Mangelnde Vorbereitung

NEW BUSINESS Guides - STUDIEN- & BILDUNGS GUIDE 2017
In Österreich bietet fast jede größere Universität oder Fachhochschule ein Karrierezentrum für Studierende und Absolventen an, um ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. © Pixabay

Schlechte Noten für heimische Career-Services

Acht von zehn Studierenden in Österreich sind mit ihrer Hochschule im Großen und Ganzen zufrieden. Allerdings tun Hochschulen noch zu wenig dafür, ihre ­Studierenden auf das Arbeitsleben vorzubereiten.

Der Career-Service, der Praxisbezug des Studiums sowie die Kooperation der Hochschulen mit der Wirtschaft erhalten laut dem trendence Graduate Barometer von den Studierenden schlechte Noten. Konkret bedeutet das: Nur die Hälfte der Studierenden ist mit der Beratung durch den Career-Service zufrieden. Das Angebot an ausgeschriebenen Stellen für Praktika oder Einstiegsjobs sowie die Zusammenarbeit mit Unternehmen bei Forschungsprojekten schneiden im Urteil der Studentenschaft ebenso schlecht ab. Mit dem Angebot an Job- und Karrieremessen auf dem Campus sind nur drei von fünf Studierenden zufrieden.
„Genau diese Dinge sind es aber, die Studierende am besten aufs Arbeitsleben vorbereiten. Sie erwerben wertvolle Fähigkeiten, bekommen Einblicke ins Arbeitsleben und knüpfen Kontakte für den Einstieg. Von insgesamt 28 Kriterien, anhand derer die Studierenden ihre Hochschule bewerten, schneiden diese Faktoren am schlechtesten ab“, so Bernhard Vierhaus, Country Manager Österreich bei trendence.

Fachliche Kompetenz an Hochschulen ist top
Zum Vergleich: Am zufriedensten sind die Studierenden mit der fachlichen Kompetenz ihrer Dozenten. 88 Prozent der Studierenden beurteilen diese positiv, gefolgt vom WLAN mit 82 Prozent und der Verkehrsinfrastruktur auf dem Campus mit 76 Prozent. Die Studierenden beurteilen darüber hinaus das Angebot der Bibliotheken, die Internationalität des Studiums, den Service an der Hochschule und die studentischen Aktivitäten.

Unternehmen sind auf dem Campus gefragt
„Hochschulen tun noch zu wenig, um ihre Studierenden beim Jobeinstieg zu unterstützen“, so Vierhaus. „Die Mitarbeiter der Career-Center haben meist wenig oder gar keine Erfahrung mit praktischer Personalarbeit in Unternehmen und können Studierenden oft nur theoretisches Wissen vermitteln. Wenn mehr Unternehmen aktives Hochschulmarketing betreiben, ist das eine Win-win-Situation für alle Seiten: Die Arbeitgeber sind auf dem Campus nah an ihrer Zielgruppe und können die potenziellen Mitarbeiter direkt mit Informations- und Beratungsangeboten unterstützen und sie so von einem Job bei sich im Haus überzeugen. Die Hochschulen decken den Bedarf ihrer Studierenden an Karriereplanung und werden entlastet. Die Studierenden erhalten wertvolle Tipps und Einstiegsmöglichkeiten.“ Als bereits besonders aktiv auf dem Campus gelten unter Studierenden Hofer, die Raiffeisen Zentralbank und Siemens. Aber auch das Engagement der voestalpine, der Ersten Bank und von Deloitte wird von den Studierenden wahrgenommen.

Studierende erwarten Stellenangebote und Gastvorlesungen von Arbeitgebern
Die Studierenden haben konkrete Wünsche an die Arbeitgeber auf dem Campus. 62 Prozent wünschen sich von Unternehmen, dass sie Stellenangebote für Praktika oder Einstiegsjobs auf dem Campus aushängen und so Einstellungsbedarf und Einstiegsmöglichkeiten transparent werden. Gastvorlesungen findet knapp die Hälfte der Studierenden gut. Sie ermöglichen Einblicke in die unternehmerische Praxis und das Arbeitsumfeld. Zwei von fünf Studierenden, darunter besonders viele Studierende technischer Fächer, wollen mehr Forschungsprojekte mit Unternehmen. Bei Wirtschaftswissenschaftlern sind hingegen Unternehmenspräsentationen beliebter.

Effizienz im Hochschulmarketing für Unternehmen wichtig
„Unternehmen müssen sehr genau definieren, an welchen Fachhochschulen oder Universitäten sich Hochschulmarketing für sie lohnt. Für die Auswahl ist wichtig, dass ihre Wunschbewerber dort studieren, wie stark der Mitbewerb auf dem Campus ist und wie attraktiv sie an der Hochschule als Arbeitgeber bereits sind“, rät Vierhaus. „Wir machen leider immer wieder die Erfahrung, dass Unternehmen Hochschulen zu Zielhochschulen erklären, nur weil der Geschäftsführer dort ­studiert hat. Das kann in Ausnahmefällen die richtige Wahl sein, meist erweist es sich jedoch als ineffizient.“ (BO)