Wolfgang Lutz, Demograf und Sozialstatistiker © Yidan Prize Foundation
Der an ÖAW, IIASA und Uni Wien tätige Demograf erhält den am höchsten dotierten Bildungspreis der Welt für seine Forschungen zu Bildung als Schlüssel für nachhaltige Entwicklung.
Die globale philanthropische Organisation Yidan Prize Foundation hat den Yidan-Preis 2024, die weltweit höchste Bildungsauszeichnung, verliehen. Er richtete sich an den österreichischen Demografen und Sozialstatistiker Wolfgang Lutz für seine Arbeit zum Verständnis des langfristigen Nutzens kurzfristiger Bildungsinvestitionen sowie an Professor Mark Jordans, Marwa Zahr und Luke Stannard für ihre Bemühungen, marginalisierten Kindern in konfliktbetroffenen und ressourcenbeschränkten Rahmenbedingungen durch die digitale Lerninitiative „Can’t Wait to Learn“ der War Child Alliance das Lernen näher zu bringen.
„Bildung muss mit der Entwicklung der Welt Schritt halten. Der Yidan Prize setzt sich für Changemaker und innovative Lösungen ein, die Bildung in einer sich rapide verändernden Welt unterstützen. Die außerordentlichen Errungenschaften unserer Preisträger von 2024 sind ausschlaggebend für die Vorbereitung der nächsten Generationen auf eine unsichere Zukunft“, erklärte Charles Chen Yidan, Philanthrop und Gründer des Yidan-Preises.
Geschätzter Kollege und herausragenden Sozialwissenschaftler
Wie beeinflusst der Bildungsstand einer Bevölkerung langfristig soziale, ökonomische und ökologische Entwicklungen? Wie trägt Bildung zur Anpassungsfähigkeit von Gesellschaften an den Klimawandel bei? Und welche Rolle spielt Bildung für Geschlechtergerechtigkeit und sozialen Aufstieg? Diese grundlegenden Fragen prägen seit Jahrzehnten die wissenschaftliche Arbeit von Wolfgang Lutz. Seine inzwischen vielfach international ausgezeichnete Forschung hat maßgeblich dazu beigetragen, Bildung als zentrale Variable in der Analyse des Klimawandels zu etablieren. Dafür wurde er nun mit dem hoch dotierten Yidan-Preis 2024 ausgezeichnet. Mit 1,7 Millionen Euro projektbezogener, aber nicht zweckgebundener Förderung und zusätzlichen 1,7 Millionen Euro Preisgeld ist der Yidan-Preis der weltweit höchste Bildungspreis.
„Ich kenne Wolfgang Lutz seit Jahrzehnten als hochgeschätzten Kollegen und herausragenden Sozialwissenschaftler“, sagt Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und fährt fort: „Seine Arbeit in großen internationalen Forschungsprojekten hat das Fach geprägt und der österreichischen Demografie in der Welt eine hohe Sichtbarkeit und Anerkennung verschafft. Es ist ihm zudem gelungen, Entscheidungsträger:innen in der Politik zu überzeugen, Bildung als eine Schlüsselkomponente in der nachhaltigen Entwicklung zu betrachten.“
Hocherfreut zeigt sich auch Wolfgang Lutz: „Bildung ist die Grundlage des menschlichen Fortschritts. Meine Forschung soll politischen Entscheidungsträgern auf der ganzen Welt Erkenntnisse über den Multiplikatoreffekt von Bildung für eine nachhaltige Zukunft liefern. Ich hoffe, dass ich mit den Projektmitteln des Yidan-Preises den Aufbau von Forschungskapazitäten in Afrika und Asien unterstützen kann und Bildung als Schlüssel zur Stärkung der Resilienz in den Fokus rückt“, sagt der Preisträger.
Weitere Preisträger
Der Yidan-Preis für Bildungsentwicklung 2024 geht an Professor Mark Jordans, Direktor für Forschung und Entwicklung der War Child Alliance, Marwa Zahr, Koordinatorin des globalen Programms, und Luke Stannard, Programmdirektor von „Can’t Wait to Learn“. Die Auszeichnung würdigt die gemeinsamen Bemühungen des Forschungs- und Entwicklungsteams der War Child Alliance und des Can’t-Wait-to-Learn-Teams, den Bildungszugang für über 205.000 marginalisierte Kinder zu erweitern. In Übereinstimmung mit nationalen Lehrplänen nutzt „Can’t Wait to Learn“ digitale Technologien und auf den lokalen Kontext zugeschnittene Inhalte, um in acht Ländern, darunter die Ukraine, der Libanon, Uganda, Jordanien und der Südsudan, durch Online- und Offlinespiele in konfliktbetroffenen und ressourcenbeschränkten Umgebungen qualitative Bildung zu vermitteln.
Das Team und seine Partner entwickeln gemeinsam mit Kindern und Pädagogen Lernspiele, um kulturelle Relevanz und Zugänglichkeit zu gewährleisten, und verbessern die Plattform kontinuierlich auf der Grundlage von Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Forschung und Evaluierung der Umsetzung. Durch „Can’t Wait to Learn“ erlernen die Kinder mithilfe von Tablets, Laptops und Mobiltelefonen das Lesen und Rechnen in ihrem eigenen Tempo. Die kosteneffiziente Plattform fördert nachweislich grundlegende Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten. Das Team plant, die Projektmittel des Yidan-Preises zu nutzen, um das Programm „Can’t Wait to Learn“ zu erweitern, zu testen und zu optimieren. Dies geschieht auf der Grundlage von Forschungserkenntnissen und Umsetzungserfahrungen in Ländern, in denen das Programm bereits eingeführt wurde, sowie in Ländern, die noch nicht erreicht werden konnten.
„Der innovative, iterative und kollaborative Ansatz von Can’t Wait to Learn zeigt, dass eine durchdacht konzipierte und eingesetzte Bildungstechnologie sowie kulturell und kontextuell relevante Bildungsinhalte den Zugang zu qualitativ hochwertigen und gerechten Lernmöglichkeiten für am stärksten marginalisierte Kinder erheblich verbessern können. Dieser breit angelegte Ansatz steht nicht nur im Einklang mit nationalen Lehrplänen, sondern geht auch auf jene Realitäten ein, denen die Schwächsten ausgesetzt sind“, so Dorothy K. Gordon, Vorsitzende der Jury des Yidan-Preises für Bildungsentwicklung und Vorstandsmitglied des UNESCO-Instituts für Informationstechnologien im Bildungswesen. (BS)