Der Trend geht zu Pkw mit "alternativem Antrieb" © APA - Austria Presse Agentur

In Österreich wurden 2021 noch einmal weniger Autos neu zugelassen als 2020, die Neuzulassungen fielen damit auf den niedrigsten Wert seit 37 Jahren. 239.803 neue Pkw auf heimischen Straßen bedeutet laut Statistik Austria ein Minus von 3,6 Prozent zum Vorjahr und einen Rückgang um 27,2 Prozent zum Vorkrisenjahr 2019. Auch heuer dürfte es nicht spürbar besser werden, erwarten Autoimporteure und Fahrzeughandel. Deutlich ist aber der Trend zu E-Autos und hochmotorisierten SUV.

Entgegen dem rückläufigen allgemeinen Trend sind die Zulassungen von Pkw mit "alternativen Antrieb" um 80 Prozent gestiegen. Davon waren zwei Drittel hybride Antriebe, also Fahrzeuge mit Elektro- und Diesel- bzw. Benzinmotor. Reine Elektrofahrzeuge kamen aber immerhin mit 33.366 Fahrzeugen auf einen Zulassungsanteil von 13,9 Prozent. Dieser Trend ist aber kaum bei Privatpersonen angekommen - 84 Prozent der E-Autos sind von Firmen zugelassen worden, sagte Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, am Montag bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Die Gründe liegen für Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure und Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, auf der Hand: Es fehlt an Lademöglichkeiten und der "Tarifdschungel" an den öffentlichen Ladestationen ist für Privatpersonen nicht zu durchschauen. Das hindere Privatpersonen noch daran, auf ein Elektroauto umzusteigen. "Der private Markt für Elektromobilität will nicht so richtig in die Gänge kommen", so Kerle.

Zweifel an der großen Ökologisierung lässt auch die Fahrzeugauswahl der Österreicherinnen und Österreicher aufkommen: Denn 40 Prozent der Neufahrzeuge sind SUV bzw. Geländewagen, in diesem Segment gab es auch entgegen dem allgemeinen Trend einen Zuwachs um fast ein Fünftel, so Laimer. Das spiegle sich bei den Motorleistungen: In der Hubraumklasse 3.500 bis 4.000 ccm gab es einen Zuwachs um 15 Prozent.

Aus Sicht der Branchenvertreter hat das aber nicht nur mit der Nachfrage der Kunden zu tun. Vielmehr seien die Autofirmen daran interessiert, mit den knappen Chips zuerst E-Autos auszuliefern, um Schadenersatzzahlungen wegen eines zu hohen CO2-Ausstoßes der Flotte zu vermeiden und dann hochpreisige Fahrzeuge mit hoher Gewinnmarge. Bei billigeren Kleinfahrzeugen gebe es hingegen Lieferzeiten bis zu einem Jahr.

Die Knappheit habe dazu geführt, dass vor allem Firmen auf die bisher üblichen üppigen Rabatte beim Fahrzeugkauf verzichten müssen. Private würden das weniger stark spüren, so Edelsbrunner. Da es kaum mehr Rabatte gebe, sei auch nicht mit weiteren Kürzungen - und dadurch entstehenden Preissteigerungen - zu rechnen. Bei den Gebrauchtwagen gebe es Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent. Der Fahrzeughandel bekomme auch zu spüren, dass Kunden heute oft ein Auto doch noch reparieren lassen, statt ein neues zu kaufen oder einen Leasingvertrag verlängern, statt einen neuen zu starten.

Bei Elektrofahrzeugen ist der Gebrauchtwagenmarkt noch sehr klein, 12.000 Fahrzeuge waren zuletzt in dieser Kategorie, aber der größte Teil davon waren Vorführwagen, so Edelsbrunner.

"Wir gehen davon aus, dass auch 2022 ein sehr schwieriges Jahr wird", sagt Kerle. Das Ergebnis dürfte ähnlich schwach ausfallen wie 2021. Denn die Covid-Pandemie sei noch nicht vorbei und auch die Halbleiterengpässe dürften das ganze Jahr dauern. Auch Edelsbrunner erwartet eine Stagnation des Marktes auf dem aktuell niedrigen Niveau und rund 240.000 Neuzulassungen für 2022. Es werde wohl noch Jahre dauern, bis das frühere Niveau wieder erreicht wird. "Dennoch blicken wir positiv in die Zukunft" so Kerle.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) wies in einer Aussendung darauf hin, dass sich der Anteil der E-Autos an allen Neuzulassungen im Vergleich zu 2020 verdoppelt habe. "Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen", schließt die Ministerin daraus. Förderungen für E-Autos hätten daran einen wichtigen Anteil und würden daher auch 2020 fortgeführt. So würden emissionsfreie PKWs für Privatpersonen mit 5.000 Euro gefördert. Der Fachhandel beklagt allerdings die Halbierung der Förderung für E-Firmenautos - das könnte die Bestellungen dämpfen.