Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB Österreich im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 6, JULI/AUGUST 2021
Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB Österreich © Martin Kohlmaier

Der Sonne entgegen: Seit dreißig Jahren ist Martin Kohlmaier Teil der ABB-Crew, seit Mai steht er als „Skipper“ in Österreich selbst am Ruder.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die österreichisch-deutsche TV-Serie aus den 1980er-Jahren, bei der wir uns den Titel geliehen haben? Mit den vier Aussteigern der kultigen Fernsehproduktion hat Martin Kohlmaier, seit 1. Mai 2021 Vorstandsvorsitzender von ABB in Österreich, allerdings nicht viel gemeinsam. Außer vielleicht die Liebe zur See und die Freude am Wind in den Segeln. Aber ein „Tohuwabohu“ (so der Taufname des Schiffes, um das sich die Handlung rankt) brauchen Sie nicht zu befürchten, ganz im Gegenteil.
Von Kindheit an interessierte sich Kohlmaier sehr für technische Lösungen, Produkte und deren Weiterentwicklung. So verwundert es auch nicht, dass er seine 1984 begonnene Ausbildung an der HTL Mödling mit der Matura als Ingenieur abgeschlossen hat. Direkt im Anschluss begann er seine Karriere bei ABB Österreich als Projektmanager und war dort für die Implementierung von Industrieroboter-Projekten zuständig. Anfang der 2000er-Jahre folgte das berufsbegleitende Studium „Technisches Projekt- und Prozessmanagement“ am FH Campus Wien, welches er als „Dipl.-Ing. (FH)“ abschloss.
Weitere Schritte auf der Karriereleiter ließen nicht lange auf sich warten: 2002 bekam Kohlmaier die Möglichkeit, als stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs Robotics und in weiterer Folge ab 2009 als Leiter von Robots & Application mehr Verantwortung zu übernehmen. 2017 wechselte er in den Geschäftsbereich Motion, wo der gebürtige Mödlinger die Geschäftsleitung für das Team der elektrischen Antriebstechnik – Motoren, Antriebe und Frequenz­umrichter – übernommen hat. Für ihn war das einer der größten ­Wendepunkte seiner Laufbahn. Nach 25 Jahren im Robotics-Bereich hieß es, sich thematisch neu zu orientieren. „Damit war der Start für einen weiteren Erfahrungszuwachs gegeben. Ich lernte ein neues erfahrenes Team in einem erfolgreichen Geschäftszweig mit interessanten Produkten und Systemen kennen“, so Kohlmaier.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Im Mai 2020 zog der glücklich verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder in den Vorstand von ABB Österreich ein, „wo ich ein Jahr lang Herrn Ing. Franz Chalupecky unterstützen durfte“, und genau ein Jahr später übernahm er den Vorstandsvorsitz. Seinen Vorgänger zählt Kohlmaier zu seinen wichtigsten Wegbegleitern: „Franz Chalupecky war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Mentor für mich und ich konnte dadurch und speziell im letzten Jahr als Vorstandsmitglied viel an zusätzlicher Erfahrung sammeln.“
Diese Erfahrung kommt ihm jetzt zugute, ist seine neue Position doch durchaus herausfordernd und stellt auch neue Anforderungen an ihn. „War ich es in der Vergangenheit gewohnt, den Fokus im Wesentlichen auf meinen operativen Verantwortungsbereich zu legen, hat nun der Blick auf das große Ganze, auf alle Geschäftsbereiche, Produkte und Lösungen, die ABB in Österreich den Kunden anbietet, einen wichtigen Stellenwert“, erlaubt Martin Kohlmaier einen Einblick in sein verändertes Tätigkeitsfeld und ergänzt: „Neben meiner Vorstandstätigkeit werde ich weiterhin die operative Verantwortung für den Bereich Motion innehaben. Hier gilt es, eine ausgewogene Balance zwischen meinen beiden Zuständigkeiten zu finden.“
Seine Begeisterung für Technik hat sich der Chef von ABB Österreich bewahrt: „Die technischen Weiterentwicklungen in den ganzen Jahren, die fortschreitende Digitalisierung und die innovativen Produkte, welche von ABB am Markt gelauncht werden, machen die Arbeit so interessant.“ Vor lauter Maschinenteilen, Bits und Bytes behält er aber auch das Wesentliche im Blick. Das Zusammenarbeiten mit Menschen, das gemeinsame Miteinander bei der Umsetzung von Visionen und Zielen und die Gestaltung einer gemeinsamen erfolgreichen Zukunft zählen für ihn zu den faszinierendsten Aspekten seiner Tätigkeit. Er lernt gerne neue Menschen kennen, hat Spaß am Pflegen und Ausbauen seines Netzwerks und erfreut sich an der ­Vielseitigkeit und Abwechslung in seinem Beruf.
Dazu passt auch sein offenes Ohr – und die immer offene Bürotür – für die Mitarbeiter, die auf seine klare Führung und das Vertrauen, welches er in sie setzt, bauen können. Das, worauf er in seinem Berufsleben bauen konnte, gibt er auch gerne weiter: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können von mir erwarten, gefordert und gefördert zu werden und dass sowohl ich als auch das Führungsteam der ABB als Mentoren fungieren. Ich versuche, ein Umfeld zu schaffen, das unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert und zu Höchstleistungen bringt, welche mit klaren Zielsetzungen und Zielorientierung auch machbar sind. Vor allem ist mir auch die Eigeninitiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr wichtig sowie auch die Förderung von Krea­tivität und innovativen Ideen.“
Der begeisterte Segler, der sich – als Ausgleich zum anspruchsvollen Arbeitsalltag – auf dem Wasser gerne auch einmal treiben lässt, wohin ihn der Wind weht, hält am Ruder der ABB sicher den Kurs. Wie der aussieht? „Es ist mein Anspruch, die Kontinuität im Unternehmen sicherzustellen. Das schließt die Nähe zum Kunden ebenso wie ein Qualitätsversprechen ein. Zugleich ist das Binden von Mitarbeitern ein wichtiger Punkt. Wir stecken inmitten eines Generationenwechsels. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es hier wichtig, rechtzeitig Vorsorge zu treffen. Genauso wie jetzt möchte ich auch in Zukunft auf erfolgreiche und spannende Jahre bei einem innovativen Unternehmen wie ABB mit starken Führungskräften und hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurückblicken und ich freue mich auf eine weitere interessante Zeit bei ABB.“ Wir wünschen Herrn Kohlmaier auf jeden Fall allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. (RNF)


