Zusammen ist man weniger allein

NEW BUSINESS - NR. 3, APRIL 2019
Coworking schafft Abwechslung und Synergien im Arbeitsalltag © Fotolia/sebra

Die Österreicher finden gefallen am flexiblen Arbeiten. Dabei wollen sie aber keinesfalls auf Interaktion, Inspiration und Innovation verzichten ...

... Kein Wunder also, dass Coworking-Büros auch hierzulande boomen.

Es geht längst um mehr als nur einen Schreibtisch mit Steckdose und schneller WLAN-Verbindung. Es geht um Synergien, um Innovation, um Inspiration. Um ein Arbeitsumfeld, das beflügelt und den Horizont erweitert. Die Rede ist von Coworking Spaces. Diese in den USA entstandene neue Art des Arbeitens, die vor allem bei Start-ups, Freelancern und Kreativen beliebt ist, bietet einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz in einem offen gestalteten Büro und den großen Vorteil des unternehmensübergreifenden Zusammenarbeitens. Für EHL Immobilien zählt Coworking bereits zu den großen Trends auf dem heimischen Büromarkt. Allein 2018 öffneten hunderte neue Spaces in Österreich ihre Pforten. Auch 2019 beginnt bereits vielversprechend mit vielen aufsehenerregenden Projekten.

Coworking Spaces als Treiber am Immobilienmarkt
Im vergangenen Jahr war der Wiener Büromarkt von der höchsten Fertigstellungsleistung seit mehr als zehn Jahren geprägt. Insgesamt kamen 260.000 m2 hochwertige Büroflächen auf den Markt, unter anderem Großprojekte wie der Austria Campus (160.000 m2) am Praterstern, The Icon Vienna (74.200 m2) am Hauptbahnhof oder das ViE (13.800 m2) an der Erdberger Lände. Diese Fertigstellungswelle wurde vom Markt sehr gut angenommen und die Objekte weisen teilweise einen Vorverwertungsgrad von bis zu 70 Prozent auf. „Dies ist besonders bemerkenswert, da die Mieten in diesen topmodernen Neuobjekten in Flachbauten mit bis zu 18,00 EUR/m2 doch über den Durchschnittsmieten von 14,80 EUR/m2 liegen“, sagt Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Es sei ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen vermehrt nach hochwertigen Erstbezugsflächen Ausschau gehalten haben, in denen die Ansprüche an moderne Arbeits- und Organisationskonzepte ideal umgesetzt werden können.
Ein im Vergleich zum Vorjahr merkbar gestärkter Treiber dieser Vermietungsleistung waren Coworking-Anbieter, die mit einem Anteil von ca. 13 Prozent am gesamten Flächenumsatz zu einer wichtigen Nachfragegruppe aufgestiegen sind. Anbieter wie z. B. Talent Garden mit ca. 4.900 m2 in der Liechtensteinstraße, Spaces mit ca. 8.000 m2 im Square Plus und ca. 5.000 m2 im The Icon Vienna folgen dem Trend zu mehr Flexibilität am Büromarkt, so Wernhart: „Projektbezogenes Arbeiten und entsprechend schwankende Mitarbeiterzahlen sind für immer mehr Unternehmen die Realität. Daher ist es sinnvoll, in den neuen Büroobjekten auch einen Teil der Flächen für Coworking-Anbieter konzeptionell einzuplanen, um auf die geänderten Anforderungen der Unternehmen reagieren zu können“, erklärt Wernhart.

Wo Kreative und Corporates aufeinandertreffen
Dass dieser Trend in Österreich bereits von einigen namhaften Unternehmen gelebt wird, zeigt ein Blick in die bereits bestehenden Coworking-Büros. So genießen neben zahlreichen Start-ups und Freelancern auch Konzerne wie etwa der Flugzeugkomponentenhersteller FACC, das Bauunternehmen STRABAG oder der Schalungstechniker DOKA die Vorteile dieses Zusammenarbeitens. Welche neuen Coworking-Projekte derzeit besonders beliebt sind und wo gerade neue Arbeitsplätze entstehen, hat NEW BUSINESS auf den folgenden Seiten recherchiert. (VM)


Talent Garden:

Ein Biotop für Techies

Die italienische Coworking-Kette Talent Garden ist Europas führende Innovationsplattform für die Digital- und Technologie-Community mit mehr als 3.500 Mitgliedern in acht Ländern, darunter Start-ups, Freiberufler, KMU und Konzerne. Im März 2019 eröffnete Talent Garden nach 300 Tagen Umbauarbeiten und rund drei Millionen investierten Euro seinen bisher größten ausländischen Campus in der Wiener Liechtensteinstraße 111–115. Der Campus erstreckt sich über sechs Etagen und rund 5.000 m² und bietet moderne Coworking Spaces sowie ein sehr vielfältiges Bildungs- und Lernprogramm und zahlreiche Veranstaltungen. Das spiegelt auch das Konzept wider, das sich insgesamt auf drei Säulen stützt: „Work“ (Arbeitsplatz), „Learn“ (Innovation School) sowie „Connect“ (Events).

