Eine aktuelle Analyse von Crif Austria liefert darauf eine klare Antwort: Nachhaltigkeit ist kein Hemmschuh, sondern ein echter Erfolgsfaktor für Unternehmen. © Adobe Stock/blacksalmon
Grün ist längst keine Imagefrage mehr, sondern ein knallharter Erfolgsfaktor. Österreichs Unternehmen zeigen: Nachhaltigkeit stärkt Stabilität, macht krisenfester und schafft Wachstum.
Und sie ist längst zu einem wichtigen Wettbewerbskriterium geworden.
Nachhaltig handeln, nachhaltig wachsen, nachhaltig produzieren – kaum ein Begriff prägt die Wirtschaft unserer Zeit so stark wie dieser: Nachhaltigkeit. Ursprünglich stammt er aus der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts. Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz forderte 1713, nur so viel Holz zu schlagen, wie wieder nachwachsen kann – also Ressourcen zu nutzen, ohne sie zu erschöpfen. Heute steht Nachhaltigkeit längst im Zentrum modernen Unternehmertums. Sie bedeutet, langfristig zu denken statt kurzfristig zu gewinnen, Verantwortung zu übernehmen und wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischen und sozialen Werten zu verbinden. Unternehmen sollen nachhaltig wachsen, nachhaltig investieren und nachhaltig gestalten und stehen damit vor einer zentralen Frage: Sind Nachhaltigkeit und erfolgreiches Unternehmertum Gegensätze oder die Grundlage einer zukunftsfähigen Wirtschaft?
Verantwortungsvollste Beispiele
Was Nachhaltigkeit bedeuten kann, zeigt sich dort, wo Unternehmen Verantwortung in konkrete Maßnahmen übersetzen. Immer mehr Betriebe beweisen, dass sich ökologisches Denken und ökonomischer Erfolg nicht ausschließen, sondern gegenseitig beflügeln. Zwei gute Beispiele sind etwa Laufen Austria und Rhomberg Bau. Laufen, Hersteller hochwertiger Badezimmer-Keramik betreibt an seinem Produktionsstandort in Gmunden die weltweit erste vollständig emissionsfreie Sanitärkeramikfertigung. Das Herzstück ist ein innovativer Elektroofen, der seit 2023 im Vollbetrieb läuft und jährlich 5.000 Tonnen CO₂ einspart. Konventionelle Sanitärkeramikproduktion ist durch den Einsatz gasbetriebener Tunnelöfen traditionell energieintensiv, da Temperaturen von über 1.200 Grad Celsius erreicht werden müssen. Hinzu kommt ein hoher thermischer Energieeinsatz für das Trocknen der Rohstücke.
Anders als herkömmliche, gasbetriebene Tunnelöfen, wird der neue Ofen ausschließlich mit erneuerbarer Energie betrieben. Eine großflächige Photovoltaikanlage deckt bei guten Bedingungen der Sonneneinstrahlung den Energiebedarf des elektrischen Brennofens vollständig ab. Wenn notwendig, wird auf ausschließlich zertifizierten Ökostrom aus dem Netz zurückgegriffen. Die Keramiken sind recyclingfähig konzipiert und ermöglichen eine sortenreine Rückführung in den industriellen Stoffkreislauf. Auch im Umgang mit Wasser setzt die Produktion in Gmunden auf Nachhaltigkeit , denn rund 50 Prozent des aufbereiteten Prozesswassers werden intern wiederverwendet. „Durch unsere CO₂-emissionsfreie Produktionsstätte können pro Stück Sanitärkeramik im Schnitt 50 Kilogramm CO₂ gespart werden. In einem Hotel mit hundert Zimmern und Bädern – in denen jeweils ein WC und ein Waschtisch verbaut werden – können durch den Einsatz unserer Produkte aus Gmunden ganz einfach zehn Tonnen CO₂ eingespart werden“, berechnet Christian Schäfer, Managing Director von Laufen Austria.
Gmunden ist aber nicht nur eine österreichische Produktionsstätte für Laufen, sondern auch das Innovationszentrum innerhalb der gesamten Unternehmensgruppe. Die neue Technologie hat internationale Vorbildwirkung. „Was wir hier in Gmunden erreicht haben, ist ein Musterbeispiel für moderne Industrieproduktion im Einklang mit Umwelt und Klima. Die Welt sowie unsere Branche befinden sich in einem starken Wandel, und wir zeigen, wie wir diesen aktiv mitgestalten können“, fasst Schäfer abschließend zusammen.
