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Who’s next?

NEW BUSINESS - NR. 4, MAI 2017
Die geordnete Übergabe eines Unternehmens an einen Nachfolger zählt zu den wichtigen Säulen einer Gesamtwirtschaft. © Fotolia/lassedesignen

Die Unternehmensnachfolge unterliegt vielfältigen Einflüssen: Worauf man bei der Planung achten sollte und warum der Nachwuchs Gefahr läuft, den elterlichen Fußstapfen zu entwachsen.

Auch die längste Laufbahn eines Unternehmers neigt sich einmal dem Ende zu. Nachfolgeplanung ist und bleibt aber ein recht unbeliebtes und oftmals vernachlässigtes Thema in der heimischen Wirtschaft. Wer hat während des Daily Business schon Zeit und Muße, um sich über das Ausscheiden als Eigentümer oder den altersbedingten Rückzug aus dem Erwerbsleben Gedanken zu machen, vor allem, wenn dieser noch in unerreichbar anmutender Ferne liegt? Trotz alledem sollte man sich diese Zeit nehmen, denn eine geglückte Betriebsnachfolge ist ein Meilenstein jeder erfolgreichen Firmengeschichte: Sie sichert den Fortbestand des Unternehmens, die Zukunft seiner Mitarbeiter sowie die Wahrung mühevoll aufgebauter Geschäftsbeziehungen und Werte.

Ausgangsbasis der Nachfolgeplanung
Die Kriterien für die richtige Wahl eines Unternehmensnachfolgers sind so vielfältig wie die Wirtschaft selbst und basieren großteils auf den individuellen Vorstellungen des Übergebers, dem Zweck des Unternehmens sowie seiner Rechtsform. Diese definiert nämlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen, in welchen ein Unternehmen agiert und wirtschaftet, und hat insbesondere Auswirkungen auf die Haftung, die Möglichkeiten einer Kapitalaufnahme sowie dessen steuerliche Situation. Grundsätzlich gibt es mit dem Einzelunternehmen, den Personengesellschaften und den Kapitalgesellschaften drei Arten von Rechtsformen, die sich vorrangig durch die zuvor genannten Kriterien unterscheiden. Im Falle eines Einzelunternehmens liegt beispielsweise ein erheblich größeres Haftungsrisiko vor als bei Kapitalgesellschaften, wobei auch dieses nicht unterschätzt werden sollte, da umfangreiche Haftungen der vertretungsbefugten Organe nach diversen öffentlich-rechtlichen Vorschriften bestehen. Damit unterliegt auch die Kapitalaufnahme je nach Rechtsform unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Es ist also durchaus sinnvoll, im Rahmen einer Nachfolge die Rechtsform eines Unternehmens rechtzeitig zu überprüfen, um sie bei Bedarf an die Anforderungen der Nachfolgesituation anzupassen.

Verkauf vs. Erbschaft
Die Übergabe an einen Nachfolger aus der eigenen Familie ist oftmals und aus verschiedensten Gründen nicht möglich. Laut Rudolf Fantl, seines Zeichens Experte im Bereich Mergers & Aquisitions (M&A) und Geschäftsführer der Fantl Consulting GmbH, befindet sich der heimische Markt für externe Betriebsübergaben im Wachsen: „Es gibt viele erfolgreiche Unternehmer, die nach intensiven Jahren des erfolgreichen Aufbaus eines Unternehmens wieder in die zweite Reihe zurücktreten wollen bzw. Verantwortung und Stresslevel senken möchten. In diesen Situationen einen Verkauf des Unternehmens in Betracht zu ziehen, verbreitet sich immer mehr. Generell wird die Möglichkeit, das Unternehmen bei anstehender Pension, Krankheit oder auch bei dem Wunsch zu einem Wechsel in eine andere Branche zu verkaufen, heute viel häufiger in Betracht gezogen, als noch vor einigen Jahren.“ Rudolf Fantl ist überzeugt, dass ein ertragreiches Unternehmen mit einem nachhaltigen Konzept binnen eines Jahres mit Sicherheit einen Käufer finden wird: „Das Unternehmen sollte im besten Fall natürlich in einer Phase des wirtschaftlichen Erfolgs mit einer Aussicht auf weitere Steigerung verkauft werden. Umso früher man beginnt, sich mit einem Verkauf zu beschäftigen, umso besser ist es, diesen Zeitpunkt zu finden und darauf hinzuarbeiten. Vor allem, wenn das Unternehmen an einen externen Übernehmer verkauft werden soll und nicht innerhalb der Familie übergeben werden soll, ist es wichtig, sich rechtzeitig damit zu beschäftigen.“
Vorteile des externen Unternehmensverkaufs sieht Rudolf Fantl unter anderem und bei erfolgreicher Durchführung im guten Kaufpreis. „Bei einer Erbschaftsnachfolge muss eine Regelung gefunden werden, sodass der Vererbende schlussendlich nicht sowohl ohne Kaufpreis, als auch ohne weitere Einkünfte dasteht. Bei einem externen Verkauf entstehen für das Unternehmen neue Chancen, da neues Kapital für Investitionen zur Abschöpfung noch nicht genutzten Potenzials in das Unternehmen fließen kann. Oft stehen Unternehmen vor dem Sprung auf das nächste Level, hier ist eine externe Lösung, zum Beispiel mit einem Anteilsverkauf, sinnvoller. Wir empfehlen Unternehmern, sich rechtzeitig mit einem M&A-Berater zu besprechen, und bieten hierfür ein kostenfreies Erstgespräch an. So ein Gespräch macht auch Sinn, wenn man nicht sofort mit dem Verkauf beginnen will, sondern nur die aktuelle Situation des Unternehmens und eventuell für einen künftigen Verkauf notwendige Veränderungen erörtern will“, so Fantl.

