Multimilliarden-Business IoT

NEW BUSINESS Guides - IT- & TELEKOMMUNIKATIONS-GUIDE 2018
Mit der geeigneten Infrastruktur sowie dem richtigen Technologiepartner eröffnet das IoT Unternehmen völlig neue Horizonte in der Entwicklung digitaler Systeme. © vectorpocket/Freepik

Technologiepartner werden zum entscheidenden Erfolgsfaktor

Das Internet der Dinge (IoT) boomt. In den kommenden drei Jahren wird der Markt, sprich die Vernetzung unzähliger Sensoren und Aktoren, weltweit auf ein Volumen von rund 470 Milliarden US-Dollar anwachsen. 

Besonders stark entwickelt sich das IoT-Geschäft im Unternehmensumfeld. Dort prognostiziert die internationale Management­beratung Bain & Company für 2020 Umsätze in Höhe von 331 Milliarden US-Dollar. Der Bereich Indus­trie 4.0 – also Anwendungen im verarbeitenden Gewerbe – macht dabei allein 85 Milliarden US-Dollar aus.
Bereits in naher Zukunft soll sich entscheiden, welche der vielen IoT-Anbieter von dieser rasanten Entwicklung am meisten profitieren. Noch haben sich laut der aktuellen Bain-Studie „Choosing the Right Platform for the Industrial IoT“ die meisten der am Internet der Dinge interessierten Unternehmen nicht für einen Partner entschieden. Der Befragung von rund 500 Industriekunden und 150 Technologielieferanten zufolge diskutieren mehr als 60 Prozent der Interessenten derzeit ihre Planungen in diesem Zukunftsfeld. Doch das Zeitfenster für die Auswahl des Anbieters ist eng: 2020 werden bereits mehr als 60 Prozent der Firmen mit ersten Implementierungen von IoT-Lösungen begonnen haben, rund 20 Prozent installieren dann die Systeme unternehmensweit. Spätestens 2025 sind fast alle Investitionsentscheidungen gefallen.

Harter Wettbewerb im Wachstumsmarkt
Um die Gunst der Firmenkunden tobt bereits heute ein harter Konkurrenzkampf. Nicht nur die großen US-amerikanischen Cloud- und Netzwerkanbieter Amazon, Microsoft und IBM buhlen um sie, sondern auch Softwarekonzerne wie Oracle, der Mischkonzern GE oder der Automatisierungsspezialist Rockwell Automation. Die deutschen Industriekonzerne Siemens und Bosch, der Softwareriese SAP und Maschinenbauer wie Dürr, Trumpf und DMG Mori oder die franzö­sische Schneider Electric befinden sich ebenfalls im harten Wettbewerb um die Investitionsbudgets von Industrie, Logistik, Handel und Gesundheitswesen.
„Industrielle IoT-Anwendungen eröffnen Unternehmen große Chancen für integrierte Lösungen aus Software und Services“, erklärt Michael Schertler, Partner und Indus­trieexperte bei Bain. „Allerdings müssen sie die Anbieter sorgfältig prüfen, um in diesem extrem fragmentierten Markt den richtigen Technologiepartner für ihr strategisch wichtiges Investment zu finden.“ Die Qualität der Plattform spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie soll nicht nur Sensoren und Geräte vernetzen, sondern muss auch Cyber­sicherheit garantieren, Daten aggregieren und analysieren sowie externe und interne Weiterentwicklungen ermöglichen.

Hindernislauf der Industriegiganten
Noch müssen die Unternehmen etliche Hürden auf ihrem Weg ins Internet der Dinge nehmen. Sie sorgen sich um die Sicherheit der Systeme und fürchten den Einbau der neuen Software in ihre bestehende Technikwelt. Viele fragen sich auch, ob ihnen das aufwendige und teure Projekt tatsächlich einen geschäftlichen Vorteil bringt.
Angesichts dieser Bedenken haben gerade die großen IoT-Pioniere Probleme, ihre Kunden mit umfassenden Lösungen zufriedenzustellen. „Alle Anbieter kündigen umfassende IoT-Plattformen an, aber die Resonanz potenzieller Kunden fällt sehr unterschiedlich aus“, konstatiert Bain-­Technologieexperte Hans Joachim Heider. „Kleinere Nischenanbieter mit spezialisierten Anwen­dungen sind häufig erfolgreicher als die großen Konzerne, die Milliarden in ihre IoT-Lösungen investieren.“
Dennoch haben gerade die Industriegiganten gute Chancen, im boomenden IoT-Markt Fuß zu ­fassen. Denn Unternehmen wie Siemens, Bosch oder GE genießen das Vertrauen ihrer Kunden. Jetzt gilt es für sie, sich mit passenden Partnern zusammenzuschließen, die ihnen Cloud-Dienste, Netzwerkservices oder Datenanalysesoftware liefern. Dabei sollten sie auch kleinere Anbieter oder Start-ups in Betracht ziehen. Zugleich müssen sie klare Prioritäten setzen und ihre Angebote aggressiv vermarkten.

