Weinernte bei großer Hitze in Sizilien © APA - Austria Presse Agentur

Von Sonnensegeln über Räume zum Abkühlen bis hin zum Arbeitsverbot mittags: Südliche Länder wie Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei müssen die Beschäftigten und generell die Bevölkerung von jeher vor zu hohen Temperaturen schützen. In manchen Ländern gibt es gesetzliche Vorgaben, andere setzen auf längst etablierte Maßnahmen wie Siesta, geschlossene Geschäfte in den Mittagsstunden und längere Arbeit am Abend. Ein Überblick:

ITALIEN

Im beliebtesten Reiseland der Österreicherinnen und Österreicher reicht die Tradition der Siesta bis ins antike Rom zurück. Damals legten die Menschen zur "hora sexta", also zur sechsten Stunde nach Sonnenaufgang, eine Pause ein - meist um die Mittagszeit, also ganz ähnlich wie kleine Geschäfte zu Greißlers Zeiten auch noch in Österreich. Auch heute noch ist es in Italien in vielen kleineren Städten üblich, dass Geschäfte zwischen 13.00 und 16.00 Uhr geschlossen sind. In Großstädten setzt sich hingegen ein durchgehender Arbeitstag durch.

Trotz wiederkehrender Hitzewellen hat die italienische Regierung noch keine einheitlichen Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmende erlassen. Stattdessen haben mehrere Regionen in Eigenregie Anti-Hitze-Verordnungen beschlossen. Als Grundlage dient die Webseite Worklimate 2.0, entwickelt vom Nationalen Forschungsrat und dem Arbeitsunfallinstitut INAIL. Anhand von Temperatur, Feuchtigkeit und körperlicher Belastung ermittelt sie das tägliche Arbeitsrisiko: Liegt ein Unternehmen im rot markierten Bereich, müssen die Arbeiten zu festgelegten Zeiten eingestellt werden. Betroffen sind etwa Baustellen, Steinbrüche und landwirtschaftliche Betriebe.

SLOWENIEN

Der Schutz für Arbeit bei Hitze im Freien ist nicht im Detail geregelt, die Konföderation der freien Gewerkschaften ZSSS hat aber dafür Vorschläge unterbreitet. Hingegen gibt es Gesetze für Arbeitsplätze in Innenräumen, dort darf es nicht wärmer als 28 Grad sein.

KROATIEN

Im beliebten Reiseland vieler Österreicher gibt es keinerlei Gesetze zum Hitzeschutz. Alles bleibt dem Ermessen der Arbeitgeber überlassen. Das kritisieren die Gewerkschaften - und verlangen Regeln nach dem Modell Frankreichs.

UNGARN

Dort gibt es eine sehr detaillierte Verordnung zum Arbeitsschutz bei Hitze. Es gibt viele Abstufungen, je nach physischer Schwere der Arbeit. Wird draußen bei mehr als 27 Grad schwer gearbeitet, muss der Arbeitgeber für ausreichend Flüssigkeit und Pausen sorgen. Beschäftigte in Büros hingegen müssen bis zu 31 Grad schutzlos ertragen, erst dann muss der Arbeitgeber etwa mit Kühlungsmaßnahmen eingreifen.

SPANIEN

Gesetzliche Regelungen zum Schutz der Beschäftigten sind zuletzt verschärft worden. Linderung für alle sollen zudem über die Straßen gespannte Sonnensegel sowie Trinkwasserstellen, Bäume, Verkehrsberuhigung und Abkühlräume bringen. Abseits der Metropolen machen die Spanier traditionell ihre berühmte Siesta, meist zwischen 14.00 und 17.00 Uhr.