Wo: Liechtensteinstraße, Wien-Alsergrund
Für wen: Digital- und Tech-affine Start-ups und innovative Unternehmen aller Größen
Wie viel:
• 1 Tag: 25 Euro
• Eigener Schreibtisch im Coworking Space mit Rund-um-die-Uhr-Zugang: 300 Euro/Monat
• Private und abschließbare Büros für ein Team von 3 bis 18 Personen: 1050 Euro / Monat
Besonderheiten:
• Innovationsschule, die Schulungen und Kurse in den Bereichen künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Blockchain-Technologie, LEAN-Start-up- und agile Methoden, Datenmanagement, Wachstumshacking-Marketing, UX-Design und digitale Transformation anbietet
• Zugang zu 23 Standorten in acht europäischen Ländern
vienna.talentgarden.org


4Gamechangers Hub:
Ein neues Zuhause für medienaffine Start-ups

Das Medienkonglomerat ProSiebenSat.1 PULS 4 eröffnete im Media Quarter Marx in Wien einen Arbeitsplatz für kleine und mittlere Unternehmen, die in einem inspirierenden Arbeitsumfeld ihre Tätigkeiten ausüben wollen. Großzügige Räumlichkeiten und State-of-the-Art-Infrastruktur finden sich im klimatisierten Dachgeschoss des Medienhauses wieder. „Unser Ziel ist es, dass viele junge, innovative Unternehmen in unser Unternehmen integriert werden und mit unseren Redaktionen, unseren Sales-Abteilungen, mit SevenVentures, zusammenarbeiten“, erklärt Daniel Zech, Head of SevenVentures Austria, die Idee dahinter. Der „First Mover“ im Start-up-Hub des Media Quarter Marx war 2018 die SCARLETRED Holding GmbH, ein österreichisches Life-Sciences-Start-up. Von den 75 Arbeitsplätzen sind 20 bereits vergeben.

Wo: Media Quarter Marx, Wien-Landstraße
Für wen: Start-ups mit zündenden Ideen, die an einer Zusammenarbeit mit einem großen Medienunternehmen interessiert sind.
Wie viel: Ein „Fix Desk“ kostet monatlich 250 Euro
Besonderheiten:
• Networking mit den Machern des 4Gamechangers ­Festivals inklusive Tickets für ebendieses
• Executive Coaching von ProSiebenSat.1 PULS 4, 4Creative Solutions
• Nutzung der Inhouse-Agentur zu Partnerkonditionen
www.4gamechangers.io/hub


Strada del Startup:
Die Straße in die digitale Zukunft

Die Strada del Startup bietet seit November 2018 im einzigartigen Ambiente der Tabakfabrik in Linz exklusiv 57 Private Offices in verschiedenen Größen an. Bisher zog der Coworking Space gleichermaßen Freelancer, Start-ups und Konzerne an. Damit starke Verbindungen zwischen Start-ups und Corporates entstehen können, wurde eine Begegnungszone geschaffen, die Innovation auf beiden Seiten ermöglicht. Corporates profitieren von der dynamischen Umsetzung mit den Start-ups sowie den frischen Ideen. Start-ups profitieren vom Netzwerk. Die Strada del Startup erfreut sich schon zahlreicher Bewohner – unter den First Mover waren Start-ups wie Blockpit und Vresh sowie Großunternehmen wie die Linz AG, FACC, Doka, Strabag, KPMG oder die Wiener Städtische.

Wo: Tabakfabrik in Linz, Peter-Behrens-Platz 10
Für wen: Start-ups, Freelancer, Remote Worker, EPU, KMU, aber auch Teams aus großen Unternehmen und Konzernen
Wie viel:
• Flexibler Sitz mit 24/7-Zugang: 100 Euro/Monat (ideal für Freelancer, Remote Worker & Meetings mit Teammitglieder und Kunden)
• Abschließbares, voll möbliertes Büro für 4 Personen – nur für Start-ups! 600 Euro/Monat
• Fixer Tisch in einem Private Office mit 24/7-Zugang: 300 Euro /Monat
• Abschließbares, voll möbliertes Büro für 4 Personen für Corporates: 2.400 Euro/Monat
Besonderheiten:
• Modernes, inspirierendes Work-Environment und Arbeiten außerhalb eingefahrener Bahnen
• Kontakt zu Gründern und Gründungsinteressierten, Start-ups, Business-Angels, Innovatoren, Developer sowie laufend innovative und inspirierende Events und Workshops in der factory300
• Großzügige, gemeinsam genutzte Flächen mit Ruhe-, Arbeits- und Meetingzonen in kreativ gestaltetem Umfeld
strada-del-startup.at


