Intelligente Unternehmen

NEW BUSINESS Innovations - NR.6, JULI/AUGUST 2021
»Der Unterschied zwischen einem traditionellen ERP-System und der SAP-S/4HANA-Lösung ist in etwa vergleichbar mit der Entwicklung vom Handy zum Smartphone!« © Paul Bauer

Worauf arbeitet ein Unternehmen wie SAP hin? „Das vielleicht wichtigste Ziel überhaupt ist und bleibt es, unsere Kunden zu intelligenten Unternehmen zu ­machen“, ...

... lautet die Antwort von SAP-Österreich-Chefin Christina Wilfinger. 

Softwareanbieter SAP ist so etwas wie der Platzhirsch auf dem ERP-Markt und kann seine Position behaupten, auch wenn das Angebot in diesem Bereich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten starken Veränderungen unterworfen war. Mit neuen Cloud-Angeboten und dem zunehmenden Umstieg seiner Kunden auf das aktuelle Release S/4HANA schreibt das Unternehmen weiter Erfolge.
Seit Februar 2021 hat SAP Österreich eine neue Geschäftsführerin. Christina Wilfinger war zuvor Mitglied des Führungsteams bei Microsoft Österreich, davor wiederum aber bereits Mitglied der Geschäftsführung von SAP Österreich. NEW BUSINESS sprach mit ihr unter anderem über die Umstellung der Kundenbasis auf S/4HANA, neue Cloud-Angebote sowie ihre persönlichen Ziele in der neuen Position.

Wie läuft es mit SAP S/4HANA, Frau Wilfinger? Es hat doch eine Weile gedauert, bis sich die Kunden an das Upgrade einer so zentralen Komponente ihrer IT wie dem ERP herangetraut haben. Aber langsam scheint die Welle zu rollen.
Ja, unsere Kunden sind alle intensiv mit der Vorbereitung ihrer Transformation auf S/4HANA beschäftigt. Wir haben einige schöne Beispiele, wo unsere Kunden während der Pandemie virtuell an ihrem Go-Live gearbeitet haben: NÖM, Mondi oder Palfinger – um nur einige zu nennen.
Auch mit unserem neuesten Angebot RISE with SAP sehen wir, dass dieses neue Angebot einer Businesstransformation as a Service bei unseren Kunden gut ankommt – der Weg hin zu einem intelligenten Unternehmen hat sich durch die Pandemie sicher verstärkt und es gilt, die Unternehmen rasch auf eine zukunftsfähige Technologie zu heben. Anlässlich der SAPPHIRE, unseres größten globalen Kundenevents, haben wir das Angebot vergrößert und bieten neben SAP-S/4HANA-Cloud auch Lösungen für das Personalwesen und die Beschaffung sowie ein spezielles Paket für Human Experience Management (HXM).
Viele Kunden wünschen sich eine ganzheitliche, modulare Cloud-ERP-Lösung. Bereitgestellt wird all dies mit durchgängigen Daten- und Sicherheitsmodellen und Business Process Intelligence. Dadurch ist sichergestellt, dass die Prozesse umfassend optimiert sind, Branchenstandards berücksichtigt und Best Practices umgesetzt werden – auch in Österreich haben schon einige Kunden dieses Paket zur Transformation angenommen.

Gibt es bei Ihren Kunden immer noch Vorbehalte dagegen, mit ihren Systemen den Weg in die Cloud zu gehen?
Wir wollen den Corona-bedingten Digitalisierungsschub in der Wirtschaft nutzen, um den Umstieg in die Cloud zu forcieren. Digitalisierung ist heute keine Option mehr, sondern ein wirtschaftliches Muss, und mit Cloud-Lösungen lassen sich die notwendigen Innovationen mit rasch sichtbaren Ergebnissen umsetzen.
Das vielleicht wichtigste Ziel überhaupt ist und bleibt es, unsere Kunden zu intelligenten Unternehmen zu machen. Es gilt, ihre Prozesse – speziell unter Zuhilfenahme modernster Technologien wie zum Beispiel künstliche Intelligenz, Blockchain und Sentimentanalyse – intelligenter, agiler und flexibler zu machen und sie stärker zu automatisieren.
Unser Portfolio an Cloud-Lösungen ist groß, neben ERP bieten wir ja auch Lösungen zu Customer Experience/Kundenerlebnis, Logistik, Personalmanagement oder zu Beschaffung- und Lieferantenmanagement an. Wie S/4HANA ist alles on-premise, in einer öffentlichen oder privaten Cloud oder in einer hybriden Umgebung verfügbar – je nachdem, wofür sich die Kunden entscheiden wollen. Sehr oft sind hybride Lösungen im Einsatz.

