Familienunternehmen Am Puls der Zeit

NEW BUSINESS Guides - INDUSTRIE GUIDE 2021/2022
Ing. Herbert Spitzer (li.), Gründer und Geschäftsführer, Geschäftsführerin Dr. Simone Spitzer, M. Sc., B. Sc., sowie Prokurist Wolfgang Reiterer (re.) führen das Team von Spitzer Engineering. © Spitzer GesmbH

Simone Spitzer, Tochter des Unternehmensgründers, wechselte 2020 in die Geschäftsleitung von Spitzer Engineering. Im Interview berichtet sie von der erfolgreichen Geschichte des Unternehmens ...

... den aktuellen ­Entwicklungen und künftigen Vorhaben.

Spitzer Engineering wurde 1977 in Deutschland von dem Österreicher Herbert Spitzer gegründet. Damals lag der Fokus auf der Qualitätssicherung der Rohrleitungsplanung von Kernkraftwerken. 1989 übersiedelte das Unternehmen nach Österreich und konzentrierte sich vorerst vornehmlich auf die Rohrleitungsplanung für Kraftwerke und Stahlwerke. 1994 wurde das Einzelunternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. 2007 folgte die Übersiedelung – nachdem das Unternehmen mittlerweile über die ganze steirische Marktgemeinde Vorau verstreut war – an den heutigen Firmenstandort im Impulszentrum Vorau. 2017 wurde ein erster Außenstandort in Grambach bei Graz eröffnet, 2018 und 2019 folgten die Standorte Wiener Neustadt und Bad Leonfelden.

„Heute sind wir ein universeller Engineeringpartner im Industrieanlagen-, Maschinen- und Stahlbau und beschäftigen knapp 90 hoch qualifizierte Mitarbeiter“, so Simone Spitzer, die Tochter des Firmengründers, die im Frühjahr 2020 in die Geschäftsführung gewechselt ist. Zuvor war sie bereits mehrere Jahre im F&E-Bereich von Spitzer Engineering tätig und hat ihr Doktorat der Verfahrenstechnik abgeschlossen. Im Gespräch mit NEW BUSINESS erzählt sie unter anderem vom anstehenden Generationenwechsel, Meilensteinen in der Firmengeschichte und den Trümpfen, die man als Familienunternehmen ausspielen kann.

Frau Spitzer, wie hat sich Spitzer ­Engineering in den zurückliegenden Jahrzehnten weiterentwickelt?
Begonnen hat das Unternehmen mit der Planung und Qualitätssicherung im Kraftwerks­bereich in Deutschland. Über die Zeit wurde das Portfolio immer mehr erweitert und deckt heute das große Segment der Industrieanlagen­planung ab – von Stahlwerken über die Papier- und Zellstoffindustrie bis hin zu Pharma- und Biotechnologieanlagen. Ein weiterer wichtiger Teil ist der Maschinenbau, speziell Sondermaschinenbau. Daneben gibt es auch Expertise in den Bereichen Stahlbau und in der Gebäudetechnik. Seit 2020 bieten wir nun auch die gesamte Projektabwicklung vom Konzept bis hin zur schlüsselfertigen Anlage als General­unternehmen an. Ebenfalls seit 2020 sind wir an der ceton GmbH beteiligt und verfügen damit auch über Expertise im Automatisierungs­bereich.

Um auch weiterhin am Puls der Zeit zu bleiben, wurden bereits früh F&E-Projekte in Angriff genommen – und das sowohl direkt in der Spitzer Engineering als auch in der Schwesterfirma SPIN Tec GmbH, welche 2010 gegründet wurde. Aktuell beschäftigen wir uns mit diversen Themenfeldern in den Bereichen der Umwelt- und Energietechnik, beispielsweise der Spurenstoffentfernung aus Abwässern. Hierfür meldeten mein Vater und ich 2020 ein Patent an.

Ein weiteres Highlight ist die Entwicklungspartnerschaft mit der Hornbach Forst GmbH in Deutschland, die seit diesem Sommer besteht. 
 
