Faul, arbeitsscheu und ständig am Handy – so wird die GenZ gerne gezeigt. Aber stimmt das Bild? © Adobe Stock/MoriMori
Sie sind gut ausgebildet, digital versiert – und stellen die Arbeitswelt leise, aber nachhaltig auf den Kopf:
Die GenZ sucht nicht nach dem nächsten Karrieresprung, sondern nach Sinn, Sicherheit und Selbstbestimmung.
Work-Life-Balance? Nein, danke – ich will Life-Life-Balance.“ Wenn Mia, 23, über ihren Traumjob spricht, meint sie nicht die Ecke im Großraumbüro oder das Kantinenmenü. Sie meint Sinn, Flexibilität – und Zeit. Zeit für das Leben, für Selbstverwirklichung, für mentale Gesundheit. Und sie ist damit nicht allein. Die Generation Z – geboren zwischen Mitte der 1990er- und den frühen 2010er-Jahren – ist dabei, die Arbeitswelt leise, aber bestimmt umzukrempeln. Sie stellt Fragen, wo andere geschwiegen haben. Sie fordert Sinn, wo früher Status zählte. Und sie will mitgestalten – nicht nur ausführen.
Was viele Unternehmen vor Herausforderungen stellt, ist für die GenZ eine Selbstverständlichkeit: Transparenz, Feedback auf Augenhöhe und das Gefühl, dass Arbeit mehr sein muss als ein Mittel zum Zweck. Während der Arbeitskräftemangel vielerorts spürbar wird, sitzt eine Generation am Verhandlungstisch, die sich ihrer Position durchaus bewusst ist – und neue Maßstäbe setzt. Doch was will die GenZ wirklich? Welche Werte treiben sie an? Und wie können Unternehmen lernen, damit produktiv und zukunftsorientiert umzugehen?
Von Boomer bis GenZ
Wer heute über Generation Z spricht, sollte den Blick auch auf das große Ganze richten: Jede Generation bringt ihre eigenen Werte, Erfahrungen und Prägungen mit – vom aufstiegsorientierten Babyboomer über die von Krisen geprägte Generation X bis hin zu den technikaffinen Millennials. Die Boomer (geboren 1946–1964) zeichneten sich vor allem in der Nachkriegszeit durch Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus und sie wurden mit dem „Wirtschaftswunder“ belohnt. Dass dafür harte Arbeit und Identifikation mit dem Arbeitgeber verknüpft war, brachte erstmals den Begriff „Workaholic“ hervor.
Die Generation X (geboren 1965–1979) machte sich bereits auf die Suche nach mehr Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, von Wirtschaftskrisen und der Abwertung der Arbeit durch Niedriglohnjobs aufgewachsen, gilt diese Generation als pessimistisch und ambivalent. Die Gen Y (geboren 1980–1995), auch als Millennials bekannt, war die erste, für die Digitalisierung nicht nur beruflich, sondern auch privat zur Selbstverständlichkeit wurde.
Und nun tritt mit der Generation Z (geboren 1996–2010) eine Gruppe ins Berufsleben, die klare Grenzen zwischen Job und Privatleben zieht, ihre Ansprüche selbstbewusst formuliert und den „9-to-5“-Job neu interpretiert. Dieser Zugang ist es, der dieser Generation häufig die Beschreibung „faul und arbeitsscheu“ verleiht. Aber stimmt das auch? Eine Menge an Studien hat sich auch in den vergangen Monaten den Wünschen, Ängsten und Zukunftsträumen dieser Generation, die heute zwischen 16 und 25 Jahren alt ist, beschäftigt.
80 Prozent wollen Vollzeit arbeiten
Einen ganz genauen Blick auf das, was die „Jugend von heute“ um- und antreibt, hat zum fünften Mal das Hitradio Ö3 mit seiner Jugendstudie geworfen. Rund 28.000 Teilnehmer:innen der GenZ aus Österreich haben dazu im März aufschlussreiche Einblicke in ihr Leben und ihre Welt gegeben. Dabei setzte sich ein bereits bei den Ö3-Jugendstudien der vergangenen Jahre deutlich absehbarer Trend fort und intensivierte sich: Die 16- bis 25-Jährigen bauen ihre eigene Welt – und zwar ganz individuell. Immer deutlicher wird aber auch der Befund, dass sie sich missverstanden, nicht ernst genommen und nicht gehört fühlen. Nach Jahren der multiplen Krisenerfahrungen, der Unsicherheiten, der mangelnden Planbarkeit von Bildungs- und Arbeitskarrieren, des Alltags und generell des Lebens denkt und handelt die GenZ verstärkt pragmatisch und vor allem bedürfnisorientiert.
