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NEW BUSINESS Guides - IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 2021
Christian Woschitz ist seit 2001 in der Telekommunikationsbranche und seit 2010 bei ZTE. © DORISMITTERER/Fotomitterer

ZTE mischt nicht nur bei 5G-Infrastruktur ganz vorne mit, sondern ­positioniert sich auch mit Smartphones und Wearables. Österreich-CEO Christian Woschitz im Gespräch ...

... über Themen wie 5G, den Markt und die Herausforderungen für Hersteller aus dem „Reich der Mitte“.

Der chinesische Hersteller ZTE ist schon seit 2009 mit einem eigenen Standort in Österreich präsent und bedient von Wien aus als Drehscheibe für Osteuropa mehr als 20 Mobilfunkbetreiber in der Region mit Netzwerkinfrastruktur und Smartphones. Mit seinen Routern für mobiles Internet ist der Hersteller bei mehreren Mobilfunkanbietern im Sortiment vertreten. International konnte man auf dem Smartphone-Markt bereits mit den eigenen Handys der Blade- und Axon-Serie Fuß fassen.
Christian Woschitz startete seine Karriere bei ZTE bereits im Jahr 2010 als Project Director und wurde dann nach nur einem Jahr mit der Aufgabe des COO für den österreichischen Markt beauftragt. 2018 wurde der gebürtige Kärntner mit technischem Background und langjähriger Telko-Erfahrung schließlich zum CEO von ZTE Austria ernannt und zeichnet damit aus Wien heraus auch für den osteuropäischen Markt verantwortlich. NEW BUSINESS hat mit ihm unter anderem über die Entwicklung des Unternehmens, des Smartphone-Markts, die Aussichten von, mit und durch 5G sowie über die Herausforderungen, mit denen gerade chinesische Unternehmen in Europa konfrontiert sind, geplaudert.

Herr Woschitz, würden Sie uns die Geschichte von ZTE näherbringen?
ZTE wurde 1985 gegründet. Wir sind einer der jüngsten von den vier großen Ausstattern und haben mit 2G-Technologie global als Follower gestartet, damals eher im Asia/Pacific-Bereich. Mit 3G sind wir dann zu einem Major Player geworden, aber noch immer auf den östlichen Teil des Planeten bzw. den asiatischen Raum fokussiert, die CIS-Region, auch etwas in Afrika. Mit 4G sind wir zu einem führenden Unternehmen aufgestiegen, haben in mehr als 160 Ländern der Welt Netze aufgebaut und so die Vorarbeit für 5G geleistet. ZTE hat als eines der ersten Unternehmen die sogenannte Pre-5G-Technologie auf den Markt gebracht. Seit 5G in aller Munde ist, ist ZTE eines der führenden Unternehmen. Wir sind einerseits in der Standardisierung und den entsprechenden Gremien sehr stark vertreten, und andererseits waren wir zum Beispiel in Österreich der Erste, der ein Gebiet mit 5G abgedeckt hat – das war in Linz. Schon wenige Monate nach der Frequenzauktion haben wir es gemeinsam mit unserem Partner Drei geschafft, das Netz live zu bringen. Diese Partnerschaft würde ich gern unterstreichen. Unser Entry-Point nach Europa im Jahr 2010 war gemeinsam mit Drei hier in Österreich. Wir haben zu diesem Zeitpunkt das komplette Netz modernisiert, damals noch auf 3G, und haben es dann in Kombination mit 4G geschafft, in Österreich erstmalig beim connect-Netztest mit Drei als bestem Netz in der gesamten DACH-Region den ersten Platz zu erreichen. Das hat in Österreich einen Wettbewerb ausgelöst. ZTE und Drei waren gemeinsam daran beteiligt, dass wir heute diesen für Österreich sehr positiven Status haben, nämlich ein sehr kompetitives Umfeld im Bereich der Telekommunikation. Wettbewerb beflügelt.

Sie sind mittlerweile seit über zehn Jahren bei ZTE, haben rasch als COO Verantwortung für Österreich übertragen bekommen, sind dann 2016 für ein Projekt nach Italien gewechselt und 2018 als CEO wieder nach Hause gekommen. Das klingt nach spannenden Aufgaben und viel Abwechslung.
Definitiv. Ich bin seit dem Jahr 2001 in der Telekommunikationsbranche. Das war mein Berufseinstieg. Erst auf Operator-Seite, dann bei einem Hersteller. 2010 hat es mich zu ZTE verschlagen. ZTE war damals ein neuer Hersteller am Markt und brachte viele Gestaltungsmöglichkeiten mit. Das war meine größte Motivation dafür, dem Unternehmen beizutreten. Dass ich schon elf Jahre dabei bin, spricht dafür, dass die spannende Zeit nie aufgehört hat.