Die Vorarlberger Rhomberg Bau hat ihrerseits die größte „Waschmaschine“ Vorarlbergs errichtet – eine Recyclinganlage für Bodenaushubmaterial im Ressourcen Center Rheintal (RCR). Die Anlage macht aus Bodenaushüben mit geringstem Energie- und Wassereinsatz unter anderem Sande und Gesteinskörnungen für die Herstellung von Beton und Asphalt, Kiese oder Split. Interessant ist das vor allem für die Rhomberg-Tochterunternehmung Migu Asphalt-Baugesellschaft m.b.H., die bereits heute Beläge mit 100 Prozent Asphaltrecycling verbauen kann. Wie effizient die Anlage arbeitet, verdeutlicht Geschäftsfeldleiter Lukas Fleisch: „Für den Bau eines Standard-Einfamilienhauses werden rund 440 Tonnen mineralischer Rohstoffe benötigt. Diese Materialmenge schaffen wir hier bei Rhomberg Bau jetzt in weniger als drei Stunden.“
Überhaupt ist Fleisch stolz auf die Anlage: „Unsere Nassaufbereitungsanlage ist die fortschrittlichste ihrer Art in der Region. Sie ermöglicht es uns, unseren CO₂-Fußabdruck weiter zu verringern und gleichzeitig der bevorstehenden Verknappung natürlicher mineralischer Rohstoffe vorzubeugen. Und sogar die Reste, der sogenannte Filterkuchen, können je nach Qualität zur Erden- oder Ziegelproduktion verwendet werden. Damit schaffen wir es im Idealfall, jede zugeführte Tonne wiederzuverwerten.“
Für Fleisch ist das ein wichtiger Beitrag zu der auch vom Umweltministerium geforderten verbesserten Nutzung von Bodenaushüben und den darin enthaltenen Rohstoffen. „Das verringert die Deponiemengen erheblich und schont gleichzeitig die Ressourcen im Land“, bringt er es auf den Punkt. Auch Transportbewegungen werden auf ein Minimum reduziert, da auf Baustellen kaum mehr Leerfahrten entstehen – jeder Lkw, der Aushub im RCR anliefert, kann frischen Rohstoff mit zurück auf die Baustelle nehmen. Ähnlich sorgsam geht die neue Anlage mit der Ressource Wasser um. Brauchwasser wird nahezu vollständig wiederaufbereitet und zurückgeführt, lediglich knapp zehn Prozent verdunsten oder verbleiben im feuchten Material. „Wir verfügen über einen geschlossenen Wasserkreislauf für den Betrieb“, erklärt der Geschäftsfeldleiter.
Das Engagement der beiden Unternehmen hat sich nicht nur in Sachen CO₂-Reduktion ausgezahlt. Beide Unternehmen wurden Anfang Oktober mit dem Trigos Award 2025 ausgezeichnet.
Nachhaltigkeit sichtbar gemacht
Seit über zwei Jahrzehnten will der Trigos, Österreichs bedeutendster Preis für verantwortungsvolles Wirtschaften, Vorreiter:innen der heimischen Wirtschaft sichtbar machen. Mit über 3.100 Einreichungen und 318 ausgezeichneten Projekten seit Bestehen ist der Trigos eine zentrale Plattform für jene, die beweisen, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung am besten Hand in Hand gehen. Heuer wurden aus insgesamt 155 Einreichungen 19 herausragende und innovative Projekte nominiert, sieben davon konnten die Expert:innen-Jury überzeugen und erhielten die Trophäe. Neben Laufen und Rhomberg Bau wurden fünf weitere Initiativen ausgezeichnet. Diese stammen aus allen Regionen und Unternehmensgrößen und stehen exemplarisch für die Vielfalt und Stärke nachhaltigen Unternehmertums in Österreich.
In der Kategorie „Regionale Wertschaffung“ wurde „Die Pflanzerei“ aus Wien ausgezeichnet. Österreichs erste vegane Metzgereikette bietet Alternativen zu Fleisch und Wurstklassikern. Mit Rezepturen, Schulungen und Vertrieb stärkt sie regionale Wertschöpfung, sichert Arbeitsplätze und treibt die Ernährungswende nachhaltig voran. Die niederösterreichische Kollar GmbH, tätig in der Installations- und Gebäudetechnik, verbindet New Work mit Inner Work. Das von Maria Kollar geführte Familienunternehmen fördert ganzheitliche Gesundheitsvorsorge und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter:innen mit Coachings, Körperarbeit, Trainings und mehr – bezahlt in der Arbeitszeit. Dafür gab es den Trigos in der Kategorie „Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Initiativen“.