12 Fragen an Martin Kohlmaier

Was wollten Sie als Kind werden?
Als Kind wollte ich Pilot werden. 
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Meine liebe Familie; Gesundheit, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Mit Kummer ohne Sorgen: Als Corona kommt, geht die Crew. Alle Grenzen sind dicht. Die Odyssee beginnt“ von Jens Brambusch und Sebastian Kummer.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Paul David Hewson alias Bono Vox von U2. Seine tiefgründigen und durchaus gesellschaftskritischen Songs begleiten mich seit den frühen 80er-Jahren. 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Life Long Learning“, denn jeder Tag bringt neue ­Erfahrungen.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit Jürgen Klopp, denn da könnte ich einen Tag mit den Spielern meines Lieblingsvereins FC Liverpool verbringen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die Absolvierung meines berufsbegleitenden FH-­Studiums neben meinem Familienleben und meinem Vollzeitjob.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Bei Sturm mit Windspitzen bis zu 55 Knoten über die Kvarner-Bucht zu segeln.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Das ist für mich schwierig zu beantworten, denn ich lache sehr gerne und sehr oft. Herzhaft lachen kann ich in Kabaretts von Künstlern wie Klaus Eckel, Thomas Stipsits oder Alex Kristan.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Fallschirmspringen.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Möglichkeiten, neue Erfahrungen zu sammeln.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ich wäre ein Elefant. Elefanten sind ein Symbol für Weisheit, Kraft und Klugheit. Sie sind soziale Tiere und gelten als Überwinder von Hindernissen. 


ZUR PERSON
Robotikexperte mit Wind in den Segeln
Dipl.-Ing. (FH) Martin Kohlmaier wurde 1970 in Mödling geboren und schloss ebendort die HTL in der Fachrichtung Elektrotechnik ab. Später absolvierte er ein Diplomstudium in technischem Prozess- und Projektmanagement an der FH ­Campus Wien. Kohlmaier hatte in den vergangenen Jahren verschiedene Managementpositionen in den ABB-Geschäftsbereichen Robotik und Antriebstechnik inne und zeichnete zuletzt, auch zusätzlich zum Einzug in den Vorstand im Mai 2020, als lokaler Business Area Manager für den Geschäftsbereich ­Antriebstechnik verantwortlich. Diese Position behält er auch als nunmehriger Vorstandsvorsitzender von ABB Österreich bei. Privat engagiert sich Martin Kohlmaier unter anderem als Funktionär und Ausbildner im Segelsport.