Übung für den Notfall

NEW BUSINESS Guides - TRANSPORT- & LOGISTIK GUIDE 2023
Die Katastrophenszenarien wurden digitalisiert und im Laufe der Übung mithilfe von Virtual-Reality-Technologie wiedergegeben. © EU Modex

Eine Passagierfähre und ein Containerschiff kollidieren und lösen eine weitreichende Umweltkatastrophe aus. Das war das Übungsszenario der DBX EU MODEX on Marine Pollution ...

... an der das niederösterreichische Unternehmen Die Krisenplaner GmbH federführend mitwirkte.

Schlechte Sicht auf stürmischer See und mittendrin eine Passagierfähre sowie ein Containerschiff. Es kommt, was kommen muss: Die Schiffe kollidieren, und sofort schrillen die Alarmglocken bei den zuständigen Stellen. Diesmal war es jedoch zum Glück nur eine Übung im Rahmen der DBX EU MODEX on Marine Pollution, an der vom 26. Februar bis 3. März 2023 im finnischen Porvoo 44 Expert:innen für Katastrophenschutz, Küstenwache und Umweltschutz aus 14 Ländern teilnahmen.

Umgesetzt wurde die Übung erstmals als diskussionsbasiertes Planspiel mit moderner VR-Visualisierung, an dessen Konzeption, Planung und Durchführung Die Krisenplaner GmbH aus Niederösterreich federführend mitwirkte.

Solche Übungen sind wichtig, da bei Notfalleinsätzen das nahtlose Zusammenspiel verschiedener Akteure, Systeme und Techniken gefragt ist. So werden bereits seit Jahren Ressourcen, Einsatzkräfte und Fachwissen gemeinsam von EU-Katastrophenschutzverfahren und EMSA (Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs) koordiniert und genutzt. Denn Unfälle und maritime Vorfälle gehen nicht immer glimpflich aus, wie die EMSA ernüchternd Bilanz zieht:

2021 ereigneten sich in den Küstenmeeren und Binnengewässern der EU-Mitgliedsstaaten insgesamt 2.637 Zwischenfälle, 52 davon mit fatalen Folgen: 14 Schiffe sanken, es gab 621 Verletzte und 36 Tote, und 58-mal wurde die Umwelt verschmutzt.

Ziele der EU-Katastrophenschutzübung
Die EU-Katastrophenschutzübung für Meeresverschmutzung soll dabei helfen, die Rettungskette bei Schiffsunglücken früher in Gang zu setzen. „Nur wenn jeder Handgriff sitzt und die Teams gut aufeinander eingespielt sind, können Such- und Rettungsmannschaften sowie Katastrophenschutzeinheiten im Ernstfall rasch helfen. Das gilt vor allem für internationale Katastrophen, wo Behörden und Organisationen aus mehreren Ländern Hand in Hand zusammenarbeiten“, sagt Markus Glanzer, Geschäftsführer von Die Krisenplaner GmbH.

Vorrangiges Ziel der EU-MODEX-Übung war, Beziehungen zwischen den wichtigsten Akteuren des maritimen Notfallmanagements zu knüpfen und sie zu intensivieren – und dadurch in der Krise noch effektiver zu agieren. In der Praxis arbeiten bereits alle involvierten Behörden und Stakeholer regionaler Meeresübereinkommen – wie den Abkommen von Kopen­hagen, Bonn und Lissabon sowie den Übereinkommen von Helsinki, Barcelona und Bukarest – strategisch zusammen.

Die Erkenntnisse der EU MODEX on Marine Pollution sollen künftig die Zusammenarbeit und Koordination auf taktischer und strategischer Ebene weiter verbessern. Wichtigste Voraussetzung dafür ist ein besseres Verständnis bestehender Standardarbeitsanweisungen (SOP), Leitlinien und Handbücher der unterschiedlichen Regionen. 

Diskussionsbasiertes Planspiel mit moderner VR-Technologie 
Bei dieser EU-Katastrophenschutzübung handelte es sich um ein Planspiel auf Diskussionsbasis, eine sogenannte Discussion Based Exercise (DBX). Dabei diskutierten vier regionale Teams, wie das skizzierte Schiffsunglück in der Ostsee, in der Nordsee/im Atlantik, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer in der Praxis zu bewältigen sei.