Wer in ausgewählte Projekte investieren will, die nachweislich – auch international – ökonomische und soziale Wirkung entfalten, ist bei der Crowdinvestment-Plattform Klimja, Teil der crowd4projects GmbH, gut aufgehoben. Mit zusätzlicher Aufklärung und Bildungsangeboten sowie 30 finanzierten Projekten zeigt Klimja, wie privates Kapital zur Klimawende beitragen kann. Dafür gab es die Trophäe in der Kategorie „Internationales Engagement“. Für ökologische Komposttoiletten, die ohne Wasser, Strom oder Chemie auskommen, erhielt die Firma öKlo den Trigos in der Kategorie „Vorbildliche Projekte“.
Mit „öKlo Land“ will das niederösterreichische Unternehmen den nächsten Schritt gehen. In Zusammenarbeit mit Gemeinden, Forschungseinrichtungen und Umweltorganisationen arbeitet öKlo an einer Kreislaufwirtschaft, die menschliche Abfälle in Biogas, Dünger und Baustoffe verwandelt – bei gleichzeitiger Erzeugung erneuerbarer Energie. Einen Sonderpreis erhielt das Technische Museum Wien. Die interaktive Dauerausstellung „Klima. Wissen. Handeln!“ vermittelt Ursachen und Folgen der Klimakrise, stellt Bezüge zu Biodiversität, Ressourcenknappheit und gesellschaftlichem Wandel her und zeigt konkrete Handlungsoptionen auf. Für die Jury ein bedeutender Beitrag zur Bewusstseinsbildung und gesellschaftlichen Transformation in Richtung Nachhaltigkeit.
„Energiewende und Wettbewerbsfähigkeit gehören untrennbar zusammen. Sie sind entscheidend für Wachstum und Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts. Nur wenn es uns gelingt, innovative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, können wir Versorgungssicherheit gewährleisten, Wohlstand sichern und Österreich im internationalen Wettbewerb an die Spitze führen.
Die im Rahmen des Trigos ausgezeichneten Unternehmen zeigen eindrucksvoll, wie dieser Weg in der Praxis aussehen kann: Sie verbinden Klimaschutz mit wirtschaftlicher Stärke, sind Vorbilder für verantwortungsvolles Unternehmertum und leisten damit einen doppelten Beitrag – für eine klimafitte Zukunft und für eine starke, resiliente Wirtschaft. Als Vertreterin des Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus freue ich mich über den Erfolg dieser Veranstaltung und den Impuls, den sie für die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft setzt“, versichert Staatssekretärin Elisabeth Zehetner, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus.
Klimaaktiv – Grünes Wachstum als Chance
Mit individuell gesetzten ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen und Investitionen in die Energie- und Mobilitätswende wollen auch 13 österreichische Großbetriebe im klimaaktiv Pakt des Umwelt- und Klimaministeriums Maßstäbe für verantwortungsvolles Wirtschaften setzen und zeigen, dass Klimaschutz auch ökonomisch sinnvoll gestaltet werden kann. Zu den umgesetzten Maßnahmen der klimaaktiv Paktpartner Buwog, hali, Hofer, Hypo Niederösterreich, Lidl Österreich, McDonald’s Österreich, ORF, ÖBB, Ölz der Meisterbäcker, Rewe International AG, UniCredit Bank Austria, Vöslauer und Zumtobel Group zählen die Errichtung energieeffizienter Neubauten und die Sanierung bestehender Gebäude auf dem höchsten thermischen Standard – vielfach nach den anspruchsvollen Kriterien des klimaaktiv Gebäudestandards.
Darüber hinaus investieren die Unternehmen in den Umstieg auf erneuerbare Wärmeversorgung – etwa durch den Einsatz von Biomasse oder auch die Nutzung von Abwärme und setzen auf E-Mobilität in ihren Fuhrparks. Sie forcieren die Eigenstromerzeugung durch Photovoltaikanlagen, entsiegeln und begrünen Betriebsflächen, rüsten auf LED-Beleuchtung um und setzen moderne Kältetechnologien mit umweltfreundlichen Kältemitteln ein. Recycling, Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und Bewusstseinsbildung für Mitarbeitende, Kund:innen sowie Lieferant:innen sind zentrale Bestandteile ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten.