Was war Ihre Aufgabe in Italien?
Ich habe das größte Infrastrukturprojekt, das ZTE bis dahin in Europa durchgeführt hat, übernommen. Das war sehr spannend. Als ich 2016 nach Italien gekommen bin, ist unsere Mitarbeiterzahl innerhalb von sechs Monaten sehr stark gewachsen. Nach zwei Jahren haben mich familiäre Gründe wieder nach Österreich zurückgeführt.

Welche Rolle spielt der österreichische Markt für ZTE?
Österreich hat definitiv einen sehr hohen Stellenwert für das Unternehmen. Das hat sich auch 2019 gezeigt, als wir den globalen 5G Summit in Österreich veranstaltet haben, mit mehr als 150 internatio­nalen Top-Level-Experten und -Gästen. Das war ein sehr spannender Event, der die Wertigkeit unseres Head-Offices für Osteuropa in Österreich unterstreicht. Wir haben unsere europäische Erfolgsstory in Österreich gestartet, die sich auf andere Länder übertragen hat, und haben damit eine gute Basis für unseren heutigen Marktanteil in Europa gelegt. Was für ein chinesisches Unternehmen vielleicht ein wenig außergewöhnlich ist: Wir haben mit mir hier in Österreich einen lokalen Geschäftsführer, der alleinig zeichnungsberechtigt ist. Wir haben auch ein Management mit sehr starkem Österreich-Bezug. Xiao Ming, der heutige globale Sales-SVP von ZTE, war 2010 Country Manager in Österreich. Das zeigt auch die bis ins Top-Management reichende Erfolgsstory aus unserem Land heraus. So genießen wir hier für unsere Projekte auch große Rückendeckung, und unsere Partner haben einen sehr hohen Stellenwert. Das ist bemerkenswert, weil der Markt global gesehen nicht der größte ist. Aber er ist ein wichtiger, qualitativ sehr hochwertiger Markt und für uns somit auch eine der wichtigsten Referenzen in Europa. Ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird.

So etwas hört man hierzulande natürlich gern.
Das ist oft nicht so einfach. Aus meiner Zeit in Italien kann ich sagen, dass dort die kleinen Projekte gleich groß sind wie die großen in Österreich. Aber es ist ein spannender und innovativer Markt. Das ist sehr wichtig für uns. Man versucht, auch im Bereich 5G Vorreiter zu sein, mit Use-Cases und gemeinsamen Entwicklungen, wie zum Beispiel dem Bee-O-Meter, der sogar für den Staatspreis Consulting nominiert wurde.
Leider hat es mit dem smarten Bienenstock nicht ganz für den ersten Platz gereicht.
Leider haben wir es knapp nicht geschafft, aber es war schön, diesen Zugang zu sehen. Das ist kein Use-Case, mit dem man riesiges Business macht, aber es ist ein wichtiger Use-Case, um zu zeigen, wie wichtig Technologie und Ökologie gemeinsam sein können. Das war eine sehr gute Kooperation von Drei, ZTE und IoT40 aus Kärnten, die sehr innovativ sind bei Videoanalysen und künstlicher Intelligenz.

Apropos spannende Projekte. Die muss auch jemand umsetzen. Wie viele Mitarbeiter hat ZTE in Österreich derzeit ungefähr?
Wir haben immer knapp unter hundert Mitarbeitern, das hängt stark von den Projekten ab. Wir haben eine Stammmannschaft von 60 Mitarbeitern, die wirklich schon lange Zeit das Team unterstützen. Wir sind projektgetrieben, haben eine kleine Linienorganisation und sind flach organisiert. Das hilft uns auch, dem schnelllebigen Telekommarkt zu folgen. Mit der Mitarbeiteranzahl sind wir stabil unterwegs und planen auch, weiter aufzubauen. 2020 war ein schwieriges Jahr, aber wir mussten nicht in Kurzarbeit gehen oder Mitarbeiter abbauen. Wenn auch die Pandemie im Telko-Bereich nicht sofort so schlagend geworden ist, auf der Device-Seite ist es schon fühlbar.