Besonders für den Mittelstand hat SAP das von Ihnen bereits erwähnte Paket „Rise with SAP“ geschnürt. Was kann man sich darunter vorstellen und wieso ist es die richtige Wahl für ­Mittelständler?
Wie schon gesagt, wir wollen unsere Kunden unterstützen, ihr Unternehmen zukunftsfit zu machen. Weltweit sind 80 Prozent unserer Kunden mittelständische Unternehmen – wir unterstützen sie dabei, wie sie von einem modernen ERP-System profitieren und ihr volles Potenzial ausschöpfen können, um sich so den Weg für Innovationen zu ebnen. Das ist extrem wichtig, da wir als Wirtschaftsstandort durch Globalisierung und Digitalisierung gefordert sind, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Intelligente Unternehmen sammeln in Echtzeit Daten – und damit Erkenntnisse, wie sie Betriebsabläufe optimieren oder Kundenerwartungen stets optimal erfüllen können. Konzerne wie auch klassische mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat von Österreichs Wirtschaft bilden, setzen heute auf integrierte End-to-End-Prozesse mit intelligenten Lösungen in den Bereichen ERP, Einkauf und Lieferkette, Netzwerk und Ausgabenmanagement, Kundenerlebnisse wie auch Personalmanagement.
Mit RISE with SAP haben wir dazu ein vollumfassendes Paket geschnürt, das aus folgenden Komponenten besteht: S/4HANA Cloud, Business Process Intelligence, SAP Business Network, SAP Business Technology Platform (BTP), Cloud-Infrastruktur-Services sowie Tools für die Migration. Es stellt eine einfache und effiziente Möglichkeit dar, unseren Kunden in ihrem Umstieg auf SAP S/4HANA in der Cloud zu helfen. Gemeinsam mit unserem Partnernetz bündeln wir alle Bestandteile, die Unternehmen benötigen, um ihre Geschäftsprozesse mit einer schnellen Wertschöpfung ganzheitlich umzugestalten – und zwar ganz nach ihren Vorstellungen, in ihrem eigenen Tempo und unabhängig von ihrer Ausgangsbasis.

Gerade im Mittelstand und darunter gibt es einen Trend zur Integration verschiedener Lösungen in einem Produkt. Haben klassische ERP-Systeme ausgedient?
Im Gegenteil. Eine standardisierte und mitwachsende ERP-Lösung wird von vielen Kunden als wichtig erachtet und gerade in Österreich sehen wir einen Anstieg bei SAP Business ByDesign im Mittelstand. Die Cloud-basierte ERP-Software verknüpft alle Bereiche des Unternehmens, um bewährte Best Practices und detaillierte Analysen durchzuführen. Auf dieser Grundlage können unsere Kunden ihr Geschäft weiterentwickeln und erfolgreich im Wettbewerb bestehen – ohne Komplexität und die damit verbundenen Kosten. Man darf nicht vergessen: Die Bedürfnisse eines Start-ups, eines schnell wachsenden Mittelstandsunternehmens oder Konzerns sind sehr oft ähnlich, was die geschäftliche Agilität, Sicherheit, Analysefunktionen wie auch schnelle Wertschöpfung betrifft.

Wo drückt der Schuh Ihre Kunden dieser Tage am meisten in Sachen ERP? Gibt es da vielleicht immer wiederkehrende Problemstellungen?
Das ERP-System kann Hemmschuh der Digitalisierung oder auch Innovationsmotor sein. An der Modernisierung seiner Kernapplikationen wird mittelfristig kein Unternehmen vorbeikommen, wenn es seine Marktposition ausbauen will – und die digitale Transformation erhöht den Druck weiter, rasch auf neue Technologien und Cloud-basierte Lösungen umzusteigen. Der Unterschied zwischen einem traditionellen ERP-System und der SAP-S/4HANA-Lösung ist in etwa vergleichbar mit der Entwicklung vom Handy zum Smartphone! Die Vorteile liegen klar auf der Hand, was mit einem Smartphone heute alles machbar ist. Wie immer gilt es, im Vorfeld die Hausaufgaben zu machen, sein Ziel klar vor Augen zu haben und mit dem richtigen Partner die Umstellung zu machen. 