„klimaaktiv Paktpartner investieren in grünes Wirtschaftswachstum und damit in die Zukunft ihrer Unternehmen und der Gesellschaft. Sie zeigen eindrucksvoll, wie sich ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg verbinden lässt. Nachhaltige Weiterentwicklung ist eine Chance: Sie stärkt die Wettbewerbsfähigkeit, die regionale Wertschöpfung, sichert Arbeitsplätze und eröffnet neue Perspektiven für die heimische Wirtschaft“, betont Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig.
Bis 2030 wollen die Paktbetriebe ihre Emissionen gemeinsam gegenüber 2005 um insgesamt 56 Prozent reduzieren – in Summe über den gesamten Zeitraum ergibt das eine Reduktion um rund 8,8 Millionen Tonnen CO₂. Darüber hinaus haben sich die klimaaktiv Paktpartner verpflichtet, ihren gesamten Energiebedarf bis 2030 zu mindestens 70 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken. Der Beitritt zum klimaaktiv Pakt steht jedenfalls allen österreichischen Großbetrieben offen, die sich in guter Gesellschaft von rund 300 Unternehmen und Organisationen befinden wollen.
Nachhaltigkeit macht Wirtschaft zukunftsfit
Gehören jetzt all diese Unternehmen, die sich für Umweltschutz, die Schonung der Ressourcen oder Energieeffizienz stark machen, zu den unverbesserlichen Weltverbesserern? Eine aktuelle Analyse von Crif Austria liefert darauf eine klare Antwort: Nachhaltigkeit ist kein Hemmschuh, sondern ein echter Erfolgsfaktor für Unternehmen. Dafür bieten 420.000 untersuchte österreichische Unternehmen erstmals eine umfassende Datengrundlage. In Sachen Nachhaltigkeit schneiden die heimischen Unternehmen mit einem durchschnittlichen ESG-Wert von 2,48 insgesamt „gut“ ab. Rund ein Drittel erreicht dabei eine sehr gute oder gute ESG-Performance (Wert 1 oder 2). Besonders interessant: Diese nachhaltigeren Unternehmen sind nicht nur um 15 Prozent wirtschaftlich stabiler als Firmen mit schlechter ESG-Bewertung (Wert 4–5), sondern auch deutlich erfolgreicher. Sie erwirtschaften 69 Prozent des Gesamtumsatzes aller untersuchten Unternehmen. Nachhaltigkeit zahlt sich also messbar aus.
Damit hat sich das Thema Nachhaltigkeit von einem rein regulatorisch geprägten Faktor zum strategischen Wirtschaftstreiber entwickelt. Die österreichische Studie bestätigt damit die weltweiten Ergebnisse von Crif, die bereits in 144 Ländern mit über 500.000 Unternehmen durchgeführt wurden: Nachhaltige Unternehmen sind wirtschaftlich erfolgreicher, stabiler und weniger insolvenzgefährdet. Ruth Moss, Head of Sustainability bei Crif Österreich, ergänzt: „Unsere Studie markiert einen Paradigmenwechsel: Es geht nicht mehr um die Frage, ob wir uns Nachhaltigkeit leisten können. Vielmehr zeigt sich, dass nur nachhaltiges Wirtschaften Unternehmen langfristig erfolgreich und zukunftsfit macht.“
Allerdings kommen die Ergebnisse in einer Phase großer wirtschaftlicher Unsicherheit. Viele Unternehmen stehen aufgrund von hoher Inflation, steigenden Kosten und drohenden Insolvenzen unter Druck. Umso wichtiger ist sei es, die Faktoren zu identifizieren, die Unternehmen widerstandsfähig machen und zukunftssicher aufstellen. Die Analyse zeigt klar: Nachhaltiges Wirtschaften ist kein Kostenfaktor, sondern ein Stabilitäts- und Erfolgstreiber.
Wer ESG-Kriterien ernst nimmt, reduziert sein Risiko und schafft Wettbewerbsvorteile. Für Unternehmen wird Nachhaltigkeit damit zu einem zentralen Bestandteil der Risikostrategie und zu einem Schlüssel für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Ruth Moss sagt abschließend: „In einer wirtschaftlich angespannten Situation brauchen Unternehmen Orientierung. Die Daten beweisen: Nachhaltigkeit ist kein Luxus, sondern das Fundament, auf dem Stabilität, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit aufbauen.“ (BS)