Sicherheit und Klarheit fürs eigene Leben stehen weit vorne. In der Ö3-Jugendstudie 2025 zeigt sich erneut, dass da eine durchaus selbstbewusste Generation einfach ihren eigenen Weg geht, abseits von vielen Erwartungshaltungen. Auch wenn manche Gedanken und Handlungen auf den ersten Blick durchaus widersprüchlich ausfallen: Das zentrale Klischee der „faulen, ängstlichen, verweichlichten Generation“ wird klar widerlegt. Die GenZ nimmt bei vielen Themen Positionen ein, die der ganzen Gesellschaft zu denken geben müssten, hinterfragt durchaus vermeintlich fixe gesellschaftliche Normen – etwa unbedingte Leistungsbereitschaft in der Arbeitswelt zu Lasten anderer Lebensbereiche oder die Tabuisierung psychischer Probleme. Auch wenn in der öffentlichen Diskussion nach wie vor der negative und klischeebehaftete Blick auf die GenZ dominiert:
Tatsächlich sind viele der 16- bis 25-Jährigen gut ausgebildet und digital native, kritisch und optimistisch, achtsam und gleichzeitig pragmatisch, traditionell und dennoch weltoffen – gute Voraussetzungen, große Probleme unserer Zeit nicht nur zu benennen, sondern mit neuem Denken und Herangehensweisen auch zu lösen. Und was denkt die GenZ über Arbeit? 80 Prozent wollen Vollzeit arbeiten und für zwei Drittel ist klar, dass sie sich bei der Arbeitssuche um die jeweilige Firma bemühen müssen und nicht umgekehrt. Ganz oben auf der Liste stehen ein sicherer Arbeitsplatz, eine sinnvolle Tätigkeit, arbeiten auf Augenhöhe und arbeiten im Team – für jeweils rund 75 Prozent ist dies sehr wichtig. Mit 59 Prozent bereits etwas abgeschlagen folgt Work-Life-Balance, für 29 Prozent ist Homeoffice unerlässlich und für 25 Prozent die Vier-Tage-Woche. Das viel zitierte Klischee, die GenZ sei arbeitsscheu, wird damit nicht bestätigt.
Generation Z wie PotenZial
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die ManpowerGroup-Studie 2025 „Generation ‚Potenzial‘? Warum die Zukunft der Generation Z in den Händen der Arbeitgeber liegt“. Sieben von zehn Arbeitnehmer:innen der GenZ geben an, dass Jobsicherheit ein sehr wichtiger Faktor bei der Auswahl ihres Arbeitsplatzes ist. Angesichts der technologischen Entwicklungen, insbesondere in den Bereichen künstliche Intelligenz und Automatisierung, lässt sich heute schwer vorhersagen, welche Berufe in Zukunft noch diese Sicherheit geben können. 59 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie sich aufgrund von generativer KI nach Berufen umsehen sollten, die weniger anfällig für Automatisierung sind, wie zum Beispiel handwerkliche Berufe oder manuelle Tätigkeiten. Mit dieser Unsicherheit muss die Generation umgehen. Sie bringt aber eine besondere Skill mit: Ihre besonders hohe Anpassungsfähigkeit.
„Wir gehen davon aus, dass diese Generation über ein breites Spektrum an übertragbaren Fähigkeiten – sogenannte transferable Skills – verfügen wird, die es ihnen ermöglichen, zwischen Branchen und Rollen zu wechseln, während sich ihre Jobs weiterentwickeln. Wenn Unternehmen diese Kompetenzen fördern und weiterentwickeln, können sie enorm profitieren“, sagt Britta Raddant, Director Permanent Placement bei Manpower Deutschland.
Neue Erwartungen
46 Prozent der von Manpower Befragten denken über eine Kündigung innerhalb der nächsten sechs Monate nach. Sind sie wankelmütig? Für 86 Prozent der GenZ ist eine sinnstiftende Aufgabe entscheidend für ihre Arbeitszufriedenheit und ihr Wohlbefinden. Finden sie das bei einem Unternehmen nicht, haben sie – anders als die Generationen vor ihnen – keine Hemmungen, zu ihrem Lieblingsjob zu wechseln. „Die Generation Z bringt neue Erwartungen an die Arbeitswelt mit – sie sucht Sicherheit, aber auch Sinnhaftigkeit und Flexibilität. Unternehmen, die auf diese Bedürfnisse eingehen, können Entwicklungsmöglichkeiten für junge Talente schaffen, die Sicherheit vermitteln, ohne starre Strukturen vorzugeben“, sagt Raddant.
Diese veränderten Karriereerwartungen stellen Unternehmen – vor allem mit Verantwortlichen der vorangegangenen Generationen – vor Herausforderungen, denken sie doch vielfach komplett anders. Andererseits bietet das aber auch Chancen. Mit dem Wissen, dass junge Talente die starren Karrierewege der Vergangenheit verlassen, müssen Arbeitgeber ihre Recruiting- und Bindungsstrategien anpassen. Und das wird auch nötig sein, denn die GenZ wird im Jahr 2030 rund ein Drittel der weltweiten Belegschaft ausmachen.
