuche, für das Unternehmen einen Vorteil daraus zu ziehen.« © Renée Del Missier/A1 Telekom Austria AG

Vor über 20 Jahren hat Marcus Grausam in der mobilkom begonnen. Heute ist er der CEO von A1 Österreich: Eine Bilderbuchkarriere.

Marcus Grausam dient als lebender Beweis dafür, dass man sich bis an die Spitze eines Unternehmens hocharbeiten kann. Wie viele andere Mühlviertler auch besuchte er das Linzer Fadinger-Gymnasium. Im Anschluss an die Matura im Jahr 1986 entschied er sich, nach Wien an die Technische Universität zu gehen und Maschinenbau zu studieren. Nebenbei arbeitete er unter anderem im Anlagen- und Maschinenbau sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wärmelehre. Damals entdeckte er auch sein Interesse für IT und Telekommunikation, etwa bei der Erstellung von Computersimulationen für Kraftwerke.

Handyboom & große Chance
Das Jahr 1998 markierte dann einen Meilenstein in seiner Laufbahn. Wir erinnern uns zurück: Die Mobilfunkbranche boomte, plötzlich gehörte fast jeder zu den einstmals als „Wichtigtuer“ belächelten Handynutzern, und dem in Kirchschlag bei Linz aufgewachsenen Marcus Grausam bot sich eine große Chance: Er bekam von der erst zwei Jahre zuvor gegründeten mobilkom austria, Mobilfunktochter der damaligen Telekom, ein Jobangebot. Der IT-begeisterte 68er-Jahrgang musste nicht lange überlegen, sagte zu und begann seine Karriere als Teilprojektleiter für die Einführung des Billing-Systems. „Meine Karriere war eine stetige Entwicklung“, so Grausam. Worauf sie basiert? „Fleiß, Zielstrebigkeit, Ausdauer und wahrscheinlich auch ein Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein“, gibt der im Sternzeichen Waage Geborene ehrlich zu.
Mit Glück alleine wird man aber sicher nicht zum CEO von A1 Österreich, „­eine der spannendsten Positionen in Österreich, herausfordernd, abwechslungsreich und am Puls der Zeit“, wie es Grausam fast schon schwärmerisch beschreibt. Nach der Teilprojektleitung wurde er zum Gruppenleiter für das Verrechnungssystem, Abteilungsleiter für den IT-Betrieb, ab 2006 Bereichsleiter Operation & Maintenance bei mobilkom austria. 2010 fusionierten Telekom und mobilkom, der Wahlwiener blieb als Leiter des Operation-Bereichs bei A1 aber am Ball. 2012 folgte die Ernennung zum Technikvorstand von A1 und schließlich 2017 die Ernennung zum CEO von A1 Österreich – erst interimistisch, nach dem Abgang der heutigen Bundesministerin Margarete Schramböck, und ein Jahr später auch offiziell.

Nomen non est omen
Seinem Nachnamen wird der glücklich verheiratete Vater zweier mittlerweile erwachsener Kinder als Chef nicht gerecht – und das ist auch gut so. Vielmehr beschreibt Grausam seinen Führungsstil als teamorientiert, fördernd und fordernd. „Ich erwarte mir Veränderungsbereitschaft, vollen Einsatz und Loyalität. Ich bin authentisch und stehe zu dem, was ich sage“, verrät der CEO. Mit Freude zusammen vorwärtszukommen ist das Ziel: „Ich will, dass wir uns weiterentwickeln, als Team gewinnen, die Nr. 1 am Markt sind und bleiben und dabei auch Spaß haben. Ich glaube, das spürt man im Unternehmen auch so.“
Anzupacken und an der Zukunft mitzuarbeiten, das liegt ihm: „Der rasante technologische Fortschritt und die Digitalisierung verändern derzeit sämtliche Branchen und Lebensbereiche. Und A1 als Marktführer im ICT- und Telco-Umfeld steht im Zentrum dieser Transformation und kann diese Veränderung aktiv mitgestalten.“