Wie wird diese Hürde üblicherweise überwunden?
Bei der Implementierung werden unsere Kunden von unseren über 21.000 weltweit tätigen, zertifizierten SAP-Partnern aus einem umfangreichen Ökosystem betreut und unterstützt. Nur ein kleines Beispiel: Um beispielsweise die Migration in die Cloud zu vereinfachen, bietet SAP rund 1.500 vorkonfigurierte Pakete mit Standardprozessen, Best-Practice-Content sowie Lösungen zur Integration mit anderen Systemen. Für jede einzelne Lösung, die wir anbieten, gibt es auch die entsprechende Unterstützung, um diese zu implementieren.
Mit verschiedenen Programmen und Angeboten unterstützen wir so mit unseren SAP-Partnern unsere Kunden Schritt für Schritt bei dem Umstieg – bei allen denkbaren Szenarien, egal ob on-premise, hybrid, in der SAP-Cloud oder auch in der Public Cloud eines Hyperscalers. Ich bin mir sicher, dass Kunden mit unserem umfassenden Angebot und der Serviceleistung wie Expertise der SAP-Partner zufrieden ihre „digitale Reise“ erleben und von den Erfolgen und Innovationen umgehend profitieren werden.

Was machen Sie besser als Ihre Mitbewerber? Wieso sollte man sich für SAP entscheiden?
Um jetzt nicht in den klassischen Marketing-Sprech zu verfallen: Aber ich darf mit Stolz sagen, dass wir der weltweit größte Anbieter von Unternehmenssoftware in der Cloud sind. SAP verzeichnet heute über 230 Millionen Cloud-Nutzer, bietet mehr als 100 Lösungen, die alle Geschäftsbereiche abdecken, und führt mit dem umfangreichsten Portfolio an Cloud-Lösungen das Feld der Anbieter an. Seit fast 50 Jahren vereint SAP nun schon intelligente Technologien, Expertise in allen Geschäftsprozessen und verfügt über bewährtes Know-how aus 25 Branchen.

Haben Sie persönlich sich irgendwelche Ziele gesetzt, die Sie bei, für oder mit SAP in den nächsten Jahren erreichen wollen?
Ich möchte in meiner Funktion dazu beitragen, dass österreichische Kunden und Unternehmen gemeinsam mit SAP diese wirtschaftlich schwierigen Zeiten meistern und die gewünschten Geschäftsergebnisse erzielen können. Mit meinem neu aufgestellten Führungsteam wollen wir den Corona-bedingten Digitalisierungsschub in der Wirtschaft nutzen, um den Umstieg in die Cloud weiter voranzutreiben.
Das vielleicht wichtigste Ziel überhaupt ist und bleibt es, wie ich es bereits vorher schon angesprochen habe, unsere Kunden zu intelligenten Unternehmen zu machen. Und ich bin guter Dinge, dass wir mit unserem neuen Angebot RISE with SAP bei unseren Kunden punkten können. (RNF)

INFO-BOX
Zur Person
Am 1. Februar 2021 übernahm Christina Wilfinger die Geschäftsführung von SAP Österreich von Christoph Kränkl, der in eine internationale Position berufen wurde. Christina Wilfinger war in den vier vorangegangenen Jahren als Mitglied des Führungsteams bei Microsoft Österreich für den Lösungsvertrieb im Enterprise-Bereich verantwortlich. In dieser Rolle unterstützte sie vorrangig die Umstellung von Kunden und Partnern auf das Cloud-Geschäft. Vor ihrem Wechsel zu Microsoft im Jahr 2016 war sie Mitglied der SAP-Österreich-Geschäftsleitung, davor war Wilfinger in leitenden Positionen im Beratungs- und Vertriebsbereich des IT-Konzerns sowie bei Partnerunternehmen tätig. Die gebürtige Steirerin hat einen Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Wien und unterrichtet als Dozentin an der Donau-Universität Krems. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Wien.