Ist die Nachfrage nach Devices stark zurückgegangen?
Sie hat sich ein bisschen verschoben. Letztes Jahr hat sich die Nachfrage nach Mobile-Broadband-Produkten, wie mobilen Routern, verstärkt. Wir haben auch beim KMU-Paket des Wirtschaftsministeriums mitgemacht und haben gemeinsam mit Drei ein Paket geschnürt und Router für KMU zur Verfügung gestellt, um Homeoffice zu ermöglichen. Das wurde sehr gut angenommen. Der Routerabsatz ist also gestiegen. Wir haben es auch geschafft, die Lieferketten sicherzustellen. Mit unserer breit gefächerten Supply-Chain hatten wir die Möglichkeit, bei Schwierigkeiten zu switchen. Somit konnten wir den Markt bedienen. Aber im Smartphone-Bereich ist es schwieriger geworden. Im ersten Lockdown waren teilweise auch die Shops zu. Der Onlineverkauf ist speziell für einen Newcomer und Challenger am Smartphone-Markt, wie wir es sind, schwierig. Wir haben das also gespürt, aber konnten unsere Forecasts trotzdem so gut wie möglich halten. Ich habe aber Bedenken, dass der Smartphone-Markt schlechter aussehen wird, als es im letzten Halbjahr war, wenn es mit den Lockdowns so weitergeht. Die Auswirkungen von hoher Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit werden sich früher oder später im Consumer-Bereich ­niederschlagen.

Wie hat sich das Portfolio von ZTE im Laufe der Zeit entwickelt?
Nach der Infrastruktur haben wir in Österreich mit Routern im Consumer-Bereich angefangen. Hier haben wir eine große Erfolgsstory hingelegt. In den letzten Jahren haben wir in Österreich über eine Million Router an den Mann gebracht und sind damit führend bzw. in den Top zwei. Im Smartphone-Bereich sind wir noch nicht so weit. Wir haben einen Marktanteil im unteren einstelligen Bereich. Hier gibt es großes Potenzial. Ich bin überzeugt, dass wir wachsen können. Wir bringen innovative Produkte, aber mehr als 90 Prozent der Smartphones gehen nach wie vor an die Top drei – Apple, Samsung und Huawei. Die restlichen acht oder neun Prozent sind heiß umkämpft von sehr vielen Anbietern. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem End-to-End-Ansatz einen Vorteil haben. Angefangen bei der Supply-Chain bis hin zu Wartungs- und Reparaturfällen können wir alles abdecken. Hier haben wir jahrelange Erfahrung. Das wird uns dabei helfen, uns mit unserem Qualitätsstandard von anderen Anbietern abzuheben. Es gibt viele Newcomer am Markt. Aber nur etwas in den Markt zu pushen, dann aber nicht zu maintainen, ist nicht nachhaltig. Mein Ansatz ist, auch bei Smartphones nachhaltig zu wachsen. Wir wollen nicht einmal einen Peak haben und dafür ein großes Marketinginvestment machen, das aber im nächsten Jahr nicht halten können.

Das ist ein sehr volatiler Markt, auf dem Emotionen eine große Rolle ­spielen.
Da bin ich ganz bei Ihnen. Deswegen ist es uns auch wichtig, dass wir, auch wenn wir ein breites Produktportfolio haben, selektiv sind und nicht alles in den Markt pushen. Man muss nachhaltig eine hohe Qualität erhalten. Mein Zugang ist es nicht, den Markt mit etwas zu überschwemmen und dann schlechte Kundenrezensionen zu kassieren. Es ist um einiges leichter, einer Brand Schaden zuzufügen, als sie dann wieder aufzubauen. Es ist wichtig, sich klar zu positionieren, sich selbst zu kennen und zu wissen, wo man sich stationiert. Ich freue mich heuer schon auf die neue Axon-30-Serie, die im zweiten Quartal kommen wird. Die spielt im Top-Level-Segment. Es wird voraussichtlich drei verschiedene Modelle geben – Light, Normal und Pro. Damit können wir alles abdecken. Das zeigt auch die Änderung, die wir letztes Jahr im Headquarter hatten, mit einem neuen, sehr erfahrenen CEO im Device-Bereich. Das schlägt in diesem Jahr durch, ­darauf freuen wir uns schon.