Wer die Potenziale dieser Generation erkennt und ihnen echte Entwicklungsmöglichkeiten bietet, kann langfristig eine zukunftsfähige Belegschaft aufbauen. Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist eine anpassungsfähige Generation von Vorteil. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen auf Mitarbeitende angewiesen, die sich schnell auf neue Anforderungen einstellen können. Die GenZ setzt genau darauf, indem sie übertragbare Fähigkeiten ausbaut und sich bewusst in verschiedene Richtungen entwickelt. Studien belegen, dass Skill-based Hiring, also das Einstellen auf Basis von Kompetenzen statt fester Jobprofile, immer relevanter wird. Arbeitgeber, die gezielt in Weiterbildung, Mentoring und interdisziplinäre Karrieremodelle investieren, werden in der Lage sein, diese Potenziale zu nutzen.
Der Manpower-Report zeigt deutlich: Unternehmen müssen eine Kultur schaffen, die Sicherheit bietet, ohne Flexibilität einzuschränken. Nur so können junge Talente langfristig an das Unternehmen gebunden werden. Klare Entwicklungspfade, frühe Projektverantwortung und individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten sind dabei entscheidend. Eine wertschätzende Unternehmenskultur, die auf Vertrauen und Transparenz setzt, wird der Schlüssel sein, um die GenZ nicht nur als kurzfristige Mitarbeitende, sondern als zukünftige Führungskräfte zu gewinnen.
Aber an die Spitze will die GenZ laut der „Deloitte Gen Z & Millennial Survey“ gar nicht. „Erfolg bedeutet für GenZs und Millennials nicht unbedingt das Hinaufklettern der Karriereleiter im klassischen Sinne. Viel mehr streben sie nach finanzieller Sicherheit, Sinn und Wohlbefinden“, erklärt Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Es liegt auch an den Unternehmen, den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diese Säulen eines glücklichen Berufslebens zu bieten.“
So kann es gelingen
Anfang des Jahres hat das Institut Great Place To Work zum zweiten Mal die Top 10 der besten Arbeitgeber für junge Talente veröffentlicht. Diese Liste hebt Unternehmen hervor, die ihre jungen Mitarbeiter:innen unter 25 Jahren in den Fokus rücken und sich damit optimal für eine performante Zukunft der Arbeit aufstellen. „Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitenden vermitteln, dass ihre Arbeit mehr ist als nur ein Job, steigert das nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die Bindung an das Unternehmen. Das ist ein entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg“, betont Jörg Spreitzer, Managing Partner von Great Place To Work Österreich.
Eine der zehn Zertifizierungen „Best Workplaces for Young Talents“ ging an die Donau Versicherung. Dort waren rund 160 Mitarbeiter:innen der Altersgruppe der unter 25-Jährigen zur Befragung eingeladen. Und die gaben ihrem Arbeitgeber durchwegs Bestnoten. Ganze 94 Prozent sind stolz darauf, Teil des Unternehmens zu sein, und ebenso viele kommen gerne zur Arbeit.
90 Prozent erleben, dass man sich im Unternehmen umeinander kümmert, und 85 Prozent sind überzeugt, dass jede:r die Möglichkeit hat, Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Dass gute Arbeit und besonderer Einsatz von Führungskräften anerkannt werden, bestätigen 90 Prozent der Young Talents. 94 Prozent der unter 25-Jährigen würden die Donau als sehr guten Arbeitgeber im Freundes- und Familienkreis weiterempfehlen. Und auch neue Kolleg:innen fühlen sich willkommen – das sagen ebenfalls 94 Prozent der Befragten.
„Die Donau bietet der Generation Z nicht nur Stabilität und Sicherheit, sondern auch Begeisterung und Freude im Arbeitsalltag. Unsere jungen Kolleg:innen schätzen es besonders, bei uns authentisch zu sein und ihre individuellen Stärken einzubringen. Diese gelebte Kultur der Wertschätzung und Menschlichkeit ist die Basis dafür, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und als Team zu wachsen“, so Judit Havasi, Generaldirektorin der Donau Versicherung, und Mia Deubner, Leiterin Recruiting & Personalentwicklung ergänzt:
„Wir sind stolz auf diese Auszeichnung und sehen sie zugleich als Auftrag, unsere Teams stetig zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Das bedeutet für uns: Wir setzen auf die Entwicklung zeitgemäßer Führungsprinzipien, analysieren gezielt die Befragungsergebnisse in den Teams, entwickeln unsere Mitarbeitervorteile und Benefits weiter und legen besonderen Fokus auf Gleichbehandlung und Vielfalt. Mit diesen Maßnahmen schaffen wir ein Umfeld, das sowohl junge Talente als auch erfahrene Mitarbeiter:innen motiviert und inspiriert.“
Wie geht es weiter?
Bevor noch alle Fragen rund um die GenZ geklärt sind, hat auch schon die nächste Generation einen Namen erhalten: Generation Alpha. Die ersten von ihnen – geboren im Jahr 2011 – machen sich demnächst erste Gedanken über ihre Wunschberuf, die letzten dieser Generation werden heuer erst noch geboren. Was sie sich von ihrer Arbeitswelt erwarten, bleibt abzuwarten. (BS)