Die größte ESA-Konferenz läuft aktuell in Wien © APA - Austria Presse Agentur
Der aus Tirol stammende Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Josef Aschbacher, sieht für Österreichs Beitrag zur Raumfahrt noch deutlich "Luft nach oben". Im Herbst stehen die Weichenstellungen für das kommende Dreijahresbudget der ESA an. Rund 320 Mio. Euro aus Österreich stehen im Raum - Aschbacher sieht eher 480 Mio. Euro als passend an. Das entspräche auch der gestiegenen Bedeutung des Bereichs angesichts aktueller geopolitischer Entwicklungen.
Über 6.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund 120 Ländern nehmen am "Living Planet Symposium" (LPS25) vom 23. bis 27. Juni im Austria Center Vienna teil. Es handle sich um die "größte Konferenz der ESA, die alle drei Jahre stattfindet", erklärte der ESA-Chef. Heuer - 50 Jahre nach der Gründung der ESA - ist Wien zum ersten Mal der Austragungsort des laut Veranstaltern größten Treffens zum Thema "Erdbeobachtung".
Aschbacher: "Braucht starkes Österreich"
Klimakrise, Artenverlust und Co seien eine "existenzielle Bedrohung" für unsere Gesellschaft, erklärte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Videobotschaft. Weltraumtechnologie sei unumgänglich, um mit den Herausforderungen umzugehen. Österreich sei stark auf Satellitendaten angewiesen, um zum Beispiel Naturgefahren in den Alpen abzuschätzen, so Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) anlässlich der Eröffnung der Konferenz. In einer "Ära beispielloser Veränderungen" habe Europa etwa das "Copernicus"-Programm entwickelt, das die Wissenschaft, die Politik und Unternehmen mit Informationen über die Welt ausstattet. Diese Erdbeobachtungsdaten seien zu einem wichtigen Innovationsmotor geworden.
Das ESA-Budget beträgt momentan rund 7,7 Mrd. Euro pro Jahr. Im Rahmen des Ministerrats im Herbst wird u.a. der neue Finanzrahmen verhandelt. Er brauche hier "ein starkes Österreich", betonte Aschbacher. Europas öffentliche Hand komme insgesamt nur für rund zehn Prozent der weltweiten Raumfahrtausgaben auf, die USA hingegen für rund 60 Prozent: "Das macht mich traurig. Europa muss nachziehen."
Viel Potenzial für "unterfinanziertes" Österreich
Damit meint der Tiroler auch Österreich. Damit das Land seinen Anteil am "Weltraum-Boom" auch abrufen kann, müsse man sich auch entsprechend an den ESA-Programmen beteiligen. Beim am Anteil des Bruttoinlandsproduktes (BIP) der ESA-Staaten gemessenen Budget für die Pflichtprogramme erfüllt Österreich seine Quote von 2,12 Prozent. Rund 80 Prozent des Budgets der Agentur machen aber die "Optionalen Programme" aus. Der Austro-Anteil liege hier aber nur bei 1,15 Prozent. Das etwas "unterfinanzierte" Österreich "hat sehr viel Potenzial", die dafür notwendigen Mittel müsse man nun auch in die Hand nehmen, sagte Aschbacher beim LPS25 vor Journalisten anlässlich des einjährigen Bestehens des von der ESA zusammen mit dem Land Niederösterreich und dem Bund gegründeten "ESA Phi-Lab Austria" in Schwechat (NÖ).
Das Projekt zeige, wie man regional im Bereich der Weltraumtechnik etwas voranbringen kann, konstatierte Aschbacher. In Zukunft werde sich die ESA auch deutlich mehr mit Sicherheitsfragen auseinandersetzen. So arbeite man aktuell an einem neuen Fernerkundungsprogramm, das auch unabhängig von Partnern, wie etwa den sich aus vielen Projekten zurückziehenden USA, betrieben werden kann.
Europa arbeitet auch an Emanzipation von USA
Das sei "eine Wende", von der man auch wirtschaftlich profitieren könne. Raumfahrt und Weltraumtechnologie seien aktuell "leicht zu verkaufen", so der ESA-Chef. Europa müsse aber aus exzellenter Technologie mehr Innovationen machen.
Im Rahmen des Phi-Labs habe man bisher rund 2,5 Mio. Euro in Weltraumtechnik-Firmen investiert, weitere 1,5 Mio. Euro folgen im Rahmen der nächsten Ausschreibung. Dieses Geld komme vervielfacht zurück, zeigte sich Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) überzeugt. Daher sollte der Bund sich stärker in Europas Raumfahrt einbringen. Auch in Zeiten der Budgetkonsolidierung werde sich Niederösterreich dafür einsetzen, in diesen "Zukunftsbereich" zu investieren, sagte Mikl-Leitner.
(S E R V I C E - Konferenz-Website der ESA: https://lps25.esa.int; ESA-Phi-Lab Austria: https://esaphilab.at/; Österreichische Weltraumaktivitäten: https://www.ffg.at/Weltraum und www.austria-in-space.at)