Sie sitzen ja sozusagen an der Quelle: Wann wird Ihrer Einschätzung nach 5G hierzulande wirklich im Massenmarkt ankommen – sowohl was die Devices als auch die Infrastruktur betrifft?
Auf Device-Seite sieht es so aus, dass ab dem zweiten Quartal 2021 bei uns mehr oder weniger 90 Prozent der Produktpalette 5G-fähig sein werden. Im Einsteigersegment mit einem UVP von unter 100 Euro wird es kein 5G geben, aber das ist auch nicht der Zielmarkt dafür. Ansonsten wird 5G Standard sein und von jedem Gerät unterstützt werden. Auch die Chipentwicklung wird in diese Richtung gehen. Es wird versucht, eine Plattform zu etablieren, die alle Techno­logien unterstützt. Wenn ein Phone dann 5G nicht unterstützt, wird es wahrscheinlich nur ein Softwarethema sein, weil der Chip nicht freigeschaltet wird. Letztendlich werden die Chips 5G standardmäßig unterstützen. Das ergibt auch Sinn, um höhere Stückzahlen produzieren zu können und so die Preise für die Chips runterzubringen. Das war letztes Jahr das Problem: Auf der einen Seite gab es Schwierigkeiten im Lieferprozess der Chiphersteller, der Absatzmarkt war gering, somit sind die Preise hoch geblieben. Ab dem zweiten Halbjahr wird man nicht mehr State of the Art sein, wenn man nicht 5G liefert.
Mit den Netzen im Infrastrukturbereich ist es spannender. Auf der einen Seite gibt es die 5G-Strategie mit dem Vorhaben, 5G flächen­deckend auszurollen. Die letztes Jahr abgeschlossene zweite Frequenzauktion war auch mit Auflagen verbunden, die in den nächsten Jahren umzusetzen sind. Meiner Meinung nach werden wir bis 2024 definitiv eine flächen­deckende Versorgung haben. Eine für uns fühlbare 5G-Coverage wird es aber schon Ende dieses Jahres geben. Davon bin ich überzeugt.

Wie wird diese erste Coverage ­aussehen?
Es ist immer die Frage, welchen Zugang man zu 5G hat. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Man kann das gleiche Spektrum nutzen wie bisher und wird einfach nur effizienter. Oder man rollt auf dem Spektrum von 3,5 Gigahertz aus, wofür man mehr Stationen braucht, womit man aber auch einen anderen Service bieten kann, wie zum Beispiel Gigabit-Downloads. Jeder Betreiber wird hier seine eigene Strategie haben. Echte Services für Endkunden sehe ich dieses Jahr noch nicht wirklich. Speziell im Industrie­bereich wird es in Kombination mit Stand-alone-Netzen (Anm.: Stand-alone-Netze sind nicht auf bestehenden 4G-Netzen aufbauend, sondern basieren von Grund auf auf 5G-Technologie) sehr interessant werden. Damit kann man dann Network-Slicing und Campus-Lösungen anbieten. Aber dafür braucht man die Technologie auf der Betreiberseite, die Core-Netze müssen das unterstützen, und dort ist man heute noch nicht. Natürlich wird überall daran gearbeitet, jeder hat verstanden, dass das wichtig ist. Die Roll-outs heuer werden auch davon abhängig sein, wie es mit der Pandemie weitergeht. Wenn wir von einem Lockdown in den nächsten kommen, wird es schwierig, im Feld die ganzen Stationen hochzuziehen. Zurzeit ist noch alles im Plan, aber man kann es nicht hundertprozentig vorhersagen.

Wird das dann für die Nutzer ein ­großes Aha-Erlebnis, also wird sich mit 5G wirklich so schnell so viel ändern, oder wird es eher ein ­schleichender Übergang?
Es wird das Nutzerverhalten ändern. Wenn ich die Möglichkeit habe, mit meinem Smartphone höchste Datenraten zu nutzen und in 4K zu streamen, wird dieses Thema viel präsenter werden. Das wird 5G benötigen. Aber dem Nutzer wird es ziemlich egal sein, ob das Wi-Fi, 4G oder 5G heißt. Die Services werden kommen, sie werden von 5G enabled, aber der Nutzer wird nicht hinterfragen, über welche Technologie sie übertragen werden.

Hauptsache, es funktioniert.
Genau. Dadurch, dass es funktioniert, werden neue Services entstehen, bei denen dem Nutzer nicht klar sein wird, dass dafür 5G ausschlaggebend war. Es ist auch die Frage, wie sich der Markt heuer entwickeln wird. Zum Beispiel im Bereich Online-Gaming. In diesem Bereich ist ZTE sehr stark. Wir haben die RedMagic-Serie, das sind spezielle Gaming-Phones. Die kommen heuer auf den österreichischen Markt. Noch ist es ein Nischensegment, das in Zukunft durch 5G enabled wird.