Welche speziellen Dienstleistungen und Lösungen halten Sie parat? 
Unser klassisches Portfolio umfasst im Wesentlichen Vorstudien, Basic und Detail Engineering, Bauaufsicht und die Dokumentation. Bei Bedarf führen wir die CE-Kennzeichnung durch. Auf Kundenwunsch übernehmen wir auch gerne als Generalunternehmen die komplette Projektabwicklung. Im Bereich F&E stehen wir sowohl als Projektmanager als auch als Projektpartner mit Fokus auf verfahrenstechnische Fragestellungen, Basic und Detail Engineering zur Verfügung. Ein Highlight in unserem Portfolio ist unser 3D-Laserscan, mit dem wir Bestandsanlagen rasch und zuverlässig in die Konstruktion neuer Anlagenbereiche integrieren können. 
 
Welche sind Ihre wichtigsten Branchen und Kunden?
Unsere wichtigsten Branchen im Industrieanlagenbau sind die Stahlindustrie, die Papier- und Zellstoffindustrie, Pharma-/Biotech-Anlagen sowie Wasseraufbereitungsanlagen. Zusätzlich zum Industrieanlagenbau sind der Maschinenbau/Sondermaschinenbau und der Stahlbau wesentliche Bereiche. Zu unseren wichtigsten Kunden zählen Größen wie voestalpine, ­BÖHLER Edelstahl, ZETA, Bilfinger, ­Primetals, Andritz, Molin, Kirchdorfer Gruppe, Voith, Ovivo und Lenzing.
 
Wie würden Sie Ihre Dienstleistungen in einem Satz formulieren?
Unsere Leistungspalette reicht von Studien bis zum Detail-Engineering und von der Planung bis zur Fertigungsüberwachung und Inbetriebnahme.

Wie relevant sind in diesem Zusammenhang die Schlagwörter QUALITÄT, ­SERVICE, UMWELT, INNOVATION, INDIVIDUALITÄT und EFFIZIENZ für Sie?
Die Qualität von Spitzer Engineering beruht auf der Kompetenz und Motivation unserer Mitarbeiter. Qualität bedeutet für uns auf den Kunden individuell angepasste, technisch und wirtschaftlich effiziente Lösungen mit einem gesunden Maß an Innovation anzubieten. Dabei ist vor allem die Feinabstimmung mit dem Kunden wesentlich für den Erfolg des Projekts und die Zufriedenheit unserer Kunden. 

Durch welche Merkmale unterscheidet sich Ihrer Meinung nach ein Familienunternehmen von einem „normalen“ Unternehmen? Was sind die Vorteile eines Familienunternehmens?
Generell zeichnet Familienunternehmen oft eine starke Mitarbeiterorientierung aus: Wir haben hier in der Firma trotz unserer mittlerweile 90 Mitarbeiter immer noch ein familiäres Klima mit flachen Hierarchien. Das sorgt für Zusammenhalt und Loyalität unter unseren Mitarbeitern. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind viele Jahre, auch Jahrzehnte bei uns im Betrieb – 2020 und 2021 sind beispielsweise einige unserer Mitarbeiter erster Stunde nach mehreren Jahrzehnten bei uns in Pension gegangen.

Familienunternehmen haben auch eine wesentlich längere Perspektive – wir denken nicht in Quartalen, sondern basieren unsere Entscheidungen auf langfristigen Überlegungen. Dabei orientieren wir uns bei unseren Entscheidungen an wirtschaftlichen Entwicklungen und technischen Innovationen, um auch in Zukunft für sichere Arbeitsplätze zu sorgen.

Ein weiterer Unterschied von kleinen, mittleren Familienunternehmen zu klassischen Konzernen ist unsere Flexibilität. Konzerne sind oft sehr träge und können eingeschlagene Routen nur schwer und langsam verlassen. Familien­unternehmen, speziell im KMU-Bereich, sind dagegen oft gezwungenermaßen flexibel aufgestellt und können sich aber so auch rasch auf neue Bedingungen einstellen bzw. neue Wege einschlagen. 
 