Die Übung gliederte sich dabei in vier Phasen – Alarmierung, Rettung, Umweltauswirkungen und Langzeitfolgen. Das angewandte Übungsdesign, bestehend aus Seminar, Tabletop-Übung und Workshop, hat sich in der Übungspraxis im Hinblick auf Qualität und Effizienz bestens bewährt. 

Um den Teilnehmer:innen ein möglichst realistisches Bild der Katastrophe zu vermitteln, wurden die Szenarien digitalisiert und mithilfe von Virtual-Reality-Technologie in der Übung wiedergegeben. „Die digitale Visualisierung macht es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer leichter, sich auf das konkrete Szenario einzustellen. Deshalb wurde die in der Praxis erprobte Übungsmethodik mit VR-Technik kombiniert“, erklärt Krisenplaner-Geschäftsführer Karl Dieter Brückner.

So kann kostengünstig und sicher für den Ernstfall trainiert werden, ohne die Teilnehmenden oder Schiffe auf hoher See in Gefahr zu bringen. Für die DBX EU MODEX wurden verschiedene Szenarien des maritimen Unfalls entworfen, die großflächige Meeresverschmutzungen sowohl auf dem Wasser (Offshore) als auch im Küstenbereich (Shoreline) vorsahen.

Ausschreibung im Konsortium gewonnen
Markus Glanzer und Karl Dieter Brückner waren als erfahrene Krisenmanager maßgeblich in die Konzeption, Planung und Übungsleitung der DBX EU MODEX on Marine Pollution in Finnland eingebunden. Zwölf Monate lang wurde die EU-finanzierte Übung, unter der Leitung des Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Deutschland, akribisch bis ins kleinste Detail geplant, um Schiffsunglücke und Umweltkatastrophen künftig rascher und effektiver bewältigen zu können.

„Als junges Unternehmen sind wir natürlich stolz darauf, die Expertinnen und Experten für Seefahrt und Meeresverschmutzung mit unserer Expertise in der Übungsplanung zu unterstützen. Aber eine Ausschreibung gewinnt man nur mit starken Partnern an seiner Seite“, so Glanzer.

Im Herbst 2021 beteiligte sich Die Krisenplaner GmbH an der Ausschreibung für die Durchführung der ersten DBX EU MODEX on Marine Pollution. Gemeinsam mit weiteren Konsortialpartnern aus Deutschland (Competence Center EU Civil Protection and Disaster Assistance der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Deutschland sowie KSK – Katastrophenschutz, Sicherheitsplanung & Krisenmanagement), Finnland (ITÄ-Uuden­maan Pelastuslaitos), Italien (Dipartimento della Protezione Civile) und Malta (Authority for Transport in Malta) konnte das Konsortium mit seiner Expertise überzeugen und war im Anschluss für Konzeption, Planung, Durch­führung und Evaluierung der Übung verantwortlich. (RNF)


INFO-BOX
Gewonnene Erkenntnisse im Detail: 
• Alle relevanten Stakeholder sollten frühzeitig alarmiert und informiert werden, falls eine Intervention erforderlich ist.
• Klare Verfahren und Notfallpläne sind unerlässlich, um Zeit zu sparen und sicherzustellen, dass die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.
• Bei Übungen und tatsächlichen Notfällen sollte ein ganzheitlicher Ansatz unter Einbindung aller relevanten Stakeholder angewendet werden.
• Gemeinsame nationale und ­internationale Trainings und Übungen von See- und Landbereichen sollen durchgeführt werden, um reale Notfallsituationen zu üben.

Identifizierte Good-Practice-Maßnahmen: 
• Gute nationale Koordination unter der Leitung des Maritime Response Coordination Center (MRCC) ist bereits vorhanden.
• Effektive Informationsweitergabe aller Beteiligten wird gewährleistet.
• Gute Zusammenarbeit mit benachbarten MRCCs und europäischen Agenturen sowie zwischen Land- und Seebehörden wird vielfach praktiziert.
• Präventionsaktivitäten zur Vermeidung von Unfällen oder Notfällen auf See werden bereits durchgeführt.

www.marine-pollution.eu-modex.eu
www.krisenplaner.at