Die Regeln zum Hitzeschutz wurden auch in Reaktion auf den tödlichen Hitzschlag eines Mitarbeiters der Stadtreinigung in Madrid 2022 bei mehr als 40 Grad verschärft. Seit 2023 müssen Arbeiten im Freien während extremer Hitze eingeschränkt oder ganz unterbrochen werden. Bei Verstößen drohen Strafen bis zu einer knappen Million Euro. Die Regelung greift, wenn der staatliche Wetterdienst AEMET eine Hitzewarnung der Stufe Orange oder Rot herausgibt. In der Praxis klappt das aber nicht immer: Gewerkschaften kritisieren, dass gerade kleinere Betriebe in Sektoren wie Landwirtschaft, Bau und Tourismus leicht unter dem Radar staatlicher Kontrollen bleiben.

FRANKREICH

Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Hitzewellen gibt es neue Maßnahmen in vielen Bereichen. Zuletzt wurden mit 1. Juli die Vorschriften bezüglich der Vorkehrungen verschärft, die öffentliche Arbeitgeber bei Hitzewellen treffen müssen. Dabei geht es um den Schutz vor Hitze und Sonne am Arbeitsplatz und das Bereitstellen von mindestens drei Litern Wasser pro Arbeitnehmer, wenn es an Ort und Stelle kein fließendes Trinkwasser gibt.

Ansonsten dient der französische Ferienrhythmus ähnlich wie in Österreich schon lange als Schutz vor der ärgsten Hitze: Im August ist das ganze Land im Ferienmodus, viele Menschen sind verreist, Betriebe geschlossen und wo es geht, nehmen die Menschen ihren Jahresurlaub. Schon im Juli packen viele ihre Koffer.

GRIECHENLAND

Ab 40 Grad Celsius im Schatten öffnen griechische Großstädte während Hitzewellen öffentliche klimatisierte Gebäude, in denen man sich tagsüber aufhalten darf. Zudem untersagte das griechische Arbeitsministerium bei Hitze in den jeweils betroffenen Regionen des Landes die Arbeit im Freien zwischen 12.00 und 17.00 Uhr. Das gilt etwa für Bauarbeiter und die Landwirtschaft, aber auch für Lieferdienst-Beschäftigte, die per Moped Verpflegung bringen. Bei Zuwiderhandlung droht den Unternehmen bis zu 2.000 Euro Strafe je betroffenen Mitarbeiter. Vorgaben gibt es zudem für die Privatwirtschaft, die gesetzlich verpflichtet ist, Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen oder in den Büros Klimatisierung vorzuhalten.

RUMÄNIEN

Das Arbeitsgesetz regelt, dass der Arbeitgeber das Arbeitsprogramm bei extremer Hitze anpassen muss und in den Mittagsstunden pausiert wird. Er muss auch Trinkwasser und schattige Rückzugsplätze zur Verfügung stellen und für Lüftung sorgen, ansonsten muss die Arbeit zwischen 11.00 und 17.00 Uhr ruhen. Die Angestellten dürfen die Arbeit ablehnen, wenn es zu heiß ist. Als Grenzwert gelten hier 37 Grad im Schatten, wenn diese Temperatur mehr als zwei Tage nacheinander andauert.

SERBIEN

Es gibt Strafen für Arbeitgeber, die gegen den Hitzeschutz verstoßen. Bis zu 17.000 Euro werden für Unternehmen fällig. Arbeitnehmer können einen Arbeitgeber, der keine Maßnahmen für ihre sichere und gesunde Arbeit im Freien bei hohen Außentemperaturen getroffen hat, anonym der Gewerbeaufsichtsbehörde melden. Als Grenzwert gelten 36 Grad. Fraglich ist, inwieweit die Sanktionen im Alltag umgesetzt werden.

TÜRKEI

Büros und Krankenhäuser sowie U-Bahnen und Busse sind in der Regel klimatisiert. Wer auf Baustellen oder in der Landwirtschaft arbeitet, wird dazu aufgerufen, die Mittagssonne zu meiden und ausreichend Wasser zu trinken. Bei sehr starker Hitze schließen Schulen gelegentlich. Von der Regierung angetriebene Maßnahmen zur Kühlung der Städte, wie etwa Begrünung, um die Temperaturen zu senken, gibt es bis jetzt nicht.