Professionelle Beratung als wirkungsvolle Such- und Entscheidungshilfe
Fantl Consulting sucht Käufer für Unternehmen sowohl über die eigene Plattform www.betriebsboerse.at, als auch das Partnernetzwerk concess.de, wodurch der gesamte DACH-Raum abgedeckt wird. Viele potenzielle Interessenten sind in diesen Datenbanken bereits vorhanden. Auf das Interessentenprofil sollte man sich jedoch nicht bedingungslos versteifen. Es gibt nämlich häufig passende Interessenten aus gänzlich anderen Bereichen, vor welchem man die Augen nicht verschließen sollte. Kaufinteressenten finden sich immer. Es gilt, in weiterer Folge die passenden Interessenten herauszufiltern. Für eine erfolgreiche Übergabe ist es wichtig, dass der Käufer auf wirtschaftlicher und persönlicher Ebene mit dem Verkäufer harmoniert.

Familienunternehmen ohne konkrete Nachfolgeregelung
Die heimischen Familienunternehmen hinken in Sachen konkreter Nachfolgeplanung im internationalen Vergleich hinterher. Mehr als die Hälfte der im Rahmen der Family Business Survey 2016 von PwC Österreich befragten Eigentümerfamilien beabsichtigen, das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren an die nächste Generation weiterzugeben. Nur vier Prozent befassen sich mit dem Gedanken, ihren Betrieb zu verkaufen. „Die Übergabe eines Familienunternehmens von einer Generation zur nächsten war schon immer eine heikle Angelegenheit. Auch wenn sie sich intensive Gedanken über den Fortbestand ihres Betriebes machen, so verfügen lediglich acht Prozent der österreichischen Familienunternehmen über eine konkrete und gut dokumentierte Nachfolgeregelung. Hier hinken sie im internationalen Vergleich gewaltig hinterher“, so Rudolf Krickl, Partner bei PwC Österreich und Experte für Familienunternehmen.
Im operativen Bereich setzen immer mehr österreichische Betriebe auf familienexterne Expertise. Bereits 75 Prozent der Unternehmen sind durch Manager geführt, die nicht aus der Eigentümerfamilie stammen, und lediglich 58 Prozent beschäftigen noch Angehörige der Nachfolgegeneration mit Leitungsfunktionen. Wenn auch der Einsatz von Managern außerhalb der eigenen Reihen hoch ist, so verhalten sich Familienbetriebe restriktiver, wenn es um den Unternehmensbesitz geht: Gerade einmal 17 Prozent der Unternehmerfamilien in Österreich teilen ihr Firmeneigentum mit Nicht-Familienmitgliedern, im internationalen Vergleich liegt dieser Wert bei 33 Prozent.

Generationenkonflikte
Die nachfolgende Generation will die Erfolgsgeschichte ihrer jeweiligen Familienunternehmen fortschreiben – aber mit eigener Handschrift: Die Mehrheit der Next Generation, kurz: Next Gen, verstehen sich nicht nur als bloße Verwalter des Familienerbes, sondern als deren Gestalter. Auf die Aufgaben, die dieser Anspruch mit sich bringt, blickt die Next Gen laut der PwC-Studie „Great expectations: The next generation of family business leaders“ aber durchaus zuversichtlich. Doch kein Generationenwechsel verläuft ganz ohne Konflikte, insbesondere die Unternehmensübergabe kann zu einer schwierigen Aufgabe werden – für beide Seiten. Der Großteil der Next Gen ist besorgt, zu viel Zeit aufbringen zu müssen, um familieninterne Probleme zu bewältigen, und glaubt, dass es für die ältere Generation schwierig ist, loszulassen und sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen.
Einen weiteren Konfliktpunkt zwischen den Generationen bildet momentan auch die digitale Transformation. Nur 41 Prozent der Next Gen sind davon überzeugt, dass ihre Digitalstrategie das Geschäftsmodell optimal unterstützt. 29 Prozent bestätigen, dass Familienunternehmen die technologischen Möglichkeiten zögerlicher nutzen als andere Konzerne. Entsprechend fühlen sich 40 Prozent manchmal frustriert, wenn es darum geht, die Elterngeneration von neuen Ideen zu überzeugen. „In puncto Digitalisierung sollte sich die ältere Unternehmergeneration von der jüngeren überzeugen lassen“, so PwC-Vorstandsmitglied Peter Bartels. „Die technologische Entwicklung wird die Geschäftswelt von Grund auf verändern. Davon gehen auch 83 Prozent der kommenden Familienunternehmer aus, wie unsere Studie zeigt.“
Das sieht auch Christian Weber so, CEO der Karlsberg Brauerei, der in der Studie beschreibt, wie sein Weg an die Spitze des Familienunternehmens aussah. Er ist einer der Next-Gen-Vertreter aus verschiedenen Ländern, die im Rahmen der Studie einen Einblick in ihre Arbeit bei einem Familienunternehmen gaben. Weber sieht die große Chance des digitalen Wandels für sein Traditionsunternehmen in einer besseren Kommunikation und Planbarkeit: „Wie kann es uns gelingen, die Gastronomen der Zukunft zu beliefern, noch bevor sie eine Bestellung aufgeben?“ Für den CEO ist ein Umfeld, das Innovationen fördert, der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. (BO)