Auch CEOs müssen durchatmen
Gerade in der IKT überschlagen sich die Entwicklungen, sich auszuruhen heißt oft zugleich, auf der Verliererseite zu stehen. Das kann man sich nicht leisten, wenn man für so ein großes Unternehmen und seine Mitarbeiter verantwortlich zeichnet. Zum Glück kann Grausam daheim auf Unterstützung zählen. Seine Frau und Familie hätten ihm in turbulenten Zeiten Rückhalt gegeben, sagt er und fügt sehr offen hinzu: „Und mussten oft auf mich verzichten.“ Eine Bilderbuchkarriere fordert eben auch Opfer. Glücklicherweise müssen seine Lieben sich nicht immer in Verzicht üben. Denn selbst als CEO hat man manchmal frei – wenn nicht zufällig gerade der Launch eines revolutionären neuen ­Mobilfunknetzes ansteht: „Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit meiner ­Familie zu verbringen. Wandern, Mountain­biken, Skifahren und der Aufenthalt in der Natur entspannen mich.“ Wir wünschen Marcus Grausam nach dem 5G-Launch jedenfalls wieder mehr Zeit zum Entspannen mit der Familie. Auch der Fleißigste muss schließlich manchmal durchatmen dürfen. (RNF)


12 FRAGEN AN MARCUS GRAUSAM

Was wollten Sie als Kind werden?

Das hat sich im Laufe der Zeit immer ­wieder verändert. Skirennfahrer ist das Letzte, an das ich mich erinnern kann.
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Familie, Gesundheit und sich für die besonderen Dinge im Leben Zeit nehmen zu können.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
15 Commitments of Conscious Leadership.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Mich beeindrucken Menschen, egal ob Sportler, Privatpersonen oder Firmengründer, die für etwas brennen, nie aufgeben, für ihr Ziel kämpfen und – wenn sie erfolgreich sind – trotzdem am Boden bleiben.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Love it, change it or leave it.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit einem meiner Kinder.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Schwierige Frage; privat meine Familie, meine Kinder, beruflich der Wachstumskurs des Unternehmens, ­meine Ernennung zum CEO … Ich glaube aber, es sind eher die vielen kleinen Schritte und die Kontinuität dabei, die mehr bewirken als ein „Big Shot“.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Mit Fahrrad und Zelt quer durch Österreich und dabei auch über den Großglockner.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Dass ich in einem der coolsten Unternehmen des Landes arbeite und dabei etwas bewegen und verändern kann.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Gerade eben in einem Gespräch mit einem Kollegen.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Eigentlich nicht. Wenn ich etwas wirklich will, dann mach‘‚ ich es auch!

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Adler, wegen dem Gefühl von Freiheit, der schönen Landschaft und seinem guten Überblick.


ZUR PERSON
Der CEO kennt sein Netz
Marcus Grausam studierte Maschinenbau an der TU Wien. 1998 startete er bei ­mobilkom austria als Teilprojektleiter für die Einführung des Billing-Systems.
Ab 2006 leitete er den Bereich Operation & Maintenance bei mobilkom austria. Ab März 2010 war er Leiter des Operation-Bereichs bei A1. In dieser Position war Marcus Grausam u. a. verantwortlich für die Qualität und Stabilität der Netze, das Management des Netz- und Billing-Systems sowie des Rechenzentrumsbetriebes.
Seit 1. Oktober 2012 ist Marcus Grausam Technikvorstand von A1. In dieser Funktion stellt er die technologischen Weichen für die Zukunft Österreichs. Dazu gehört der Ausbau des Glasfasernetzes ebenso wie die Einführung neuester Technologien wie 4G, 5G oder Vectoring.
Mit September 2017 wurde er zunächst interimistischer CEO von A1 Österreich und wurde ein Jahr später in der Funktion als CEO bestätigt.