Nur jedes vierte Unternehmen hat praktische Erfahrung, andere sehen keinen Mehrwert
Es zeigt sich: Die europäischen Unternehmen beschäftigen sich mit dem Internet der Dinge (IoT), doch viele haben noch erhebliche Startschwierigkeiten. Laut einer Studie der International Data Corporation (IDC), die von INTER­XION HOLDING NV in Auftrag gegeben wurde, haben erst 26 Prozent der Befragten praktische Erfahrung mit dem IoT. Die Hauptgründe für die Einführung der Technologie bei diesen IoT-Pionieren waren eine Erhöhung der Servicequalität und eine Steigerung der internen Effizienz (jeweils 58 %), gefolgt von der Erzeugung neuer Umsatzpotenziale (41 %), der Integration der Lieferkette (38 %) und der Nutzung vorhandener Datenquellen (31 %). Die Mehrheit der Befragten zögert jedoch und hat für sich noch nicht die Einsatzszenarien erkannt oder die Komplexität des Themas durchdrungen. Als Hauptgründe für ihre Zurückhaltung nennen sie, dass sie keine Anwendung für IoT sehen (41 %), kein Kundenbedarf existiert (37 %), die Kapitalrendite unklar ist (11 %) oder ihnen Kenntnisse und Partner fehlen (10 %).
„Bei IDC ist man davon überzeugt, dass beide Gruppen Unterstützung benötigen, damit IoT in ihrem Unternehmen umgesetzt werden kann“, heißt es in der Studie. „Diejenigen, bei denen bereits eine Lösung existiert, müssen sicherstellen, dass die angestrebten Ziele erreicht werden. Andere, die kurz vor einer IoT-Umsetzung stehen, müssen mögliche Probleme reduzieren. Und die wenigen, die noch keine IoT-Projekte planen wollen, müssen sicherstellen, dass sie keine wichtigen Chancen verpassen.“
Aufgrund der hohen Komplexität können Unternehmen nicht alle Fragen rund um ihre IoT-Projekte beantworten. Dazu benötigen sie Dienstleister wie Interxion, die als Colocation-Provider große Rechenzentrumskapazitäten zur Bearbeitung der entstehenden riesigen Datenmengen sowie ein umfangreiches Partnernetzwerk aus Cloud- und Netzwerkanbietern zur umfassenden Vernetzung mitbringen. Diese können Klarheit über die Notwendigkeit von IoT-Systemen sowie über mögliche Herausforderungen und Lösungen geben.

Hürden und Wege
Die größten Herausforderungen für Unternehmen sind gemäß der Umfrage Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz (55 %), der Komplexität der Implementierung (44 %) sowie der Beschränkungen durch die bestehende Infrastruktur (39 %). Diese Hürden können mithilfe von Partnern überwunden werden, um die Vorteile von IoT zu nutzen. Das disruptive Modell hat jedoch – abhängig vom grundlegenden Geschäftsmodell – unterschiedlich hohe Relevanz für Unternehmen. So stufen 66 Prozent der Pioniere das IoT als kritisch oder sehr wichtig für ihr Business ein, im Vergleich zu 30 Prozent bei den übrigen Unternehmen.
Diese Diskrepanz setzt sich bei der Beurteilung der wichtigsten IT-bezogenen Komponenten für die IoT-Programme fort. Bei den Pionieren sind dies Big Data/Analytics (45 %), Sicherheit (41 %), Integration mit bestehender IT (35 %) und Datenmanagement/Software (26 %). Unternehmen ohne praktische IoT-Erfahrung setzen dagegen Sicherheit an die erste Stelle (54 %), gefolgt von Integration mit bestehender IT (45 %), Datenmanagement/Software (39 %) und Big Data/Analytics (26 %). Damit sinken mit zunehmender praktischer Erfahrung die Sicherheits­bedenken deutlich, während die Bewältigung der enormen Datenmengen in den Fokus rückt.

Infrastruktur als Herzstück der IoT-Anwendungen
Die Studie zeigt auch, dass Verantwortliche mit praktischer IoT-Erfahrung der Technologieinfrastruktur eine größere Bedeutung zumessen. So ist es in vielen Fällen die aus Sensoren, Konnektivität, Cloud und Datenverarbeitung im Rechenzentrum bestehende Infrastruktur, die zu Verzögerungen oder gar zum Scheitern dieser Projekte führt. Hier liegt nämlich das Fundament, auf dem die IoT-Anwendungen aufgebaut werden. Daher sollten Unternehmen genau wissen, wo, wie und wie schnell sie die von Sensoren gelieferten Daten verarbeiten können. Dies hat nämlich Auswirkungen auf die Entscheidung, wo sie die IoT-Plattform hosten. Dabei bevorzugen 51 Prozent der Befragten ein lokales Hosting, 31 Prozent ein Rechenzentrum, betrieben durch einen Dritten, und lediglich 18 Prozent eine Cloud.
Doch die Cloud sollte für IoT-Projekte nicht unterschätzt werden, selbst wenn sie nur als Teillösung in hybriden Szenarien eingesetzt wird. So sehen 56 Prozent der IoT-Pioniere Cloud-Computing als essenziell für ihre IoT-Aktivitäten an, während es bei den anderen Unternehmen nur 29 Prozent sind. Tatsächlich kann das IoT zum Motor für den digitalen Wandel im Unternehmen werden, indem es Cloud-Anwendungen eine sehr praktische Ausrichtung verleiht. Den möglichen Einsatz verschiedener Cloud-Lösungen gilt es dabei mit dem richtigen Partner zu eruieren. Dabei betrachten die Studienteilnehmer als ihre wichtigsten Partner die IT-Service-Provider (56 %), Software-Anbieter (43 %), Berater (36 %) und Connectivity-Anbieter (26 %). Doch gerade für Big Data/Analytics und Multi-Cloud spielen Konnektivitätsanbieter eine wichtige Rolle.
Ohne Zweifel ist die Einführung von IoT-Prozessen eine komplexe Aufgabe. Pioniere mit erfolgreichen IoT-Projekten können hier eine erste Orientierung bieten. Und Technologiepartner helfen dabei, die Hürden zu überwinden. (BO)