Die Spitzer GMBH steht vor der Übergabe an die nächste Generation. Ab wann wird es so weit sein? Was werden Sie anders machen? Was werden Sie beibehalten?
Wir sind aktuell mitten im Übergabeprozess, der 2022/23 abgeschlossen werden soll – seit Frühjahr 2020 bin ich in der Geschäftsführung tätig. Mein Vater wird aber noch längere Zeit als Berater zur Seite stehen. Der von meinem Vater gestartete und seit einigen Jahren gemeinsam beschrittene Weg der kontinuierlichen Weiterentwicklung unter Berücksichtigung wichtiger technischer Innovationen wird auch in Zukunft weiter verfolgt. Denn wir wollen auch in Zukunft ein flexibles, familiär geführtes Familienunternehmen am Puls der Zeit bleiben. 

Wie erwähnt sind wir seit 2020 speziell im Maschinen- und Sondermaschinenbau auch als Generalunternehmen tätig. Dieser Bereich soll in den nächsten Jahren gefestigt und ausgebaut werden. Daneben sollen aber natürlich unsere klassischen Engineeringkompetenzen weiter gestärkt und ausgebaut werden.

Ein wichtiger Teil in unserem Innovationsprozess ist die hauseigene F&E-Abteilung, die auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen soll. Ziel ist eine stärkere Vernetzung unserer Forschungsaktivitäten mit dem klassischen Engineering. Dabei sind auch firmen­interne Aktionen geplant, bei denen sich unsere Mitarbeiter über aktuelle Forschungsprojekte informieren können. Daneben sind auch die Stärkung unserer Kooperationen mit Unis und FHs, beispielsweise der TU Wien, der TU Graz und dem FH Technikum, sowie ­unsere neue Entwicklungskooperation mit der Hornbach Forst GmbH ein wesentlicher Bestandteil unserer Innovationsstrategie.

Um auch in Zukunft nahe an Kunden als auch an potenziellen Mitarbeitern zu sein, denken wir bereits heute über weitere Standorte nach. Dabei denken wir sowohl an zusätzliche Standorte in Österreich als auch im nahen EU-Ausland.
 
Wie lief es in diesem und dem letzten Jahr für das Unternehmen?
2020 war für uns trotz der Pandemie ein erfolgreiches Jahr: Dank einiger Großprojekte konnten wir das Geschäftsjahr 2020/21 positiv abschließen und sogar noch zusätzliche Mitarbeiter aufnehmen. Dieser Wachstumspfad wurde auch heuer beschritten – seit Jahresbeginn haben wir zusätzlich acht Mitarbeiter aufgenommen.
 
Was dürfen sich Ihre Kunden 2022 von Ihnen erwarten? Gibt es Neuerungen, die Sie uns schon verraten können?
Unser umfassendes Know-how in verschiedensten Bereichen des Engineerings erlaubt es uns, auch bereichsübergreifende Projekte abzuwickeln. Dank regelmäßiger Schulungen unser Mitarbeiter bleiben wir auch in Zukunft ein flexibler Partner für unsere Kunden. Für die nächsten Jahre sind einige spannende Entwicklungen geplant, die wir zum jeweiligen Zeitpunkt bekannt geben werden. Ein Highlight ist hier unser neuer 3D-Drucker, mit dem wir Anlagen- und Maschinenkomponenten modellieren und Spezialteile drucken können. (RNF)

INFO-BOX
Über Spitzer Engineering
Spitzer Engineering mit Sitz im steirischen Vorau zählt mit seinen heute rund 90 hoch qualifizierten Mitarbeitern zu den größten Ingenieurbüros in Österreich. Die Produktpalette reicht von Studien bis zum Detail­engineering und von der Planung bis zur Fertigungsüberwachung.
www.spitzer.at