Der Gaming-Bereich ist sehr spannend. E-Sports auf PC oder Konsole sind für mich als 1980er-Baujahr noch nachvollziehbar. Aber um mir vorstellen zu können, dass einmal Weltmeisterschaften auf dem Smartphone ausgetragen werden, dafür bin ich zu alt.
Das ist ein Zukunftsmarkt, der ganz sicher von 5G profitieren wird. Man wird keine Konsole mehr zu Hause haben, sondern über das Smartphone spielen. Bei unseren Gaming-Phones der RedMagic-Linie gibt es links und rechts Sticks zum Draufstecken, und dann hat man mehr oder weniger ein Pad in der Hand, auf dem man spielt. Das funktioniert tadellos. Dieser Markt wächst enorm.

Kommen wir zu einem weniger ­verspielten Thema: Chinesischen ­Telekom-Unternehmen weht in den USA und Europa ein zunehmend rauer Wind entgegen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Politische Entwicklungen sind nicht mein Feld, ich kümmere mich um das Business. Was ich sagen kann: ZTE ist ein aktiennotiertes Unternehmen. Wir sind in China und in Hongkong gelistet, und die Shareholder-Struktur ist ganz klar und transparent. Mehr als 76 Prozent der Anteile sind am freien Markt, die restlichen Anteile sind zu 51 Prozent im Eigentum der Gründer von ZTE, also von Privatpersonen, und dann gibt es einen kleinen Anteil von rund zehn Prozent, den der chinesische Staat hält. Aber es gibt keinen Mehrheitseigentümer, es gibt keinerlei Einfluss des Staats auf das Unternehmen. Wir haben sehr strenge Compliance-Richtlinien. Wir investieren jedes Jahr circa 250 Millionen US-Dollar in Compliance-Systeme. Unser klares Ziel ist es, Best in Class zu werden. Und wir sind auf einem guten Weg.
Wovon wir uns ganz klar distanzieren, ist der militärische Bereich, wo wir seit Jahren nichts mehr machen. ZTE liefert keinerlei Produkte an das Militär, egal in welchem Land. Wir machen auch nichts im Bereich Surveillance, das gegen Menschenrechte verstoßen könnte. Da unterscheiden wir uns auch deutlich von anderen Anbietern.

Würden Sie uns Ihre persönliche ­Meinung zu dem Thema verraten?
Mir ist es extrem wichtig, dass Handelspolitik und Technologie nicht vermischt werden. Für faktenbasierende Evaluierungen sind wir komplett offen. Wir geben unsere Sourcecodes und alles, was benötigt wird, preis. Wir sind bereit, alle Anforderungen zu hundert Prozent zu erfüllen. Gleiche Rahmenbedingungen für alle, das ist meine Meinung. Wenn man die erfüllt, dann sollte es auch einen fairen Marktzugang geben. Was zurzeit in Europa passiert, ist, dass wir ohne existierende Rahmenbedingungen die Digitalisierung verzögern. Das ist schlecht für unseren Standort. Wir dürfen uns als Europäer nicht von allen Seiten beeinflussen lassen, dann in Diskussionen versinken und unsere Digitalisierung hinterherschleifen. Sonst werden wir geopolitisch verlieren. So denke ich als Europäer.

ZTE hat sein Angebot in Österreich 2021 bereits um Gadgets erweitert. Auch auf Infrastrukturseite gab es einige interessante Projekte. Wie sieht Ihre weitere Strategie aus?
Im Device-Bereich kommen wir mit den LiveBuds und einer Smartwatch auf den Markt, um den Wearables-Bereich zu pushen. Dann kommt dieses Jahr noch die Axon-30-Serie, auf die ich sehr gespannt bin. Das wird unser Premium-Flaggschiff, das sich klar von den Serien davor unterscheiden wird. Ich möchte ZTE im High-Level-Segment positionieren, das ist unser Ziel. Etwa werden im zweiten Quartal 2021 auch die Gaming-Phones der RedMagic-Serie kommen. Im Infrastrukturbereich bleiben wir weiter dran, Innovationen an den Standort zu bringen. Zum Beispiel haben wir im Dezember 2020 den ersten Business-Tower komplett mit 5G ausgestattet, den Peak Vienna (Anm.: der vormalige Florido Tower in Wien Floridsdorf). Das ist eine Indoor-Lösung mit der wir zeigen, dass wir innovativ sind und Lösungen haben, die bei anderen noch nicht Standard sind. Wir würden gern die offiziellen Vorgaben zum 5G-Ausbau mit unserer Technologie unterstützen, unter Einhaltung aller notwendigen Rahmenbe­dingungen. (RNF)