Eine der größten Transaktionen der Baustoffbranche der vergangenen Jahre ist unter Dach und Fach. Der Schweizer Zementkonzern Holcim hat die Abspaltung seiner Nordamerika-Sparte Amrize vollzogen. Die Amrize-Aktien nahmen den Handel an der Schweizer Börse am Montag auf. Gegen Mittag notierten die Titel bei 42 Franken (44,6 Euro). Damit kommt der neu geschaffene Konzern auf einen Börsenwert von 23,8 Mrd. Franken.

Holcim, in der die Geschäfte in Europa, Afrika und dem Nahen Osten sowie in Lateinamerika gebündelt sind, ist 30,4 Mrd. Franken wert.

Amrize will von Megatrends am amerikanischen Baumarkt profitieren

"Als unabhängiges, börsennotiertes Unternehmen wird Amrize von Nordamerikas attraktivem Baumarkt profitieren, der von langfristigen Megatrends angetrieben wird - von der Modernisierung der Infrastruktur und der Verlagerung der Produktion in andere Länder bis hin zum Ausbau von Rechenzentren und der Möglichkeit, die Wohnungslücke zu schließen", erklärte Amrize-Chef Jan Jenisch, der zuvor Holcim gelenkt und die Abspaltung vorangetrieben hatte. Dank dem Kursplus über die vergangenen Jahre stieg Jenisch mit einem Gesamtgehalt von 48 Mio. Franken zum bestbezahlten Manager unter den größten Börsenfirmen der Schweiz auf, wie Berechnungen des Stimmrechtsberaters Ethos zeigen.

Bei der Ankündigung der Transaktion im Jänner 2024 hatte Jenisch für Amrize eine Börsenbewertung in der Größenordnung von gut 30 Mrd. Dollar (26 Mrd. Euro) in Aussicht gestellt. Unter Berücksichtigung der Währungsentwicklung wurde diese Vorgabe nun erreicht.

Amrize setzt auf Wachstum, Holcim auf Nachhaltigkeit

Amrize ist Vontobel-Analyst Mark Diethelm zufolge der größte Zementlieferant und auch der größte Anbieter von Gebäudehüllen wie Dächern und Außenwänden. 2024 setzte die Gesellschaft 11,7 Mrd. Dollar um. Amrize ist etwas profitabler und hat etwas bessere Wachstumsaussichten als Holcim, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 16,3 Mrd. Franken erwirtschaftete. Holcim will mit ihrer Positionierung im Bereich Nachhaltigkeit Wachstum in Europa, Australien und Nordafrika generieren. Auch in Lateinamerika will der Konzern das Wachstum beschleunigen, um von den dortigen Industrialisierungstrends zu profitieren. Dazu sollen Zukäufe kommen. Für Amrize ist Nachhaltigkeit weniger bedeutend.

Holcim-Aktie profitierte, Amrize-Titel ließen nach

Während die Holcim-Aktien am Montag gegenüber dem Referenzpreis anzogen, mussten die Amrize-Titel Federn lassen. Einige der Holcim-Investoren dürften ihre Amrize-Aktien sofort verkauft haben, erklärte ZKB-Analyst Martin Hüsler. "Viele Schweizer Investoren sind eher an der Dekarbonisierung von Holcim interessiert. Für das US-Geschäft ist es eine andere Geschichte, bei der es mehr um Wachstum geht, und das könnte mehr amerikanische Investoren anziehen." An der New Yorker Börse startet der Amrize-Handel am Nachmittag.

Mit dem US-Listing folgt Holcim einem Branchentrend. So wechselte der Baustoffkonzern CRH von der Börse in Dublin an die New Yorker Börse. In vielen Branchen kommen in USA gelistete Firmen auf höhere Bewertungen als in Europa. Sowohl Holcim als auch Amrize sind Teil des Schweizer Standardwerte-Index SMI.

(APA)