W48:
Arbeiten im trendigen Industrial-Style-Loft

Das W48 in Wien-Hernals bietet in den Räumlichkeiten, die jahrelang von der renommierten Modefirma Fürnkranz genutzt wurden, nicht nur beste Coworking Spaces und moderne Ausstattung, sondern auch die Möglichkeit, sich von Coworkern aus anderen Bereichen inspirieren zu lassen, sei es nun im Rahmen eines Gesprächs in der gemütlichen Café-Bar oder während eines Tischfußballturniers in der Get Together Area. Auch die Option eines gemeinsamen Trainings im bestens ausgestatteten Office Gym ist gegeben – dieses ist für jede Sportart geeignet, egal, ob Ausdauertraining, Crossfit, Weightlifting oder Yoga auf dem Programm steht. Derzeit sind Unternehmen wie Kaffeetschi, Domonda, Sportnahrung.at oder iDwell eingemietet.

Wo: Wattgasse in Wien-Hernals
Für wen: Design-affine Jungunternehmer
Wie viel: ab 249 Euro im Monat
Besonderheiten:
• W48 bietet zusätzliche Services wie Steuerberatung, Buchhaltung, Rechtsberatung für Start-ups
• W48 geht den Start-ups im Onlinemarketing, zum ­Beispiel beim Aufsetzen von Google Ad Campaigns, KPI-Auswertungen oder der SEO-Optimierung, zur Hand
• Assistenz bei der Strukturierung, Planung, Durchführung und Erfolgskontrolle von Projekten
• Unterstützung von Jungunternehmern in zahlreichen IT-Belangen, wie etwa dem Aufsetzen einer neuen Homepage oder der Entwicklung einer App
• Office Gym
www.w48.at


Spaces:
Prachtvolle Beletage als vierte Wien-Dependance

Nach Eröffnung des ersten Standorts im Wiener Orbi Tower 2018 können sich Nutzer von flexiblen Arbeitsplatzlösungen im Jahre 2019 über gleich drei neue Locations der niederländischen Kette Spaces in Wien freuen. Neben den Eröffnungen im The Icon am Wiener Hauptbahnhof und der Dependance im Square One im 19. Bezirk im September, wird der brandneue Standort das „Haus am Schottentor“, die ehemalige Creditanstalt-Zentrale am Wiener Schottenring, sein. Spaces Members erwartet im geplanten Ausbau des 1912 erbauten Prunkbaus eine ganz besondere Arbeitsatmosphäre. In der prachtvollen Beletage des denkmalgeschützten Gebäudes soll auf knapp 9.000 m2 das neue Aushängeschild des international rasant wachsenden Coworking-­Anbieters aus Amsterdam entstehen.

Wo: Seit 2018: Orbi Tower in Wien-Erdberg, Eröffnungen 2019: The Icon am Wiener Hauptbahnhof, Square One in Wien-Döbling, Haus am Schottentor
Für wen: Laut eigenen Angaben will Spaces Denker, ­Erfolgstypen und Träumer zusammenbringen
Wie viel: Auf Anfrage
Besonderheiten im Orbi Tower:
• Einfache Anbindung an den Flughafen
• Atemberaubende Aussicht auf die Stadt
• Spaces Leihfahrräder laden ein, um in der Mittagspause den Wiener Prater oder den Donaukanal zu erkunden
www.spacesworks.com


Das Packhaus am Heumarkt:
Exklusives Coworken nur für Frauen

Das Areal mit der Adresse Am Heumarkt 4 in Wien ist wohl das meistdiskutierte Immobilienprojekt der letzten Monate. Das dort geplante Hochhaus fiel einem Weltkulturerbe-Streit zum Opfer und steht nach wie vor auf wackligen Beinen. Der Verein Paradocks nutzt in der Zwischenzeit den Ort und eröffnete im Jänner 2019 einen Coworking Space. Das Besondere daran: Auf den 800 m2 stehen 20 Büros, Meetingräume und Community Spaces ausschließlich für Frauen zur Verfügung. „Wir sind stolz, dass wir anscheinend der erste female-only Coworking Space Österreichs sind“, sagt Margot Deerenberg, Gründerin des Vereins Paradocks, der hinter dem Betreiber Das Packhaus steht.

Wo: Am Heumarkt in Wien-Landstraße
Für wen: Jungunternehmerinnen
Wie viel: 150 Euro/Monat für einen fixen Arbeitsplatz mit 24-Stunden-Zutritt
Besonderheiten:
• Günstiger als ein durchschnittlicher Coworking-Platz
• Zwischennutzungsprojekt auf vieldiskutiertem Gelände
• Nur für Frauen
www.daspackhaus.at